Luca De Meo riskiert viel

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Was treibt einen erfolgreichen Automanager wie Renault -Chef Luca De Meo, mitten im Lauf zu neuen aufsehenerregenden Automodellen und unternehmerischen Sanierungserfolgen die Branche zu wechseln? De Meo soll nun Chef des kriselnden Luxuskonzerns Kering werden. Dass er von einer neuen Zukunftsperspektive für Gucci-Handtäschchen und Saint-Laurent-Mode ebenso viel versteht wie von der Entwicklung und Vermarktung attraktiver Autos, muss De Meo aber erst noch beweisen. Dass er mit stilbewusster Kleidung zur ersten Riege modebewusster italienischer Topmanager gehört, hat De Meo längst gezeigt.

Die “Killer Application“ zwischen Italien und Deutschland

In der Autobranche hat er längst Spürnase und Urteilsvermögen in strategischen Fragen bewiesen. De Meo war in den Neunziger Jahren federführend beteiligt an der Markteinführung des ersten Toyota Yaris, des damaligen Angstgegners französischer Autohersteller und der Italiener von Fiat. Für die war er erfolgreich bei der Markteinführung der Modelle Punto und 500. Dann entdeckte ihn der damalige Volkswagen-Chef Martin Winterkorn, mit der Bemerkung, die Mischung von italienischem Talent für Marken und Marketing mit deutscher Technik sei eine „Killer Application“.

Nach Stationen bei VW und Audi bekam De Meo die Chefposition von Seat, der scheinbar langweiligsten Marke im VW-Imperium, doch dort entwickelte er aus dem Nichts den Namen Cupra zur hipsten Marke des Konzerns. Reicht das zum Erfolg in der Modebranche? Dafür muss De Meo wahrscheinlich noch ein paar weitere Charakterzüge mitbringen, für die sein langjähriger Mentor, der Fiat-Sanierer Sergio Marchionne, ein Vorbild war.

Ein Vorbild für harte Entscheidungen

Marchionne war schnell und hart mit Entscheidungen. De Meo hat darunter gelitten, als ihm etwa die Vorbereitungszeit für die Einführung eines neuen Fiat Punto von zwölf auf sechs Monate verkürzt wurde, aber er hat die Prüfung mit Bravour bestanden. So erklärte es sich jetzt, dass der neue Renault-Chef am zweiten Tag der Amtszeit durch die Designstudios lief und viele Modellprojekte stoppte, andererseits aus einer Ecke ein Studie des neuen Renault 5 hervorholte und zu ende entwickeln ließ. Dieses Auto ist gerade zum attraktivsten kleinen E-Auto avanciert.

Solche Entschlossenheit wird ein Krisenkonzern wie Kering brauchen. Eine Erfolgsgarantie ist sie nicht. Es zeugt von Mut, dass sich De Meo nach 33 Jahren in der Autobranche nicht bequem Resultate bei Renault einfahren will, sondern sich noch einmal in ein sicher hoch dotiertes, aber auch hochriskantes neues Abenteuer stürzt.