Bundestrainer Wück hat ein großes Problem

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Die DFB-Elf verliert nicht nur das letzte Gruppenspiel, sondern auch Carlotta Wamser. Für das Viertelfinale bedeutet das schlechte Neuigkeiten.

Carlotta Wamser wusste genau, was sie jetzt erwartete. Wutentbrannt schlug die deutsche Rechtsverteidigerin mit der flachen Hand mehrfach auf den Boden. Nur wenige Augenblicke zuvor hatte sie in der 31. Minute des letzten EM-Gruppenspiels gegen Schweden beim Stand von 1:2 ein weiteres Gegentor mit einem reflexartigen Handspiel verhindert. Die Folge war ihr klar: Schiedsrichterin Silvia Gasperotti stellte die 21-Jährige mit der Roten Karte vom Platz.

Deutschland verlor das Spiel in Unterzahl schließlich mit 1:4. Doch es kommt noch schlimmer: Da Wamser mit glatt Rot vom Platz flog, wird sie mindestens für das Viertelfinale am kommenden Samstag gesperrt sein. Bundestrainer Christian Wück hat damit nun ein großes Problem zu lösen.

Denn: Wamser selbst war eigentlich nur die Ersatzspielerin auf ihrer Position. Ursprünglich gehört der Platz rechts hinten in der Viererkette nämlich Mannschaftskapitänin Giulia Gwinn. Doch nachdem diese sich bereits im ersten Gruppenspiel gegen Polen einen Innenbandriss im linken Knie zugezogen hatte, rückte Wamser in die Mannschaft.

Nun fällt auch die Leverkusenerin aus – und eine weitere nominelle Rechtsverteidigerin gibt es im deutschen Kader nicht. Ausgerechnet zum Start der K.o.-Runde, wo die deutsche Mannschaft mit Frankreich, England oder (nur noch theoretisch möglich) den Niederlanden eine echte Topnation erwartet, muss der Bundestrainer nun also in der Defensive kreativ werden.

Auch TV-Expertin Kathrin Lehmann blickte sorgenvoll drein, als sie im ZDF erklärte: “Die größte Frage ist natürlich: Wie lösen wir das jetzt?”

Wück bieten sich nun mehrere Optionen: Von der Bank könnten mit Sophia Kleinherne oder Kathrin Hendrich zwei gelernte Innenverteidigerinnen in die Startelf rücken und positionsfremd zum Einsatz kommen.

Möchte Wück das nicht riskieren, könnte er auf eine Fünferkette setzen. Zumindest in der zweiten Halbzeit gegen Schweden wählte er genau diese Variante. Dabei bildeten die eigentliche Linksverteidigerin Sarai Linder, Janina Minge und die für die enttäuschende Rebekka Knaak eingewechselte Hendrich das Innenverteidigerinnen-Trio. Jule Brand und Klara Bühl, die eigentlich auf den offensiven Flügeln spielen, wurden zu den Schienenspielerinnen umfunktioniert.

Ein Hinweis darauf, dass er auch im Viertelfinale mit dieser Formation plane, war das laut Wück aber nicht. Auf eine entsprechende Frage antwortete er nach dem Spiel: “Da haben wir uns überhaupt keine Gedanken gemacht”, sagte er. “Wir wollten dieses Spiel gut zu Ende bringen und wir hatten schon noch die Fantasie, in der zweiten Hälfte mit der Systemumstellung hinten stabil zu stehen und vorne vielleicht mit unseren schnellen Außenspielerinnen nochmal zum Abschluss zu kommen”, erklärte er seine Entscheidung.

Ihm und dem ganzen Team dürfte jedoch klar sein: Mit ihrer Roten Karte hat Carlotta Wamser das Team in eine schwierige Lage versetzt. Ersatz-Kapitänin Janina Minge nahm die junge Verteidigerin jedoch öffentlich in Schutz: “Die Rote Karte ist ein Ding, was das ganze Spiel beeinflusst hat, aber man kann Carlotta keinen Vorwurf machen”, sagte sie. “Sie hat bis dahin ein super Spiel gemacht. Es war eine Reflexreaktion, hätte wahrscheinlich vielen von uns passieren können. So ist es im Fußball.”