Klimatisierte Räume ohne schlechtes Gewissen

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Stand: 10.07.2025 06:26 Uhr

Klimaanlagen gelten als klimaschädlich. Doch mit der richtigen Stromversorgung und dem passenden Kühlmittel lassen sich die negativen Folgen begrenzen.

Von Sebastian Moritz, WDR

Die Sommer werden heißer – und der Bedarf an kühlen Räumen steigt. Klimaanlagen werden deshalb immer gefragter. In sechs Prozent der deutschen Haushalte wird inzwischen mindestens ein Raum gekühlt, bis 2030 steigt dieser Anteil nach Prognosen des Umweltbundesamtes auf acht Prozent. Laut Vorhersagen der Internationalen Energieagentur werden im Jahr 2050 weltweit zwei Drittel der Haushalte eine Klimaanlage besitzen.

In den USA werden Schätzungen zufolge schon jetzt rund 90 Prozent der Wohngebäude gekühlt. Mit der steigenden Zahl der Klimaanlagen wächst auch der Stromverbrauch. Schon 2030 könnte weltweit mehr Energie für Kühlung nötig sein als für Wärme, heißt es vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE.

Für den Klimaschutz sei das keine gute Entwicklung, meint Oliver Wagner vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie. “Letztendlich ist eine Klimaanlage immer mit Stromverbrauch verbunden, und Stromverbrauch ist erst mal nicht gut für das Klima”, so Wagner.

Experten raten zu eigener Photovoltaikanlage

Doch der Anteil des Stroms, der aus erneuerbaren Quellen erzeugt wird, steigt. Im Jahr 2024 erreichte er einen Rekordanteil von fast 63 Prozent. Zudem gibt es längst Stromtarife mit einem Ökostromanteil von 100 Prozent. Wäre das nicht eine Chance, auch Klimaanlagen klimafreundlich zu betreiben?

Oliver Wagner ist skeptisch. Auch Ökostrom sei viel zu wertvoll, um ihn zu verschwenden. Hinzu kommt, dass der Ökostrom, der für den Betrieb einer Klimaanlage eingesetzt wird, auf dem Strommarkt fehle und möglicherweise durch Strom aus klimaschädlicher Erzeugung kompensiert werden müsse, sagt Peter Schossig vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE.

Die beste Wahl für den klimafreundlichen Betrieb einer Klimaanlage sei eine eigene Photovoltaikanlage. “Selbst dann ist der Einfluss auf das Klima zwar nicht gleich Null, aber das ist schon eine sehr gute und günstige Variante, den eigenen PV-Strom zu nutzen”, so Schossig.

Auf klimafreundliche Kältemittel setzen

Reduzieren lässt sich der Energieverbrauch der Klimaanlagen außerdem durch den Einsatz besonders effizienter Geräte. Das Umweltbundesamt empfiehlt Klimaanlagen der Effizienzklasse A+++. Außerdem sollte die Temperatur der Klimaanlagen nicht zu kalt eingestellt werden. Drei bis vier Grad unter der Außentemperatur seien empfehlenswert, auf keinen Fall aber weniger als 26 Grad.

Doch der Energieverbrauch ist nicht das einzige Klimaproblem der Klimaanlagen. Hinzu kommen freigesetzte Kältemittel, die bei der Montage, bei defekten Geräten oder bei der Entsorgung in die Atmosphäre entweichen können. Die Wissenschaft misst die Schädlichkeit der Kältemittel in Form des Global Warming Potentials (GWP) – es ist ein Maß für die Treibhausgaswirksamkeit eines Stoffes.

Das GWP für CO2 ist auf 1 festgelegt, einige Kühlmittel in älteren Klimaanlagen haben ein GWP von 1.500, sodass auch sehr geringe Mengen bereits eine hohe klimaschädliche Wirkung haben. Doch es gibt Alternativen, etwa Propan, Ammoniak oder Wasser. Diese klimafreundlichen Kältemittel erkennen Kundinnen und Kunden beim Kauf schnell am Umweltsiegel Blauer Engel.

Gute Dämmung, viel Grün und richtiges Lüften

Nichtsdestotrotz sollte eine Klimaanlage immer die letzte Option sein, wenn es darum geht, für kühle Temperaturen in heißen Räumen zu sorgen, betont Ferdinand Pfender vom Umweltbundesamt. Eine gute Dämmung von Dach und Außenwänden, viel Grün rund um das Haus und richtiges Lüften an heißen Sommertagen können für einige Grad Abkühlung sorgen.

Ganz verteufeln möchte der Fachmann die Klimaanlagen aber nicht. “Wenn man die Aspekte zum Hitzeschutz berücksichtigt, Geräte mit Blauem Engel nutzt und Ökostrom oder Strom aus der eigenen Photovoltaikanlage nutzt, kann man eine Klimaanlage durchaus mit gutem Gewissen betreiben”, so Pfender.