Das Rüstungsgeschäft sorgt beim Nürnberger Technologiekonzern Diehl für einen deutlichen Wachstumsschub. Wie Vorstandssprecher und Finanzvorstand Jürgen Reimer am Dienstag auf der Bilanzpressekonferenz in Nürnberg sagte, wird 2025 ein herausforderndes Jahr, aber in der Abwägung der Chancen und Risiken überwiegt die Zuversicht auf andauerndes und nachhaltiges Wachstum. Den Umsatz sieht der Vorstand in diesem Jahr bei mehr als fünf Milliarden Euro. Das Ergebnis soll sich moderat verbessern. Im Geschäftsjahr 2024 stieg der Umsatz um 21 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro. Im Rüstungsgeschäft sprang der Umsatz um 60 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern verbesserte das von der Diehl-Familie kontrollierte Unternehmen um 78 Prozent auf 460 Millionen Euro.
In den verschiedenen Sparten entwickelte sich das Geschäft unterschiedlich. Neben Rüstung (Diehl Defence) verzeichnete noch die Luftfahrtsparte ein Umsatzwachstum, während Metallprodukte und Kontrollgeräte Einbußen verzeichneten. Zum einen bremste die schwache Nachfrage aus der Automobilindustrie und der Bauwirtschaft das Geschäft, zum anderen litten Kontrollgeräte unter dem massiven Einbruch der Wärmepumpennachfrage.
Dagegen brummt bei Diehl Defence das Geschäft. Spartenchef Helmut Rauch kündigte einen Kapazitätsausbau an allen Standorten an. Dafür investiert Diehl fast eine Milliarde Euro. Der positive Imagewandel der Rüstungsindustrie zeigt sich nach seinen Worten auch am Anstieg der Mitarbeiterzahl auf nun 4588. Vor einem Jahr waren in der Rüstungssparte noch 3800 Mitarbeitende tätig. In der Personalakquise verzeichnet Diehl schon seit Längerem ein Interesse von Fachkräften aus der Automobilindustrie. Nach Angaben von Rauch werden weiterhin Gespräche mit der Automobilindustrie geführt, um Mitarbeiter oder Produktionsstätten zu übernehmen. Das Interesse von Fachkräften aus der Autoindustrie ist seinen Angaben zufolge unverändert hoch.
„Wir haben gemeinsame Ziele“
Rauch berichtete von zahlreichen Vertragsabschlüssen bei Systemen für bodengebundene Luftverteidigung, Lenkflugkörpern und Artilleriemunition. Vor allem die Flugabwehrsysteme der Iris-T-Familie stoßen auf eine hohe Nachfrage. Das Abwehrsystem Iris-T-SLM wird auch von der Ukraine eingesetzt. „Die hohe Trefferquote von fast 100 Prozent konnte aufrechterhalten werden“, berichtete Rauch. Die Iris-T-Nutzerfamilie sei auf nunmehr 20 Länder angewachsen. Neu kamen nach den Worten Rauchs Dänemark, Schweden, Bulgarien und Slowenien hinzu. Rauch berichtete von einem sehr guten Auftragsbestand, insbesondere in der Luftverteidigung. Eine konkrete Zahl wollte er nicht nennen. Zudem erwartet er in diesem Jahr ein Umsatzwachstum, das unter dem des Vorjahres liegen werde.
Rauch will weiter auf Kooperationen mit anderen Rüstungsunternehmen setzen, wenn diese programm- oder projektbezogen seien. Seinen Angaben zufolge hat Diehl Defence Kooperationen in 23 Ländern. Das Beschaffungswesen der deutschen Behörden in der Verteidigung hat sich nach Ansicht von Rauch verbessert. Die Planungssicherheit sei gut. Vom Umsatz der Rüstungssparte entfielen jeweils 50 Prozent auf das In- und auf das Ausland. Der Austausch mit der Politik habe sich sehr zum Positiven entwickelt. Dieser verläuft nach den Worten Rauchs inzwischen sehr offen. „Wir haben gemeinsame Ziele, um die sicherheitspolitischen Herausforderungen in Europa zu meistern“, sagte er.
Umsatzwachstum erwartet
Deutliche Preissteigerungen im Rüstungsgeschäft hat es nach den Worten von Finanzvorstand Reimer nicht gegeben. Vielmehr verzeichne die Sparte ein hohes Umsatzwachstum mit stabilen Margen. Die breite Aufstellung mit fünf Teilkonzernen hält er weiterhin für richtig. Reimer ist zuversichtlich, den Wachstumsprozess fortsetzen zu können. Dazu zähle weiterhin die vorbehaltlose Überprüfung aller Aktivitäten auf ihre langfristigen Perspektiven und der strategische Ausbau des Technologie- und Produktportfolios.
In der Luftfahrtsparte erhöhte sich der Umsatz im Geschäftsjahr 2024 um mehr als ein Fünftel auf knapp 1,3 Milliarden Euro. Spartenvorstand Jörg Schuler berichtete von fortdauernd steigenden Volumina bei Flugzeugbestellungen. Er erwartet in diesem Jahr ein weiteres Umsatzwachstum und blickt zuversichtlich nach vorne. Im vergangenen Jahr erhöhte die Luftfahrtsparte ihre Mitarbeiterzahl um 460 auf 5410. Insgesamt zählt der Diehl-Konzern 18.680 Beschäftigte, knapp sechs Prozent mehr als zwölf Monate zuvor. Dafür waren Defence und Luftfahrt verantwortlich.