Nutella und Kellogg’s sind bald unter einem Dach

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In der Lebensmittelwirtschaft steht eine Großübernahme bevor: Der italienische Ferrero -Konzern kauft das amerikanische Unternehmen WK Kellogg. Damit sind bekannte Ferrero-Marken wie Nutella, Kinder, Mon Chéri, Hanuta und Tictac künftig unter einem Dach mit Cerealienmarken wie Kellogg’s Cornflakes, Froot Loops und Toppas. Gemäß der Unternehmensmitteilung erwirbt Ferrero das gesamte ausstehende Eigenkapital von WK Kellogg für 23 Dollar je Aktie in bar. Das entspricht einem Gesamtunternehmenswert von 3,1 Milliarden Dollar. Nach erfolgreichem Abschluss der Übernahme wird WK Kellogg eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von Ferrero. Geplant ist das für die zweite Jahreshälfte.

Die Marktkapitalisierung betrug bis zum Bekanntwerden der möglichen Übernahme rund 1,5 Milliarden Dollar. WK Kellogg hat etwas mehr als 500 Millionen Dollar Schulden. Der Aktienkurs reagierte auf die Berichte am Donnerstag mit einem Sprung um mehr als 30 Prozent.

„Die Übernahme ist für beide Unternehmen ein sinnvoller Deal“, sagt Stephan Rüschen, Professor für Lebensmittelhandel an der DHBW Heilbronn. Ferrero hat aus seiner Sicht viel Expertise im Vertrieb und Marketing. Das gelte auch für WK Kellogg. „Hier kommen zwei Unternehmen mit starken Marken zusammen, die sich gegenseitig nicht im Weg stehen und gemeinsam stärker werden können“, sagt er. Ferrero sei auf den Zusammenschluss aber weniger angewiesen als WK Kellogg. Anders als jene der Amerikaner laufen die Geschäfte der Italiener derzeit prächtig.

Ferrero drängt es ins Ausland

In den vergangenen zehn Jahren hat der Umsatz von Ferrero sich ungefähr verdoppelt. Im Geschäftsjahr bis August 2024 stieg der Umsatz um neun Prozent auf 18,4 Milliarden Euro. Das familiengeführte Unternehmen ist mit seinen knapp 48.000 Mitarbeitern äußerst diskret. Es wird nicht an der Börse gehandelt und veröffentlicht nur wenige Geschäftszahlen. Mit der Übernahme würde Ferrero seine rasante internationale Expansion fortsetzen. Die Italiener haben angekündigt, in die Marken von WK Kellogg zu investieren und diese auszubauen.

Der 60 Jahre alte Giovanni Ferrero, Enkel des Firmengründers, der seit dem Tod seines Bruders 2011 alleiniger Vorstandsvorsitzender ist, hat die Expansion des Auslandsgeschäfts zielstrebig vorangetrieben, sodass der Konzern heute über fast vierzig Marken verfügt. Die Vereinigten Staaten sind ein Schlüsselmarkt für Ferrero. Schon 2019 hat das italienische Unternehmen von Kellogg das Geschäft mit Plätzchen und Früchte-Snacks für 1,3 Milliarden Dollar gekauft. 2018 fügte Ferrero das amerikanische Süßwaren-Geschäft von Nestlé für 2,8 Milliarden Dollar seinem Sortiment hinzu. Im Jahr davor erwarb Ferrero in den USA Ferrara Candy Company sowie Fannie May Confections Brands. Der Vorstoß ins nordamerikanische Eiscremegeschäft gelang durch die Übernahme von Wells Enterprises im vergangenen Jahr für 1,3 Milliarden Dollar.

Im Februar 2024 eröffnete Ferrero in den USA auch seine erste Schokoladen-Verarbeitungsanlage, sie befindet sich in Illinois. Insgesamt verfügt Ferrero über 37 Produktionsanlagen. In Deutschland befindet das größte Werk sich in Stadtallendorf in Hessen. Aus der Sicht von Rüschen ist die Marktmacht der Italiener enorm: „Ferrero hat Marken in seinem Sortiment, auf die langfristig kein Supermarkt verzichten kann“, sagt er. Das gilt seiner Meinung nach nur für wenige Marken wie Coca-Cola oder Red Bull.

WK Kellogg schwächelt

WK Kellogg ist in seiner heutigen Form aus einer Aufspaltung im Jahr 2023 hervorgegangen. Damals wurde der vorherige Kellogg-Konzern, der seine Wurzeln bis 1906 zurückverfolgt, in zwei Teile getrennt. Auf der einen Seite blieb WK Kellogg, benannt nach dem Gründer Will Keith Kellogg, mit den Produkten, für die das Unternehmen traditionell bekannt war. Daneben entstand Kellanova mit Marken wie Pringles-Chips, Eggo-Waffeln oder Cheez-it-Crackern. Kellanova, das weitaus größere von beiden Unternehmen, erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von mehr als 13 Milliarden Dollar und wurde im vergangenen Jahr für fast 36 Milliarden Dollar an den Schokoladenhersteller Mars verkauft. WK Kellogg wies für 2024 einen Umsatz von 2,7 Milliarden Dollar aus. Der Cornflakes-Hersteller verzeichnete zuletzt Umsatzrückgänge und korrigierte kürzlich mit dem Hinweis auf „schwächer als erwartete Konsumtrends“ seine Umsatzprognose für dieses Geschäftsjahr nach unten.

WK Kellogg legte am Donnerstag im Zuge der Übernahmeankündigung vorläufige Nettoumsatz- und bereinigte Ebitda-Ergebnisse für das zweite Quartal 2025 vor. Für das zweite Quartal, das am 28. Juni 2025 endete, rechnet das Unternehmen mit einem Nettoumsatz zwischen 610 und 615 Millionen Dollar und einem bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) zwischen 43 und 48 Millionen Dollar.

WK Kellogg kam in jüngster Zeit wegen der Verwendung künstlicher Lebensmittelfarbstoffe in einigen seiner Produkte in die Schusslinie. Der amerikanische Gesundheitsminister Robert F. Kennedy ist ein scharfer Kritiker solcher Zusatzstoffe, und er hat Produkte von WK Kellogg symbolhaft hervorgehoben. Vor einigen Monaten sagte Kennedy in einem Interview, Froot Loops „vergiften unsere Kinder“. WK Kellogg verwendet bei der Herstellung von Froot Loops für den amerikanischen Markt künstliche Farbstoffe. In Froot Loops, die in Deutschland und anderen Ländern verkauft werden, sind natürliche Farbstoffe.

Die Übernahme steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Aktionäre von WK Kellogg, der behördlichen Genehmigungen und anderer üblicher Abschlussbedingungen. Lazard fungiert laut Mitteilung als leitender Finanzberater, BofA Securities als Ko-Berater und Davis Polk & Wardwell LLP als Rechtsberater von Ferrero. Goldman Sachs & Co. LLC und Morgan Stanley & Co. LLC fungieren als Finanzberater und Kirkland & Ellis LLP als Rechtsberater von WK Kellogg Co.