Der Wohnungsbau in Deutschland kommt voran

6

Der Aufwärtstrend im seit langem kriselnden Wohnungsbau dauert an: Im April genehmigten die Behörden in Deutschland den Neubau und Umbau von insgesamt 18.500 Wohnungen. Das waren nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes 4,9 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. 15.000 dieser Wohnungen sollen in neuen Gebäuden entstehen – ein Plus von 5,1 Prozent zum April 2024, wie die Wiesbadener Statistiker mitteilten.

Auch die bisherige Jahresbilanz fällt positiv aus: Von Januar bis einschließlich April 2025 summierte sich die Zahl der Baugenehmigungen im Wohnungsbau auf 73.900. Das waren den Berechnungen zufolge 3,7 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Allerdings verzeichnen die Statistiker bei Mehrfamilienhäusern eine Stagnation, während mehr Einfamilienhäuser errichtet werden.

Dieser Zwischenerfolg steht der seit Jahren angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt entgegen. Vor allem in Ballungsräumen ist bezahlbarer Wohnraum knapp. Zur Miete Wohnen wird in deutschen Großstädten trotz Mietpreisbremse immer teurer. Einer Auswertung des Bauministeriums zufolge stiegen die Angebotsmieten in den 14 größten kreisfreien Städten seit 2015 durchschnittlich um fast 50 Prozent. Am stärksten betroffen ist demnach Berlin, wo die Neumieten mehr als verdoppelt wurden.

Berlin, Leipzig und Bremen mit größtem Plus

Die Zahlen stammen vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Sie spiegeln das Angebot, auf das Wohnungssuchende treffen, wenn sie im Internet nach einer Mietwohnung mit einer Wohnfläche von 40 bis 100 Quadratmetern suchen. Nicht berücksichtigt sind Aushänge, Wartelisten und die direkte Maklervermittlung. Das könne die Daten verzerren, warnte das Ministerium.

Am teuersten ist das Mieten der Auswertung zufolge weiterhin in München mit Quadratmeterpreisen von fast 22 Euro. Es folgen Berlin mit fast 18 Euro und Frankfurt am Main mit rund 16 Euro pro Quadratmeter. Die größten Mietsteigerungen gab es nach Berlin (plus 107 Prozent) in Leipzig (plus 67,7 Prozent) und in Bremen (plus 57 Prozent). Das geringste Mieten-Plus nach einem Umzug wird mit 28,4 Prozent für Dresden ausgewiesen.

Die Mietpreisbremse begrenzt in Regionen mit angespanntem Wohnungsmarkt die Mietpreise in neuen Verträgen. Wo sie greift, dürfen Mieten bei Abschluss eines neuen Vertrags im Grundsatz nicht mehr als zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen. Es gibt allerdings Ausnahmen wie etwa Möblierungszuschläge. Ausgeschlossen sind zudem Neubauten, die nach 2014 erstmals vermietet wurden und umfassend modernisierte Wohnungen. Eine öffentliche Preiskontrolle gibt es nicht: Wenn Mieter einen Verstoß befürchten, müssen sie selbst gegen ihre Vermieter vorgehen.

Im Kampf gegen hohe Mieten will die neue Bundesregierung vor allem mehr Wohnungen bauen lassen. Die SPD-geführte Vorgängerregierung hatte 400.000 neue Wohnungen in Deutschland pro Jahr versprochen, das Ziel aber nie erreicht. Im vergangenen Jahr war die Zahl der Genehmigungen um knapp 17 Prozent auf den niedrigsten Stand seit 2010 gesunken. Die Behörden hatten gerade noch 215.900 neue Einheiten genehmigt.

Zur Beschleunigung des Wohnungsbaus will das Bundeskabinett an diesem Mittwoch ein Gesetz auf den Weg bringen: Mit dem sogenannten Bau-Turbo sollen Kommunen die Möglichkeit erhalten, Genehmigungsverfahren zu straffen, indem sie von Bebauungsplänen abweichen können. Der Wohnungsbau in Deutschland steckt unter anderem wegen hoher Baukosten in der Krise. Zugleich fehlen Fachkräfte im Baugewerbe.