Der Kurs der Aktie des taiwanischen Chipherstellers TMSC ist nach dem jüngst vorgestellten Rekordergebnis auf dem Weg zu einem Allzeithoch an der Börse. Nachdem der Vorstand um C. C. Wei die jüngsten Zahlen für das zweite Quartal des laufenden Geschäftsjahres vorlegte und einen überaus zuversichtlichen Ausblick für die kommenden Monate gab, ließen Anleger den Kurs der Aktie an der Börse von Taipeh auf 1127 Taiwanische Dollar springen.
Damit ist der Konzern nun abermals kurz davor, die Schwelle zum Club jener Konzerne zu überschreiten, die mindestens eine Billion Dollar wert sind. Die Taiwaner gehörten im vergangenen Jahr schon einmal kurzzeitig zu diesem Kreis. Teil jener Gruppe ist neben Apple, Microsoft und Amazon unter anderen auch Nvidia. Der kalifornische Chipdesigner entwirft Halbleitersysteme, die für die Künstliche Intelligenz (KI) wichtig sind und Stückpreise eines guten Mittelklassewagens haben.
Nvidia als wichtigster Kunde
Nvidia lässt diese Chips ausschließlich von TSMC fertigen. So bilden beide Unternehmen eine der derzeit wichtigsten technologischen Achsen auf der Welt. Der in Taiwan geborene und Amerika aufgewachsene Nvidia-Gründer Jensen Huang war schon vor mehr als einem Vierteljahrhundert eine enge Zusammenarbeit mit TSMC eingegangen. Nvidia ist heute der wichtigste Kunde der Taiwaner, die Taiwaner sind der wichtigste Partner Nvidias.
TSMC ist derzeit nicht nur der größte und technologisch führende Auftragshersteller auf der Welt, er ist gemessen an Umsatz und Gewinn auch das größte Unternehmen der Halbleiterbranche. Der Konzern betreibt ein Dutzend Werke mit teilweise mehreren Fabriken, stellt Chips faktisch aller Größen und Arten her, bedient damit mehr als fünfhundert Kunden auf der Welt und hat derzeit mehr als zehntausend verschiedene elektronische Bausteine in seinem Produktionsportfolio.
Darunter sind auch die derzeit leistungsstärksten Chips, in denen auf kleinsten übereinandergestapelten Flächen mittlerweile weit mehr als hundert Milliarden winzige Schalter arbeiten. Dafür sind Strukturen nötig, die bis zu fünfzigtausendmal feiner sind als ein menschliches Haar. TSMC ist momentan das einzige Unternehmen, das in der Lage ist, diese Miniaturisierung im industriellen Maßstab in gleichbleibend guter Qualität zu liefern.
Angesichts der stetig wachsenden Nachfrage nach Chips im Allgemeinen und KI-Chips im Besonderen hat TSMC im vergangenen Quartal ein Rekordergebnis verbucht. Wie Vorstandschef Wei am Donnerstag mitteilte, erlöste der Konzern in den drei Monaten bis Ende Juni 933 Milliarden Taiwan-Dollar (27,3 Milliarden Euro). Das waren knapp 40 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum im Vorjahr.
Unter dem Strich blieben nach Abzug der Steuern, Zinsen und Abschreibungen 398 Milliarden Taiwan-Dollar (11,6 Milliarden Euro) stehen. Das waren rund 60 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum. Für das laufende Geschäftsjahr hob der Vorstand seine Prognose für das Umsatzwachstum auf eine Steigerung von 30 Prozent gegenüber dem vergangenen Jahr an. Das ließ Investoren an der Börse vermehrt nach TSMC-Aktien greifen.
Schwächelnder US-Dollar wird zum Problem
Aufgrund eines über Jahre angelegten und Hunderte Milliarden Dollar schweren Investitionsplans wird TSMC einen Großteil seiner Profite in neue Maschinen, Anlagen und Fabriken stecken. So bauen die Taiwaner derzeit in Amerika, Japan und Europa mit Partnern ein halbes Dutzend neuer Fabriken, unter anderem in der sächsischen Landeshauptstadt Dresden.
Von der amerikanischen Zollpolitik sieht sich TSMC bislang kaum getroffen. Die Taiwaner beliefern mit ihren Chips neben Nvidia auch Apple. So sind in jedem iPhone und jedem Mac-Computer Chips aus der Inselrepublik. Der andauernde Höhenflug von TSMC schlägt sich auch in der Gesamtwirtschaft Taiwans nieder: Der Export des Landes stieg den Angaben zufolge im Juni um ein Drittel auf einen Rekordwert von umgerechnet 53,3 Milliarden Dollar. Die Ausfuhren von Halbleitern legten ähnlich stark zu. Ein Teil dieser Steigerungen gelten allerdings als Vorzieheffekte. Sorgen bereitet der Konzernführung derzeit vor allem die Entwicklung der Wechselkurse. Schließlich erwirtschafte der Konzern seinen Umsatz hauptsächlich in US-Dollar. Der Taiwan-Dollar hat seit Jahresbeginn zum US-Dollar etwa zwölf Prozent aufgewertet.