ARD-Moderatorin Esther Sedlaczek über Karriere und Familie

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Hinterfragen Frauen sich selbst mehr, als Männer es tun?

Ja, definitiv. Ich denke, dass Frauen grundsätzlich von Natur aus etwas unsicherer sind und sich immer mehr hinterfragen als Männer. Sie tun alles mit weniger Selbstverständlichkeit. Ich sehe das bei mir, ich sehe das auch bei vielen meiner Freundinnen, auch in anderen Berufen. Frauen haben immer das Gefühl, sie müssten mehr leisten und sich beweisen, auch Männern gegenüber. Ich hoffe, dass es die nächsten Generationen von Frauen zu mehr Selbstverständlichkeit und Selbstvertrauen schaffen. Frauen müssen sich nicht ständig hinterfragen. Sie müssen nicht ungerecht und hart zu sich selbst sein. Im Gegenteil: Frauen sollten weitaus wohlwollender und auch respektvoller im Umgang mit sich sein.


Quotation Mark


Bei Frauen wurde Wert auf andere Dinge gelegt. Zum Beispiel, dass sie anderen gefallen und sich miteinander vergleichen.


Esther Sedlaczek


Ist Ihnen das bereits gelungen?

Für mich war das eine Entwicklung und auch ein langer Weg. Ich denke, dass da immer noch sehr, sehr viel Nachholbedarf bei vielen Frauen ist. Es war vielleicht auch eine Erziehungsfrage in unserer Generation und den Generationen davor. Bei Frauen wurde Wert auf andere Dinge gelegt. Zum Beispiel, dass sie anderen gefallen und sich miteinander vergleichen. Davon kommen wir immer weiter weg, und ich hoffe, dass dieser Weg weiter fortgeführt wird.

Machen Sie sich das auch als Mutter bewusst und versuchen, Ihre Tochter so zu erziehen, dass sie es später anders macht?

Absolut. Die eigenen Ansichten fließen automatisch in die Erziehung mit ein. Das Allerwichtigste ist das Vorleben. Und, diesen kompetitiven Gedanken unter Frauen einfach wegzulassen. Kinder haben diese Phasen, in denen sie ausdrücken, was sie können und vielleicht auch besser können. Wenn meine Tochter denkt, sie könne etwas besser als ihre Freundinnen, versuche ich ihr mitzugeben, dass sie es ihnen zeigen und sie an ihrem Wissen und Können teilhaben lassen kann. Sie soll ihnen nicht das Gefühl geben, dass sie kleiner sind als sie selbst, nur weil sie etwas noch nicht können. Und umgekehrt versuche ich ihr natürlich auch das Gefühl zu geben, dass sie sich nicht kleiner machen soll, als sie ist, nur, weil sie vielleicht etwas noch nicht kann. Sie soll sich Zeit lassen, weil jeder sein eigenes Tempo hat. Vergleiche sind nicht grundsätzlich schlecht, allerdings nur, wenn sie in einem gesunden Verhältnis stehen. Konkurrenz wird man im Leben immer haben, es ist nur eine Frage, wie man damit umgeht.

Sie werden bald zu fünft sein. Ändert das bei Ihnen viel?