In Essen haben Spezialkräfte der Polizei am frühen Mittwochmorgen einen 27 Jahre alten Mann festgenommen, der einen dschihadistisch motivierten Terroranschlag geplant haben soll. Zunächst waren Internetbetrugsermittler dem aus Bosnien-Hercegovina stammenden Mann auf die Spur gekommen, weil er beim Handel mit hochpreisigen Elektronikgeräten größere Geldsummen ergaunert haben soll.
Der Mann soll teure Geräte etwa der Marke Apple bestellt, nicht bezahlt und umgehend weiterverkauft haben. Nach bisherigen Erkenntnissen sei dadurch bereits ein mindestens fünfstelliger Betrag zusammengekommen, hieß es von der Generalstaatsanwaltschaft. Der Verdacht stehe im Raum, dass mit dem Geld Anschläge finanziert werden sollten.
Wohl Attacke auf Menschenmenge geplant
Wie weit vorangeschritten mögliche Anschlagspläne waren, ist unklar. Zum persönlichen Hintergrund des Verdächtigen und zu seinem Aufenthaltsstatus gab es zunächst keine Angaben. Aus Sicherheitskreisen erfuhr die F.A.Z., dass der Mann konspirativ und sehr geplant vorgegangen sein soll und schon seit geraumer Zeit von verdeckten Kräften observiert wurde, zumal die Behörden dann auch einschlägige geheimdienstliche Hinweise erhielten. Jeder Schritt des Verdächtigen sei überwacht worden. Man sei auch auf Anschlagsszenarien gestoßen. So soll der Mann eine Attacke auf eine größere Menschenmenge mit einem Fahrzeug, mit Messern oder Schusswaffen geplant haben. Da sich die Pläne des Verdächtigen zur Beschaffung von Waffen konkretisiert hätten, habe man sich nun zum Zugriff entschlossen.
Zeitgleich durchsuchten die Ermittler seit den frühen Morgenstunden auch in weiteren nordrhein-westfälischen Städten mehrere Gebäude möglicher Komplizen und Mitwisser. Diese Personen – zu denen auch die Lebensgefährtin des Mannes zählt – galten zunächst nicht als Beschuldigte, sondern als Zeugen. Ob sie vom mutmaßlich terroristischen Verwendungszweck der Gelder Bescheid wussten, ist bisher unklar. Ein Teil der Personen soll aber am betrügerischen Handel mit den Elektronikgeräten beteiligt gewesen sein. Die Polizei war in Essen, Dortmund, Düsseldorf und Soest im Einsatz.
Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) wollte sich am frühen Nachmittag ausführlicher zu dem Fall äußern. Am Morgen hatte er die Entschlossenheit der Ermittler gelobt. Die Polizei habe mögliche Terroraktivitäten gestoppt, bevor es auch nur eine Sekunde zu spät gewesen sei. „Da draußen laufen Leute herum, die unsere Werte und unsere Art zu Leben missachten und zerstören wollen“, sagte Reul. Die Sicherheitsbehörden setzten alles daran, „diese Typen“ zu stoppen. Er betonte die Entschlossenheit der Ermittler: „Wer bei uns Terrorpläne verfolgt, muss damit rechnen, dass morgens das SEK vor der Tür steht – und zwar rechtzeitig.“