Plötzlich gerät die Hochzeit in Gefahr

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Außerdem ist die auf Holzpfählen im Wasser gebaute Stadt vom fortschreitenden Klimawandel bedroht. Und als gäbe es die Erderwärmung mit ihren katastrophalen Folgen nicht, heizen Superreiche wie Bezos und seine Gäste sie mit ihrem enormen Ressourcenverbrauch weiter an. Die Umweltorganisation Greenpeace erklärt dazu, auf ihren Genuss und Spaß bedachte Superreiche verursachten mit ihrem Partyleben massive Treibhausgasemissionen, während Venedig “unter dem Gewicht der Klimakrise versinkt”.

Bezos’ Hochzeit gibt obendrein Anlass für Sozialkritik. Am Montag breiteten Aktivisten auf dem Markusplatz ein riesiges Banner aus mit dem Foto eines lachenden Jeff Bezos und dem Slogan: “Wenn Du Dir Venedig für Deine Hochzeit mieten kannst, kannst Du mehr Steuern zahlen.”

Befürworter von Mega-Events argumentieren, die Bezos-Hochzeit bringe Venedigs Wirtschaft Profite. Zudem unterstütze der Milliardär die Stadt mit Spenden. Unter dem Motto “Yes Venice Can” (Ja, Venedig kann) hat sich eine Unterstützergruppe gegründet. Natürlich sei Venedig eine “fragile Stadt”, in der man “nicht alles zu jeder Zeit” tun könne, sagt etwa der 50-jährige venezianische Geschäftsmann Michele Serafini. Veranstaltungen wie die Hochzeit des Techmilliardärs bedeuteten aber “überhaupt keine Probleme”, sondern wichtige Einnahmen für die Stadt.

Venedigs Tourismus-Stadtrat Simone Venturini versichert, dass die Bezos-Hochzeit den Alltag der Venezianer nicht beeinträchtigen werde. Sie sei nur “eines von vielen Events”, die tagtäglich in Venedig stattfänden – und hinsichtlich der Gästezahl “relativ klein”.

Tommaso Cacciari geht die Hochzeit trotzdem gewaltig gegen den Strich. Der 47-Jährige, der an der Spitze der Protest-Initiative “Kein Platz für Bezos” steht, wirft dem US-Milliardär vor, er benutze Venedig, “als wäre es ein privater Ballsaal und keine echte Stadt mit Einwohnern, mit Schwächen, mit Problemen”.

Cacciari sagt, Veranstaltungen wie diese “verdammen Venedig zum endgültigen Tod”, da sie “die verbliebenen Einwohner aus der Stadt” vertreiben. Er und seine Mitstreiter beabsichtigen, sich dem entgegenzuwerfen – im wahrsten Sinne des Wortes. Mit Booten und auch schwimmend mitsamt aufblasbaren Gummitieren wollen sie in den kommenden Tagen die Fahrt der Hochzeitsgäste durch Venedigs pittoreske Kanäle behindern.