Warum in Cilento so viele Menschen so alt werden

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Während anderswo Alterskrankheiten zunehmen, leben die Menschen im süditalienischen Cilento auffallend gesund – und besonders lange. Forscher haben herausgefunden, woran das liegen könnte.

Im kleinen Ort Acciaroli an der Küste Kampaniens staunen Besucher oft: Mehr als 300 Einwohner sind über 100 Jahre alt – und viele von ihnen sind körperlich und geistig noch erstaunlich fit. Was macht das Leben im Cilento so besonders?

Dieser Frage geht die Ciao-Studie (Cilento Initiative on Aging Outcomes) seit 2015 nach. Ein internationales Forschungsteam untersucht, warum gerade hier so viele Menschen ein hohes Alter erreichen. Beteiligt sind unter anderem die Universität La Sapienza in Rom und das Sanford Burnham Prebys Medical Discovery Institute aus San Diego (USA).

Ihr Ziel: die biologischen, psychologischen und sozialen Geheimnisse der Langlebigkeit zu entschlüsseln – und daraus allgemeingültige Gesundheitstipps abzuleiten.

Die bisherigen Ergebnisse zeigen: 90 Prozent der Über-100-Jährigen im Cilento ernähren sich nach den Prinzipien der traditionellen Mittelmeerkost: viel frisches Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse, Vollkornprodukte und Olivenöl. Rotes Fleisch gibt es selten, Alkohol nur in Maßen. Diese Ernährungsweise senkt nicht nur das Risiko für Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sondern fördert nachweislich auch die geistige Gesundheit.

Neben der Ernährung scheint auch die seelische Verfassung entscheidend zu sein. Die meisten Hundertjährigen im Cilento sind sozial eingebunden, psychisch stabil und kognitiv aktiv. Einsamkeit kommt selten vor, was sich ebenfalls positiv auf Gesundheit und Wohlbefinden auswirkt. Viele berichten von einem starken Lebenssinn, Optimismus und emotionaler Stabilität.

Auch biologisch unterscheiden sich die Hundertjährigen von jüngeren Menschen. Blutanalysen zeigen, dass ihr biologisches Alter im Schnitt um 8,3 Jahre unter ihrem tatsächlichen Alter liegt. Sie besitzen außergewöhnliche Immunzellen, die Infektionen gezielt bekämpfen. Gleichzeitig weisen sie eine Balance aus entzündlichen und entzündungshemmenden Stoffen auf.

Ein weiterer auffälliger Befund: Die Hirndurchblutung der Hundertjährigen ist so effizient wie bei 30 Jahre jüngeren Menschen. Dabei spielt das Hormon bio-ADM eine entscheidende Rolle. Es fördert die Mikrozirkulation und schützt so lebenswichtige Organe.

Die Studienautoren arbeiten derzeit daran, die gewonnenen Erkenntnisse mithilfe Künstlicher Intelligenz weiter auszuwerten. Ihr Ziel: personalisierte Empfehlungen, die ein langes, gesundes Leben möglich machen – nicht nur für Menschen im Cilento, sondern weltweit.