Nvidia darf wieder KI-Chips nach China liefern

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Nvidia darf wichtige KI-Computerchips nach eigenen Angaben wieder nach China liefern. „Die US-Regierung hat unsere Exportlizenzen genehmigt“, sagte Nvidia-Chef Jensen Huang vor chinesischen Journalisten. „Wir beginnen damit, die H20-Chips im chinesischen Markt zu verkaufen.“ Die Auslieferung werde bald beginnen. „Ich freue mich darüber sehr.“ Die Nvidia-Aktie lag vorbörslich knapp 4 Prozent im Plus.

Der US-Konzern hatte diese Grafikchips, die für die Entwicklung moderner KI-Systeme genutzt werden, eigens für den chinesischen Markt entwickelt, nachdem Washington den Verkauf noch leistungsfähigerer Halbleiter in die Volksrepublik untersagt hatte. Im April unterband US-Präsident Trump dann jedoch auch den Verkauf der H20-Chips. Nvidia bezifferte die Kosten dieses Verbots auf 5,5 Milliarden Dollar.

Huang hatte sich intensiv um die Freigabe des H20-Chips bemüht. Ende vergangener Woche traf er sich mit Trump, aktuell ist er in Peking, wo er sich mit Regierungsvertretern trifft und eine Messe besucht. Huang ist ein scharfer Kritiker der Chip-Beschränkungen der USA. „Insgesamt sind die Exportkontrollen gescheitert“, sagte er vor einigen Wochen. Die USA wollen mit den Beschränkungen die Entwicklung des chinesischen Militärs ausbremsen. Nvidia sorgt sich aber, dass diese stattdessen die chinesische Halbleiterindustrie anstacheln, den Rückstand aufzuholen. KI-Unternehmen in der Volksrepublik beklagen sich immer wieder über den mangelnden Zugang zu KI-Chips.

Wirtschaftsbeziehungen entspannen sich

Neben der Freigabe für den H20-Chip gab er den Verkaufsstart eines weiteren neuen Chips namens RTX-pro bekannt. Dieser sei für das Erstellen digitaler Zwillinge in modernen Fabriken entwickelt worden. Laut einer Mitteilung des Unternehmens ist der Chip zudem „vollständig konform“, hält sich also an die Exportbeschränkungen.

Die Freigabe für Nvidia ist ein deutliches Zeichen dafür, dass sich die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Peking und Washington für den Moment etwas entspannt haben. Die beiden größten Volkswirtschaften der Welt hatten sich vergangenen Monat auf einen vorläufigen Deal geeinigt. Darin versprachen die USA, die Exportkontrollen für Computerchips und andere Produkte zu lockern. Im Gegenzug sollte China wieder mehr Seltene Erden und Selten-Erd-Magnete liefern.

Erst am Montag hatte die Pekinger Kartellbehörde eine 35-Milliarden-Dollar-Übernahme in der Halbleiterbranche unter Auflagen durchgewunken. Synopsys, ein Anbieter von Software für das Design von Computerchips, darf den Software-Spezialisten Ansys übernehmen. Synopsys war zuvor ebenso wie Nvidia zwischen die Fronten des Handelskrieges geraten, US-Präsident Trump hatte den Verkauf von Synopsys-Programmen in China zeitweise untersagt.