Berlin – Durchbruch an der Charité: Herzklappenprothese implantiert

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Innovation für Herzpatienten

Deutschen Medizinern gelingt weltweit einzigartige OP


20.06.2025 – 09:12 UhrLesedauer: 2 Min.

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Ärzte bei einer Herzklappenoperation: Eine neue Technik könnte die Behandlung revolutionieren. (Quelle: alexey_ds/getty-images-bilder)

Eine neuartige Herzklappenprothese soll Menschen mit angeborenem Herzfehler Hoffnung geben – sie wächst mit und könnte Folgeoperationen verhindern.

Herzklappenfehler gehören zu den häufigsten angeborenen Herzerkrankungen. Besonders oft ist die sogenannte Pulmonalklappe betroffen – das Ventil zwischen rechter Herzkammer und Lungenarterie. In Deutschland kommen jedes Jahr rund 800 Kinder mit einem Defekt an dieser Klappe zur Welt.

Bisherige Ersatzklappen bestehen meist aus Gewebe von Schweinen oder Rindern. Diese Prothesen halten nur begrenzt – und wachsen bei Kindern nicht mit. Alle fünf bis zehn Jahre muss eine größere Klappe eingesetzt werden, meist per Operation am offenen Herzen.

Erstmals weltweit wurde nun am Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC) eine Herzklappe aus körpereigenem Gewebe eingesetzt. Kinderkardiologe Boris Schmitt und sein Team forschen seit 2010 an dieser Technologie.

Dafür entnehmen die Ärzte Gewebe aus dem Herzbeutel der Patienten. Daraus formen sie die Segel der neuen Herzklappe, die in ein Drahtgerüst – einen sogenannten Stent – eingebaut werden. Per Katheter setzen sie die Klappe ins Herz ein, ganz ohne Operation am offenen Herzen.

Das körpereigene Material hat einen entscheidenden Vorteil: Das Immunsystem akzeptiert es, und die Klappe wird mit Nährstoffen versorgt. Im Laufe der Zeit bilden sich sogar Zellschichten. “Die Herzklappe bleibt lebendig, regeneriert sich und passt sich an”, erklärt Schmitt laut Pressemitteilung. Die Hoffnung: eine Prothese, die ein Leben lang hält.

Bei Kindern soll sich der Stent sogar nach einiger Zeit im Körper auflösen – übrig bleibt dann nur die mitwachsende Klappe.

Einer der ersten Patienten war Marcus L. aus Sachsen. Der 34-Jährige lebt seit seiner Kindheit mit einem Herzfehler. Im Frühjahr 2025 erhielt er die neue Klappe. Bereits fünf Tage später konnte er das Krankenhaus verlassen – nach vier Wochen nahm er die Arbeit wieder auf.

Das Berliner Start-up Grownvalve bringt die Technologie in die klinische Praxis. Die EU fördert das Projekt mit über acht Millionen Euro. Studien sollen nun Sicherheit und Wirksamkeit belegen. Langfristig soll die Methode auch auf andere Herzklappen ausgeweitet werden – und weltweit, auch in ärmeren Regionen, zum Einsatz kommen.