Leuchtende Nachtwolken im Sommer | tagesschau.de

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Stand: 06.07.2025 21:04 Uhr

Leuchtende Nachtwolken sind ganz besondere Wolken: eiskalte, schleierartige Gebilde in großer Höhe, die nur im heißen Sommer entstehen können. Jetzt steigen die Chancen, sie selbst zu erblicken.

Ende Juni, Anfang Juli ist die beste Zeit, um ein zartes und seltenes Schauspiel am Himmel zu beobachten: Manchmal leuchten nachts Wolken auf. Nur im Sommer können die sogenannten leuchtenden Nachtwolken entstehen, denn es braucht eisige Temperaturen in großer Höhe, damit sie sich bilden. Und dazu kommt es in den vergangenen Jahren offenbar immer häufiger.

Für die leuchtenden Nachtwolken müssen viele spezielle Faktoren zusammenkommen.

Nachtwolken im Sonnenlicht

Der Name ist eigentlich irreführend, denn die Wolken leuchten nicht von sich aus. Sie reflektieren wie der Mond oder die Planeten das Sonnenlicht. Dieses feine Aufleuchten lässt sich aber nur sehen, wenn der Himmel schon oder noch dunkel genug ist. Zugleich müssen die Wolken aber noch von den Sonnenstrahlen erreicht werden.

Das bedeutet, die Sonne muss weit genug unter den Horizont gesunken sein, aber noch nicht zu tief: Zwischen sechs und 16 Grad darf die Sonne unter dem Horizont stehen – gut eine halbe bis anderthalb Handbreit weit. Das ist einer der Gründe, warum leuchtende Nachtwolken ein Sommerphänomen sind: Dann neigt die Erde der Sonne ihre Nordhalbkugel entgegen, sodass die Sonne tagsüber hoch steht, nachts aber nicht allzu tief unter den Horizont sinkt. Die Dämmerung – Nachtwolken-Zeit – dauert viel länger als in anderen Jahreszeiten.

Wo und wann die Nachtwolken am besten zu sehen sind

Norddeutschland ist begünstigt, wenn es um leuchtende Nachtwolken geht: Dort sinkt die Sonne im Sommer nicht so tief unter den Horizont wie im Süden Deutschlands.

Ein bis zwei Stunden nach Sonnenuntergang oder vor Sonnenaufgang können leuchtende Nachtwolken auftreten. Am ehesten sind sie im Nordwesten oder Nordosten zu sehen, meist nicht allzu weit vom Horizont entfernt.

Leuchtende Nachtwolken sind extrem hoch

Das heißt aber nicht, dass es tiefliegende Wolken sind, im Gegenteil. Damit die Wolken gerade noch von den Sonnenstrahlen erfasst werden, der Himmel ringsum aber dunkel genug ist, um das Leuchten zu sehen, müssen sich die Wolken in großer Höhe befinden. Normale Wolken sind höchstens 13 Kilometer über der Erdoberfläche. Leuchtende Nachtwolken dagegen bilden sich in etwa achtzig Kilometern Höhe, in der Mesopause.

Wolken bei minus 120 Grad

Die Mesopause bietet allerdings nicht gerade günstige Bedingungen für die Wolkenbildung: Die Luft ist so dünn, dass dort auch nur wenig Wasserdampf vorkommt. Damit hier Wolken entstehen können, muss es besonders kalt sein. Denn statt dicker, regensatter Wolken sind leuchtende Nachtwolken zarte, schleierartige Gebilde aus winzigen Eispartikeln, die viel Sonnenlicht reflektieren. Minus 120 Grad sind nötig, dass in der dünnen, trockenen Luft der Mesopause die eisigen Wolken entstehen.

Diese extrem niedrigen Temperaturen treten in der Mesopause nur im Sommer auf. Denn wenn sich die unteren Luftschichten erhitzen, sorgen komplexe Prozesse im Luftaustausch der Atmosphärenschichten dafür, dass sich die Mesopause stärker abkühlt.

Leuchtende Nachtwolken werden häufiger

Ursprünglich waren leuchtende Nachtwolken ein Ausnahmegeschehen, von dem nur selten berichtet wurde. Die erste Schilderung stammt aus dem Jahr 1885. Inzwischen sind leuchtende Nachtwolken bei uns fast jeden Sommer zu sehen. Forschende vermuten, dass der Klimawandel die Bildung leuchtender Nachtwolken befördert: Je stärker sich die unteren Atmosphärenschichten erhitzen, desto kälter wird es in der Mesopause. Zugleich gelangt mehr Wasserdampf dorthin, da wärmere Luftschichten unten mehr Wasser aufnehmen.

Die genauen Wechselwirkungen werden nach wie vor intensiv untersucht. Doch es könnte sein, dass die Häufigkeit leuchtender Nachtwolken ein Indikator für den fortschreitenden Klimawandel ist.