Immer mehr Tote im Gazastreifen

9

Abseits der Eskalation mit Iran fordern die massiven israelischen Angriffe im Gazastreifen weiter zahlreiche Todesopfer. Nach palästinensischen Angaben von Freitagmorgen wurden allein seit Donnerstag mindestens 93 Menschen getötet und mehr als 170 verletzt. Den Berichten zufolge flog die israelische Luftwaffe mehrere Angriffe auf dicht besiedelte Gebiete in Gaza-Stadt, Khan Junis und Dschabalia. Zudem sollen abermals mehrere Palästinenser getötet worden sein, während sie auf die Auslieferung humanitärer Hilfsgüter warteten.

Die Gesamtzahl der Menschen, die seit Ende Mai in der Nähe von Verteilzentren für humanitäre Hilfe getötet wurden, stieg demnach auf mehr als 420. Die palästinensische Seite wirft der israelischen Armee seit Wochen nahezu täglich vor, Zivilisten auf dem Weg zu Hilfszentren zu beschießen. Von Israel heißt es zur Verteidigung in der Regel, Soldaten hätten Warnschüsse abgegeben, weil Verdächtige von den vorgesehenen Wegen abgewichen und sich den Truppen genähert hätten.

Immer mehr Kinder mangelernährt

Die Nachrichtenagentur AFP zitierte am Donnerstag einen Augenzeugen, der sich zu einem ähnlichen mutmaßlichen Vorfall im Netzarim-Korridor äußerte. Der Palästinenser berichtete demnach, über Nacht hätten sich in dem Gebiet Tausende Menschen in der Hoffnung versammelt, an einem Verteilzentrum Hilfsgüter von der von den USA und Israel unterstützten Stiftung „Gaza Humanitarian Foundation“ (GHF) zu bekommen. Gegen ein Uhr morgens hätten israelische Soldaten ange­fangen, auf die Menge zu schießen. Wegen der vielen Menschen sei eine Flucht unmöglich gewesen. Auf dem Boden hätten Verletzte und Tote gelegen, so der Augenzeuge weiter. Dem Zivilschutz zufolge wurden die Opfer anschließend in verschiedene Krankenhäuser im Gazastreifen gebracht. Die israelische Armee er­klärte zu den Berichten, ihre Soldaten hätten am Netzarim-Korridor „Warn­schüsse auf Verdächtige“ abgegeben, die sich ihnen genähert hätten. Über Verletzte hätte sie keine Kenntnis.

Abgesehen von den militärischen Angriffen verschlechtert sich auch die humanitäre Lage im Gazastreifen weiter. Dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNICEF zufolge wurden allein im Mai dieses Jahres mehr als 5000 Kinder im Alter zwischen sechs Monaten und fünf Jahren wegen akuter Mangelernährung behandelt. Laut Daten von UNICEF stieg die Zahl damit um fast 50 Prozent im Vergleich zu April.