Vorstandschef nimmt Netflix und Amazon ins Visier

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Eine Fusion ermöglicht es, Inhalte umzuschichten, neu oder anders auszuspielen. Wofür wird RTL künftig stehen und wofür Sky?

Die Marken sind per se erst einmal sehr klar umrissen und haben ihr Publikum und ihre Zielgruppen. Sie sind sehr komplementär. RTL als Sender und RTL+ als Streamingdienst sind eher weiblich und jünger, Sky ist eher männlicher und älter. Das bringen wir jetzt sehr gut zusammen. Und nun verfügen wir über eine extreme inhaltliche Breite im Sport, Entertainment und Information – man vergisst ja leicht, dass es nicht nur um Sport geht, sondern auch um die großen Film- und Serienpakete von Universal. Wir haben den Anspruch, auf all unseren Kanälen vom Free-TV bis zum Premium-Streaming alles aus einer Hand anzubieten. Wir wollen für jede Lebenssituation, für jedes Alter, egal ob Mann oder Frau, egal wie groß oder klein der Geldbeutel ist, ein attraktives Angebot machen. Ich vergleiche das gerne mit den Mischpulten, an denen wir beim Fernsehen oft sitzen: Wir haben ein großes und breites Spektrum an Inhalten, Reality, Fiction, Serien, Filme, Entertainment, Sport, Nachrichten – einfach alles. Und jetzt wird es darum gehen, dass wir das so ausspielen, dass jeder zwischen drei und hundert Jahren in Deutschland das passende Angebot von uns bekommt.

Die Währungen auf dem Markt, auf dem Sie sich bewegen, sind Reichweite und Abos. Um sie wird hart gerungen. Sie sind in der neuen Konstellation Nummer 3 auf dem deutschen Streaming-Markt hinter Netflix und Amazon und haben Augenhöhe mit den großen US-Playern. Greifen Sie mit der Fusion die Amerikaner an?

Ja, dazu dient unter anderem dieser Move. Sky ist ein Abo-basiertes Geschäft. Ein Großteil der Umsätze kommt aus den Abos. Damit wollen wir in den ernsthaften Wettbewerb auf Augenhöhe eintreten, vor allem mit den amerikanischen Streaming-Plattformen. Das sind Netflix und Amazon, das ist aber auch YouTube, mittlerweile in Amerika die größte Streaming-Plattform. Im lokalen Markt haben wir jetzt eine Stellung, wo auch Kreative, Talente, Experten, Produzenten, Lizenzgeber abwägen können, mit wem sie zusammenarbeiten wollen. Wir bilden damit eine sehr starke Basis, um wirklich im Wettbewerb mit den Amerikanern zu bestehen.

(lacht) Die Zustimmung der Kartellbehörden?

Ich meinte eher als Baustein im Kampf gegen die großen amerikanischen Medienkonzerne.