Frankreich empört mit Ausschluss israelischer Industrie

10

Schwarze Wände versperren in Halle drei den Blick auf die Messestände, an denen Rafael, Elbit, Uvision und IAI eigentlich ihre neuen Innovationen zur Schau stellen wollten. Der Stand von Ashot lässt sich zwar betreten, ist aber verwaist. Auch bei Odysight und Aeronautics herrscht gähnende Leere. Die Empfangsdame vor dem Pavillon des israelischen Verteidigungsministeriums blickt ernst und antwortet auf Fragen knapp.

Der Teilausschluss der israelischen Rüstungsindustrie von der Luft- und Raumfahrtmesse in Le Bourget sorgte am Montag für Gesprächsstoff – und scharfe Kritik aus Israel. Das Verteidigungsministerium in Tel Aviv sprach von einer „empörenden und beispiel­losen Entscheidung“. Konkret hat die französische Regierung nach eigenen Angaben israelischen Herstellern von Angriffswaffensystemen untersagt, diese an ihren Ständen zu zeigen. Hintergrund sind die kriegerischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten.

Drohnen statt Passagierflugzeuge

Stärker als in früheren Ausgaben von Le Bourget steht bei der diesjährigen Messe das Militärgeschäft im Mittelpunkt. Statt Innovationen aus der zivilen Luft- und Raumfahrttechnik gehört die Bühne dem Kriegsgerät. Dazu gehören eine neue Kamikazedrohne des europäischen Raketenbauers MBDA oder der Weltraumüberwachungsdienst Helix des Raumfahrtkonzerns Arianegroup, der wie viele andere Branchenvertreter gerade angesichts des wachsenden deutschen Wehretats im Militärgeschäft expandiert.

Doch die Militarisierung der Messe geht unmöglich unpolitisch vonstatten. Sie wirft die Frage auf, ob wirklich Schausteller aus aller Welt ihre Waffensysteme vorführen dürfen, und vor allem jene, die gerade in kriegerischen Auseinandersetzungen zum Einsatz kommen. Schon bei der Rüstungsmesse Eurosatory vor den Toren von Paris im vergangenen November hatte Frankreich israelischen Unternehmen die Bühne verweigert.

In Le Bourget sind die Militärs vieler Länder nicht weit.
In Le Bourget sind die Militärs vieler Länder nicht weit.Simone Perolari

Israelische Aussteller ausgeschlossen – auch aus wirtschaftlichen Interessen?

So ist es nun auch in Le Bourget, wenngleich die Entscheidung offenbar erst kurzfristig gefällt worden ist. Auf israelischer Seite hebt man hervor, erst wenige Stunden vor dem Messestart darüber informiert worden zu sein. Die Aufstellung schwarzer Wände sei mitten in der Nacht durchgeführt worden, nachdem israelische Beamte und Unternehmen schon mit dem Aufbau ihrer Exponate fertig waren, beklagt das Verteidigungsministerium in Tel Aviv weiter.

Man spricht von einer „einseitigen Maßnahme“ und weist darauf hin, dass Dutzende weitere Pavillons etwa aus der Türkei oder China geöffnet blieben. Dahinter steckten auch kommerzielle Motive. „Die Franzosen verstecken sich hinter angeblich politischen Erwägungen, um israelische Angriffswaffen von einer internationalen Ausstellung auszuschließen – Waffen, die mit der französischen Industrie konkurrieren“, so das israelische Ministerium.

In Paris weist man die Vorwürfe zurück und betont, dass sich die israelische Seite schlicht nicht an Absprachen gehalten hätte. „Wir haben eine genaue Liste der Waffen übermittelt, die nicht ausgestellt werden dürfen“, zitierte die Zeitung „Les Echos“ einen Sprecher des französischen Generalsekretariats für Verteidigung und nationale Sicherheit, das dem Premierminister untersteht. „Sie haben unsere Anweisungen nicht befolgt, unsere Aufforderungen waren klar, es gibt keine Überraschung, dies ist das Ergebnis einer Diskussion, die vor mehr als zwei Wochen begonnen hat“, sagte er.

Nach Flugzeugabsturz: Boeing-Chef nimmt nicht an der Messe teil

Die geplanten israelischen Stände hatten in Frankreich schon im Vorfeld von Le Bourget für politische Diskussionen gesorgt. Vergangene Woche hatte ein Gericht den Antrag von Verbänden abgelehnt, die mit Verweis auf die „internationalen Verbrechen” den Ausschluss der Unternehmen von der Messe gefordert hatten. Lokalpolitiker hatten am Montagmorgen ihren traditionellen Besuch der Veranstaltung abgesagt.

Doch nicht nur wegen der Debatte um die israelischen Stände wurde zum Auftakt von Le Bourget nicht wie sonst üblich aufgeregt über neue milliardenschwere Großaufträge der Luftfahrtindustrie diskutiert. So erklärte der amerikanische Flugzeughersteller Boeing, dass angesichts des Unglücks einer 787-Maschine in Indien nicht die Bestellungen im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen sollten. Schon am Freitag hatte Konzernchef Kelly Ortberg erklärt, der Messe fernzubleiben.

Und so war es Montag einzig der europäische Hersteller Airbus, der mit Großaufträgen von sich reden machte. Den Anfang machte eine Bestellung über zehn Großraumfrachter vom Typ A350F und 30 Mittelstreckenjets aus der A320neo-Baureihe durch das saudische Leasingunternehmen Avilease. 25 Großraumflugzeuge vom Typ A350 orderte mit Riyadh Air ebenfalls ein Unternehmen aus Saudi-Arabien. Im weiteren Tagesverlauf vermeldete Airbus dann noch Bestellungen durch die japanische ANA Holdings, die unter anderem die Fluggesellschaft All Nippon Airways unter ihrem Dach beherbergt, und durch die polnische Fluggesellschaft Polish Airlines.