Die Bundeswehr bekommt mit Christian Freuding einen neuen Heeresinspekteur, der sich auch als militärischer Youtube-Erklärer einen Namen gemacht hat. Im Bundeswehr-Format „Nachgefragt“ ordnet der Generalmajor regelmäßig die Lage im Ukrainekrieg ein; seine Videos kommen auf Hunderttausende, manchmal über eine Million Klicks. Man könnte sagen, dass er mit seiner anschaulichen, ruhigen und präzisen Art längst viral gegangen ist.
Im September soll Freuding Generalleutnant Alfons Mais als Chef der Landstreitkräfte ablösen, wie das Verteidigungsministerium mitteilte. Dieser habe sich der Aufgabe in den vergangenen Jahren „mit viel Engagement und Herzblut“ gewidmet; auch Mais sei die erfolgreiche Aufstellung der deutschen Brigade in Litauen zu verdanken. Freuding werde „diesen Weg weiter verfolgen und mit seiner militärischen, administrativen sowie politischen Expertise zusätzlichen Schwung und Veränderung in die Projekte des Heeres bringen“, hieß es.
Karriere in der Bundeswehr und im Verteidigungsministerium
Freuding hat eine steile Karriere in der Bundeswehr und im Verteidigungsministerium zurückgelegt. 1990 trat der heute 53 Jahre alte Familienvater in die Bundeswehr ein und wurde zum Panzeraufklärer ausgebildet. Er promovierte in Politikwissenschaft und schloss den Generalstabslehrgang als Jahrgangsbester ab. Freuding war auch im Ausland im Einsatz: etwa als Kompaniechef in Bosnien-Hercegovina und als Chef bei einem zivil-militärischen Aufbaustab in Afghanistan. Außerdem kommandierte er die Panzerlehrbrigade 9 in Munster.
Der Heeresoffizier hat zudem viel Zeit in der Führungsebene des Verteidigungsministeriums verbracht, etwa als Adjutant unter Ministerin Ursula von der Leyen (CDU) oder als Berater unter Ministerin Christine Lambrecht (SPD). Derzeit ist Freuding Leiter des im Mai 2023 neu eingerichteten Planungs- und Führungsstabes des Ministeriums – einer der einflussreichsten Posten im Haus – und koordiniert als Leiter des Sonderstabs Ukraine die Waffenunterstützung für das angegriffene Land.
Der passionierte Langstreckenläufer aus der Oberpfalz gilt als freundlich und besonnen. Der jetzige Heeresinspekteur Mais ist dagegen durch scharfe öffentliche Kritik am Zustand der Bundeswehr einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden. Im Gespräch mit der F.A.Z. schilderte Mais im April die Prioritäten für das Heer: die Digitalisierung vorantreiben, die Flug- und Drohnenabwehr ausbauen sowie die Fähigkeit, über weitreichende Artillerie oder Kampfdrohnen „Wirkung in der Tiefe“ zu erzielen. Diese und viele andere Herausforderungen kommen künftig auf Christian Freuding zu, um das Heer wieder kriegstüchtig zu machen.