Hohe Temperaturen im Schlafzimmer, nächtliches Schwitzen und kaum Schlaf: Im Sommer ist die Nachtruhe bei vielen gestört und die Schlafphasen sind kurz.
Am nächsten Morgen brummt der Kopf und nicht selten leidet die Leistungsfähigkeit tagsüber. Wie kann guter Schlaf bei Hitze gelingen? Und wie viel Schlaf braucht der Körper im Sommer zur Erholung?
Gut schlafen im Sommer – für viele Menschen eine echte Herausforderung. Es ist länger hell, bei offenem Fenster dringen ungewohnte Geräusche ins Schlafzimmer, der Körper schwitzt, man wälzt sich von links nach rechts und steht morgens wie gerädert auf. Doch es gibt auch Menschen, die mit wenigen Stunden Schlaf auskommen und fit und ausgeruht in den Tag starten. Was machen sie anders?
“Im Sommer schlafen wir in der Regel weniger als im Winter. Ob der Schlaf im Sommer erholsam ist, ist neben dem individuellen Schlafbedarf vom Chronotypus abhängig”, sagt Dr. Alfred Wiater, Schlafmediziner und ehemaliger Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM).
“Abhängig davon, ob Sie ein Frühtyp, Neutraltyp oder Spättyp sind, wird Ihre Schlafqualität im Sommer sein. Bei Spättypen, die im Sommer besonders spät einschlafen und morgens früher erwachen als im Winter, kann es im Sommer durchaus zu einem Schlafdefizit kommen.”
Wie viel Schlaf wir benötigen, ist individuell verschieden. Manche Menschen benötigen nur fünf Stunden, um ausgeruht und fit in den Tag zu starten, andere sechs, acht oder sogar mehr. In der Regel schläft man nach etwa 15 Minuten ein. Im Sommer schlafen wir nicht nur generell weniger, der Körper braucht oft deutlich länger, um in den Schlaf zu finden. Dass sich der Körper im Sommer mit dem Einschlafen oft so schwertut, ist unter anderem dem geschuldet, dass es länger hell ist. “Licht unterdrückt die Ausschüttung des sogenannten Schlafhormons Melatonin. Somit werden wir im Sommer abends später müde – und durch den frühen Sonnenaufgang eher wach. Das verkürzt die Schlafdauer”, sagt Wiater.
Zusätzlich wirken weitere Einflussfaktoren auf unser inneres Uhrensystem ein und beeinflussen den 24-Stunden-Tag-Nacht-Rhythmus, darunter körperliche Aktivität und der Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme. Die meisten kennen es: Mit einem vollen Magen schläft es sich nicht gut. Und auch wenn man kurz vor dem Schlafengehen Sport macht, wird das Einschlafen oft erschwert. Besonders im Sommer isst man oft spät und ist häufiger in den Abendstunden noch sportlich aktiv.
Weitere Schlafstörer sind die Hitze sowie ungewohnte Geräusche, etwa von außen oder vom Ventilator. “Im Sommer kommen meist mehrere Einflussgrößen zusammen, das macht den Schlaf im Allgemeinen störanfälliger”, sagt Wiater. “Fehlt erholsamer Schlaf auf Dauer, kann das zu gesundheitlichen Problemen führen.”
Besonders Hitze mache dem Körper zu schaffen, so der Experte. Die Zunahme der Nachttemperaturen bis hin zu tropischen Nächten reduziere die Schlafdauer weltweit und auch die Schlafqualität nehme ab. Der Tiefschlaf (NREM-Schlaf) und die als Traumschlaf bezeichnete REM-Phase leiden unter hohen Temperaturen. “Eine aktuelle Studie, in der sieben Millionen Schlafaufzeichnungen von Menschen aus 68 Ländern ausgewertet wurden, zeigt, dass höhere Temperaturen das Risiko für Schlafmangel erhöhen”, sagt Wiater.
“Des Weiteren folgert die Studie, dass ohne weitere Maßnahmen zur Klimaverbesserung und bei fehlender Stabilisierung der Treibhausgaskonzentrationen bis zum Ende des Jahrhunderts jeder Mensch jedes Jahr durchschnittlich zwei Wochen lang temperaturbedingtem Schlafmangel ausgesetzt sein könnte. Insofern ist das Gefühl der Menschen, bei hohen Umgebungstemperaturen schlecht zu schlafen, nicht unbegründet.”
Für die Gesundheit ist häufiger Schlafmangel ein Risiko: Schlafmangel wird mit Tagesmüdigkeit, verminderter kognitiver Leistungsfähigkeit, verminderter Produktivität, beeinträchtigter Immunfunktion, Kopfschmerzen und langfristig mit negativen kardiovaskulären und metabolischen Folgen sowie Depressionen und Angststörungen in Verbindung gebracht. Des Weiteren können hohe Umgebungstemperaturen zum Anstieg von Stresshormonen führen, die sich langfristig ebenfalls ungünstig auf die Gesundheit auswirken.
Gestört ist der Schlaf dann, wenn Betroffene tagsüber aufgrund eines schlechten Schlafs ständig müde sind, der Schlaf nicht die erhoffte Energie bringt und bestimmte Schlaffaktoren selbst als belastend empfunden werden, etwa weil Durchschlafen nicht gelingt oder man sehr früh wieder aufwacht.