Was Lipfiller im Körper anrichten können

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Volle Lippen gelten als Schönheitsideal. Doch sogenannte Lipfiller sind alles andere als harmlos. Experten warnen vor dauerhaften Schäden – bis hin zu Nierenversagen.

Pralle, glänzende Lippen: Auf Social Media kursieren Bilder von makellosen “Pouts” (Schmollmündern). Minimalinvasive Eingriffe wirken harmlos. Doch Ärzte warnen eindringlich: Lippenfüller (englisch: Lipfiller) können nicht nur das Gesicht verändern, sondern auch Organe schädigen.

Anders als Operationen gelten Lippenunterspritzungen nicht als medizinische, sondern als ästhetische Behandlung. Deshalb fehlen dafür klare gesetzliche Vorgaben. Auch Menschen ohne medizinische Ausbildung dürfen sie durchführen.

Die Lippen sind jedoch ein empfindliches Organ: Sie bestehen aus feiner Muskulatur, kaum Fett und sind stark durchblutet. Schon kleine Fehler bei der Injektion können Folgen haben: von Schwellungen und Bewegungseinschränkungen bis zu bleibender Steifheit.

Heute bestehen Lippenfüller meist aus Hyaluronsäure (HA), einem körpereigenen Stoff, der Wasser bindet und Gewebe aufpolstert. HA wird entweder biotechnologisch aus Bakterien gewonnen oder aus tierischem Gewebe hergestellt.

Zwar gelten diese modernen Produkte als besser verträglich als früher häufig verwendete Mittel wie Flüssigsilikon – doch Risiken wie Entzündungen, Allergien, Herpes und im Extremfall auch das Absterben von Gewebe bleiben.

Eine weniger bekannte, aber ebenfalls ernste Gefahr: Wiederholte Lippeninjektionen können Studien zufolge langfristig die Nieren schädigen. Denn Hyaluronsäure wirkt im Körper nicht nur äußerlich, sondern auch auf das Immunsystem. Forscher haben gezeigt: Bei wiederholter Zufuhr kann die Niere selbst HA produzieren – erst in einer Form, die Entzündungen fördert, später in einer, die Gewebe vernarbt.

Dieser Mechanismus steht im Verdacht, chronische Nierenerkrankungen zu begünstigen und im schlimmsten Fall Nierenversagen auszulösen. Auch Nierensteine können durch HA-Kristalle entstehen.

Aufgrund dieser Risiken raten Ärzte bestimmten Gruppen dringend von der Anwendung ab. Dazu zählen vor allem Schwangere und Stillende, sowie Menschen mit:

Obwohl die Risiken schwerwiegend sind, boomt der Markt für Lipfiller – besonders bei jungen Frauen. Viele lassen sich behandeln, ohne genau zu wissen, was injiziert wird. Ärzte der renommierten Cleveland Clinic (USA) fordern deshalb: Lippeninjektionen müssten als medizinische Eingriffe gelten und strenger reguliert werden. Außerdem brauche es bessere Aufklärung. Denn minimalinvasiv bedeute nicht risikolos.