So überbrücken Sie die Wartezeit auf eine Therapie

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Bei Depressionen sind die Wartezeiten auf einen Therapieplatz oft lang – für Betroffene eine belastende Situation. Was während dieser Zeit helfen kann.

Die Behandlung einer Depression gestaltet sich oft schwierig. Häufig stellt die Suche nach einem Therapieplatz die erste Hürde dar. Durchschnittlich müssen Betroffene 22 Wochen auf ein Erstgespräch für eine Psychotherapie warten – so die Deutsche Depressionsliga e. V. Das ist in einer verzweifelten Situation eine echte Herausforderung.

Eine Depression ist eine ernste Erkrankung, die das Fühlen, Denken und Handeln der Betroffenen tiefgehend beeinflusst und erhebliches Leiden verursacht. Menschen, die an einer Depression erkrankt sind, können sich nur selten allein von den belastenden Gefühlen und Gedanken befreien. Tiefe Traurigkeit, Verzweiflung, gedrückte Stimmung, negative Gedanken und Antriebslosigkeit brauchen eine professionelle Behandlung. Auch deshalb, weil eine Depression mit einem erhöhten Risiko für einen Suizid (Selbsttötung) verbunden ist.

Angaben der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention zufolge verlieren Betroffene oft jede Hoffnung auf Besserung und empfinden ihr Leid als unerträglich. Es kann der Wunsch entstehen, nicht mehr leben zu wollen. In Deutschland versterben jährlich über 10.000 Menschen durch Suizid. 90 Prozent der Menschen, die Suizid begangen haben, haben laut der Deutschen Depressionshilfe an einer psychischen Erkrankung gelitten – in mehr als 50 Prozent der Fälle an einer Depression.

Betroffene brauchen Hilfe und Unterstützung. Doch diese ist oft nicht leicht zu bekommen. Die Wartezeiten auf einen Therapieplatz sind meist lang. Im Schnitt dauert es fast ein halbes Jahr, bis Betroffene eine Psychotherapie beginnen können, so die Deutsche Depressionsliga e. V. Was können Betroffene während der Wartezeit tun? Wie können sie die Wartezeit überbrücken und wo Unterstützung finden?

Die Depression ist eine der häufigsten psychischen Erkrankungen. Angaben des Bundesministeriums für Gesundheit zufolge ist davon auszugehen, dass 16 bis 20 Prozent der Menschen im Lauf ihres Lebens mindestens einmal an einer Depression oder einer chronisch depressiven Verstimmung (Dysthymie) erkranken – oft bereits vor dem 30. Lebensjahr.

Die kognitive Verhaltenstherapie in Kombination mit Medikamenten gilt als erfolgversprechendstes Behandlungskonzept von Depressionen. Bis ein geeigneter Therapieplatz frei ist, haben Betroffene die Möglichkeit, Beratungsangebote, Selbsthilfegruppen, Onlineprogramme und Bewegungstherapien zur Selbsthilfe zu nutzen.

Die Nationale Versorgungsleitlinie Unipolare Depression rät bei leichten Depressionen zu Internet- und mobilbasierten Interventionen, darunter Digitale Gesundheitsanwendungen, kurz DiGA. DiGA müssen von einem Arzt verordnet oder nach Diagnosestellung bei der Krankenkasse beantragt werden. DiGA können Betroffenen erste hilfreiche Impulse zum Selbstmanagement geben. Betroffene können ihren Arzt auf passende DiGA ansprechen oder im Vorfeld im DiGA-Verzeichnis des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) nachschauen, welche für sie hilfreich sein könnten.

Rat und Unterstützung können Betroffene bei der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention finden. Die Stiftung bietet nicht nur regionale Angebote an, etwa Lauftreffs, Vorträge und Lesungen. Es gibt auch das bundesweite Info-Telefon Depression, erreichbar unter 0800 – 33 44 533. Auch bietet die Stiftung E-Mail-Beratung, Online-Foren sowie das internetbasierte Selbstmanagement-Programm “iFightDepression” für leichte Depressionen an.

Auf den Seiten der Deutschen Depressionsliga e. V. finden Betroffene und Angehörige verschiedene Beratungsstellen – darunter die sozialpsychiatrischen Dienste in Deutschland und psychosoziale Beratungsstellen. Auch bietet die Liga eine Suche für Selbsthilfegruppen und Kliniken an.

Ist die Warteliste für eine Psychotherapie lang und der Leidensdruck hoch, können sich Betroffene an einen Psychotherapeuten ohne Kassensitz wenden. Dort sind oft schneller Termine frei. Allerdings müssen die Kosten in der Regel selbst bezahlt werden. Die Krankenkassen übernehmen nur in Ausnahmen die Kosten. Eine weitere Anlaufstelle ist eine psychiatrische Ambulanz einer Klinik. Bei drohendem Suizid oder anderen Notfallsituationen sollten Betroffene oder Angehörige den Notruf unter 112 verständigen.

Auch eine stationäre Akuttherapie kann eine Option sein. Die Kosten übernehmen bei gesetzlich Versicherten die Krankenkassen, wenn der Hausarzt eine entsprechende Überweisung ausstellt. In einer Akutklinik erhalten Betroffene eine etwa vier- bis sechswöchige Behandlung mit einem komprimierten Programm aus Einzel- und Gruppentherapien.