Apple nimmt Änderungen an seinem App Store vor, um weiteren Strafen im Rahmen des europäischen Gesetzes für digitale Märkte („Digital Markets Act“, kurz DMA) zu entgehen. Dies kündigte der amerikanische Technologiekonzern am späten Donnerstagabend an. Apple erlaubt künftig Entwicklern von Apps in der EU, Nutzer kostenlos auf günstigere Angebote außerhalb des konzerneigenen App Stores hinzuweisen. Zugleich baut Apple abermals seine Gebührenstruktur um.
Unternehmen wie Spotify oder Netflix konnten zwar bisher Abos außerhalb des Apple-Marktplatzes im Netz verkaufen und ihre Kunden die Apps trotzdem auf dem iPhone und iPad nutzen lassen. Spotify bemängelt aber seit Langem, dass Apple es faktisch nicht erlaube, in der App auf günstigere Angebote außerhalb des eigenen App Stores hinzuweisen.
Genau aus diesem Grund hatte die EU im April im Zuge des DMA eine Strafe von 500 Millionen Euro gegen Apple verhängt. Mit dem DMA will die EU die Marktmacht besonders großer Techkonzerne, der sogenannten Torwächter („Gatekeeper“), einhegen. Diese Regeln gelten auch für Meta, Amazon, Booking.com, die Tiktok-Muttergesellschaft Bytedance, Google und Microsoft. Der DMA verbietet es großen Plattformbetreibern unter anderem, ihre eigenen Angebote zu bevorteilen. Im Falle des App Stores lautet der Vorwurf der EU-Kommission, dass Apple seine Marktmacht im Bereich Smartphones und mobile Betriebssysteme ausnutzt, um seinen eigenen App Store zu bevorzugen.
Die komplexe Welt der App-Store-Gebühren
Die Kommission hatte Apple im April eine Frist von 60 Tagen gesetzt, um die Praktiken abzustellen – ansonsten drohten potentiell tägliche Geldbußen in Höhe von fünf Prozent des durchschnittlichen Umsatzes auf der Welt oder etwa 50 Millionen Euro. Diese Frist ist am Donnerstag abgelaufen. Brüssel hatte jedoch schon vorab signalisiert, dass mit Fristende nicht zwingend sofort neue Strafen verhängt würden.
Lange hat Apple standardmäßig eine Provision von 30 Prozent auf Käufe im App Store erhoben. Entwickler mit weniger als einer Million Dollar Einnahmen im Vorjahr zahlten nur 15 Prozent. Im vergangenen Jahr erlaubte Apple auf Druck der EU erstmals alternative App Stores auf seinen iPhones. Wer diese alternativen Marktplätze oder Bezahlsysteme nutzen wollte, zahlte immer noch 17 beziehungsweise zehn Prozent Kommission an Apple. Für die Nutzung der Bezahlinfrastruktur von Apple wurden zusätzliche drei Prozent Kommission fällig. Besonders große App-Entwickler mussten zudem eine äußerst umstrittene „Kerntechnologie-Gebühr“ entrichten. Für Apps mit mehr als einer Million jährlichen Installationen zahlen sie aktuell für jede zusätzliche Installation über dieser Schwelle 50 Cent. Die Gebühr wird auch fällig, wenn die App über einen alternativen Marktplatz vertrieben wird.
Apple kündigte nun an, dieses Gebührenregime zu ersetzen. Das neue Modell hat es ebenfalls in sich. Die „Kerntechnologie-Gebühr“ ersetzt Apple mit der „Kerntechnologie-Kommission“, eine fünfprozentige Beteiligung an allen Transaktionen, die von 2026 an für alle Entwickler unabhängig vom Vertriebsmodell gelten soll. Wer in seiner App auf alternative Vertriebswege hinweist, soll für alle Transaktionen über App-Store-Alternativen eine „Store Service“-Gebühr und eine neue „Initiale Akquisitionsgebühr“ an Apple entrichten. Letztere beträgt zwei Prozent auf Verkäufe von digitalen Gütern und Diensten an neue Nutzer innerhalb von sechs Monaten nach dem ersten Download einer App.
Epic-Games-Chef: „Verhöhnung des fairen Wettbewerbs“
Die „Store Service“-Gebühr ist in zwei Stufen unterteilt: Für fünf Prozent Provision gibt es grundlegende Funktionalitäten des App Stores, für 13 Prozent Provision das volle Paket. Nach den neuen EU-Bedingungen würde ein Entwickler also maximal 15 Prozent Kommission zahlen, teilt Apple mit. Für die meisten wären es aber nur zehn Prozent Kommission.
Kritik an den Änderungen ließ nicht lange auf sich warten. Tim Sweeney, der Chef des „Fortnite“-Machers Epic Games , kritisierte Apples Anpassungen als „Verhöhnung des fairen Wettbewerbs auf den digitalen Märkten“. Apps mit konkurrierenden Zahlungsabwicklungssystemen würden im App Store nicht nur besteuert, sondern auch „kommerziell gelähmt“. Sein Unternehmen führt seit Längerem mit Apple und der Alphabet-Tochtergesellschaft Google wegen der Geschäftspraktiken in deren jeweiligen App Stores einen Rechtsstreit.
Wegen seines Abomodells für Facebook und Instagram drohen auch Meta in der EU zusätzliche Strafen. Meta hatte im April ebenfalls eine DMA-Geldbuße über 200 Millionen Euro erhalten, weil die Nutzer für eine werbefreie Version der Netzwerke zahlen müssen. Die nun angekündigten Änderungen seien nicht ausreichend, warnte die EU-Kommission am Freitag. Nun könnten daher weitere Zwangsgelder verhängt werden.