TV-Kommentatorin Claudia Neumann über ihre Kritiker

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Wieder ein großes Turnier – und wieder wird sie im Rampenlicht stehen. Für Claudia Neumann aber kein Problem, sie wird dem drohendem Wahnsinn trotzen.

Claudia Neumann gehört zu den profiliertesten TV-Kommentatorinnen in Deutschland. Im Fußball kennt sie sich aus und wird auch bei der Frauen-EM in der Schweiz für das ZDF wieder im Einsatz sein. Am Samstag wird sie um 21 Uhr das Vorrundenspiel zwischen Frankreich und England kommentieren – und wenn es wie in der Vergangenheit läuft, werden viele Fans und Neumann-Kritiker genau hinschauen.

Claudia Neumann hat sich über Jahre zum Trigger für manche Zuschauer entwickelt. Sie sieht sich harter und oft undifferenzierter Kritik ausgesetzt. Wie sie damit umgeht? Das stellte sie jetzt im Gespräch mit t-online klar. “Tatsächlich überhaupt nicht. Mich langweilt diese Dauerschleife”, sagt Neumann. “Netzhetze ist ein gesellschaftliches Problem, selten ein persönliches Thema. Ich zweifle allerdings den Sinn dieser Aufmerksamkeitsspirale an, die definitiv nicht von mir ausgeht.”

Um abzuschalten, legt Neumann “größtmögliche Ignoranz” an den Tag, dann sei auch kein Abschalten nötig. Bei der Heim-EM der Männer im Sommer 2024 war die Kommentatorin Hass, Beleidigungen und sexistischen Bemerkungen ausgesetzt. “Claudia Neumann ist schon seit Jahren im Live-Fußball zu Hause und bringt neben ihrer Fachkompetenz ein erhebliches Maß an Erfahrung mit”, stellte sich das ZDF damals hinter Claudia Neumann.

Und auch von Kolleginnen und Kollegen bekommt sie viel Zuspruch, ist für viele Mädchen und Frauen ein Vorbild. “Ich freue mich über jede neue junge Kollegin, die gerne Reporterin oder Kommentatorin ist. Das gilt im Übrigen nicht nur für den TV-Sektor, sondern genauso für Hörfunk oder Print. Ich erlebe mittlerweile immer mehr Frauen, die den Fußball auch analytisch höchst kompetent begleiten. Der Pool der Kolleginnen, die selbst gekickt haben, wird immer größer. Das sind auf jeden Fall beste Voraussetzungen”, erklärt Neumann t-online.

Immer mehr Frauen – doch es könnten wohl noch mehr sein, wenn man die Strukturen verbessern würde. Wie Claudia Neumann sagt, müsse man besonders an die Entscheidungsprozesse ran, neue Herangehensweisen akzeptieren. Das falle vielen Menschen allerdings schwer: “Sowohl innerhalb der Redaktionsstuben als auch im Kosmos der Zuschauenden, der Hörenden, der Lesenden. Dabei ist Vielfalt auch in unserem Beruf ein absoluter Gewinn, in jeder Hinsicht”, so Neumann, die der deutschen Mannschaft in der Schweiz die Daumen drückt.

“Natürlich ist ein Viertelfinalaus gegen so starke Gegner wie England oder Frankreich auch im Bereich des Möglichen, aber das Erreichen des Finales ebenso. Es gibt vier bis fünf Topmannschaften, die sich gegenseitig je nach Tagesform jederzeit schlagen können.”