Conti-Abspaltung ist nur etwas für mutige Anleger

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Der Autozulieferer Continental hat seine Aktionäre in den vergangenen Jahren viel Geld und viele Nerven gekostet. Auf den rasanten Kursanstieg bis zum Jahr 2018 folgte ein Absturz, als sich zeigte, dass viele Automobilmärkte gesättigt waren und sich die Wachstumshoffnungen der Branche in Luft auflösten. Auch wenn sich der Kurs zuletzt erholt hat, ist er von Höchstständen früherer Jahre weit entfernt, und es ist unklar, ob die einzelnen Unternehmensteile nach der Aufspaltung mehr Erfolg haben werden.

Die Reaktion der Anleger auf neue Zahlen zum Kapitalmarkttag am Dienstag zeigt, wie groß die Unsicherheit ist. Manche der ausgegebenen Zielwerte für einzelne Sparten sind etwas höher als gedacht, andere niedriger. In Summe bleibt der – wohl völlig richtige – Eindruck, dass die Reifen und die Industriesparte Contitech, vor allem aber die Elek­troniksparte Aumovio, über Jahre eine Baustelle bleiben. Zudem sah sich Conti wohl gezwungen, aus Transparenzgründen parallel zu den Mittelfristzielen eine Korrektur der kurzfristigen Geschäftsziele für das laufende Jahr herauszugeben. Anleger zeigten sich verunsichert, der Aktienkurs schwankte stark.

Klar ist, dass die von September an geplante Aufspaltung des Konzerns in mehrere Teile Chancen birgt. Die Reifen werden vom Ballast der Autoelektronik befreit, deren Verluste die Reifensparte lange ausgleichen musste. Die Autoelektronik bekommt unter dem Namen „Aumovio“ freie Hand, um sich auf ertragreiche Geschäfte zu fokussieren und weitere Problemfälle abzuspalten. Wird nächstes Jahr auch die Indus­triesparte Contitech verkauft, können sich Anleger auf eine Ausschüttung freuen. Der Verkaufserlös soll nicht nur in Schuldenabbau und Aktienrückkauf fließen, sondern auch in eine Sonderdividende.

Völlig intransparent bleiben die Ziele des Großaktionärs, der Familie Schaeffler. Sie wird nach dem Spin-off in gleicher Höhe an Aumovio beteiligt sein wie derzeit an Conti, mit knapp der Hälfte der Anteile. Gut möglich, dass sie sich am Portfolio der Autoelektronik bedient, wie sie es vor einigen Jahren schon an der abgespaltenen Antriebssparte von Conti getan hatte, dem Unternehmen Vitesco. Für Anleger bleibt das alles eine „Blackbox“. Auch deshalb müssen sie Risikofreude mitbringen, wenn sie Aktien der abgespaltenen Unternehmen kaufen wollen.