Rekorde im Windkraftausbau, doch weniger Ökostrom

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Das Genehmigen und Aufstellen von Windkraftanlagen geht in Deutschland mit Rekordgeschwindigkeit voran. Der Ausbau bleibt aber hinter den Zielen zurück. Außerdem bedeutet viel installierte Leistung von wetterabhängigen Energiequellen noch nicht, dass auch viel Strom erzeugt wird. Nach aktuellen Zahlen wurden noch nie so viele neue Windanlagen genehmigt wie im ersten Halbjahr 2025. Beim wirklich erfolgten Zubau gab es den zweithöchsten Wert der jüngeren Geschichte. Gleichwohl ging die tatsächlich erzeugte Strommenge aus Wind in den ersten sechs Monaten deutlich zurück.

Die erneuerbaren Energien deckten im ersten Halbjahr rund 54 Prozent des deutschen Stromverbrauchs, teilte der Energieverband BDEW am Dienstag mit. Vor einem Jahr waren es 57 Prozent gewesen. Im jetzigen Betrachtungszeitraum wurden – auf vorläufiger Datenbasis – 141 Milliarden Kilowattstunden (141 Terawattstunden) Ökostrom produziert, 5,4 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Die Erzeugung aus Wind auf See sank um 17 und an Land um 18 Prozent auf zusammen 61 Terawattstunden.

„Die Ursachen für den Rückgang sind witterungsbedingt“, schreibt der BDEW. „Vor allem dem im historischen Vergleich außerordentlich windschwachen ersten Quartal 2025 ist [das] geschuldet.“ Die Abnahme gelte für „Onshore“ und „Offshore“ gleichermaßen. Die Rückschläge mit der Wasserkraft waren noch heftiger: Wegen geringer Niederschläge sank die Erzeugung um 29 Prozent auf 8,1 Terawattstunden. Positiv entwickelte sich hingegen die Photovoltaik mit plus 23 Prozent auf 47,5 Terawattstunden.

Fossile Energieträger ersetzten fehlenden Ökostrom

Wenn nicht genügend erneuerbare Energien bereitstehen, muss Strom eingeführt oder aus konventionellen Trägern erzeugt werden. In Deutschland sind das seit dem Atomausstieg fossile Quellen. Entsprechend stieg die Verstromung von Steinkohle im ersten Halbjahr um ein Drittel auf 16,4 Terawattstunden, beim Erdgas gab es einen Anstieg um acht Prozent auf 44,4 Terawattstunden, bei der Braunkohle betrug das Plus weniger als zwei Prozent auf 38 Terawattstunden. Insgesamt blieb die Bruttostromerzeugung im Betrachtungszeitraum mit 251 Terawattstunden weitgehend konstant.

Der Windkraftausbau sei beachtlich, erklärten der Bundesverband Windenergie sowie der Maschinenbau-Verband VDMA Power Systems am Dienstag. „Noch nie wurde in einem ersten Halbjahr so viel Windenergieleistung zugelassen wie jetzt“, hieß es. Bis Ende Juni hätten die Behörden für knapp 1300 neue Anlagen eine Leistung von 7,9 Millionen Kilowatt (7851 Megawatt) genehmigt, 55 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

In Betrieb genommen wurden 409 Neuanlagen mit 2202 Megawatt, zwei Drittel mehr als im ersten Halbjahr 2024. Die Ertüchtigung und der Ersatz alter Anlagen durch effizientere Windräder betraf 138 Anlagen mit 780 Megawatt. Der Nettozubau abzüglich Still­legungen erreichte 1900 Megawatt. Ende Juni waren in Deutschland fast 29.000 Windanlagen mit einer Kapa­zität von 65.300 Megawatt in Betrieb. Positiv sei, dass die Genehmigungsdauer gegenüber 2024 um ein Fünftel auf durchschnittlich 18 Monate gesunken sei, hieß es. Die vormalige Ampelregierung habe mit Gesetzen Tempo gemacht, auch habe der EU-Notfallverordnung geholfen.

DSGVO Platzhalter

Um die Ziele der Bundesregierung zu schaffen, müsste der Ausbau sich allerdings auf 10.000 Megawatt im Jahr erhöhen. Bis zum Jahresende 2025 wird trotz der guten Entwicklung nur mit der Hälfte gerechnet. Dann wären 67.000 Megawatt am Netz. Doch nach Plan hätten es schon 2024 mindesten 69.000 sein müssen. Die Verbandsvertreter sind mit der Überprüfung der Energiewende (Monitoring) durch Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) einverstanden, warnen aber vor Abstrichen in den Klima- und Ausbauzielen. Die Branche brauche einen verlässlichen Rahmen. Dann seien die Produktionskapazitäten, einschließlich des Materials und der Mitarbeiter, zu einem weiteren schnellen Ausbau vorhanden.