Diktaturspruch, Sexismusvorwurf, Pöbeleien
Felix Baumgartner: Mann der Extreme – und der Kontroversen
18.07.2025 – 00:09 UhrLesedauer: 3 Min.

Der weltberühmte Fallschirmspringer kam auf tragische Weise ums Leben. Vor allem nach seinem Rekordsprung polarisierte er mit umstrittenen Aussagen.
Extremsportler Felix Baumgartner ist tot. Der Österreicher kam am Donnerstagnachmittag bei einem Gleitschirmflug in Italien ums Leben.
Weltweite Berühmtheit hatte er 2012 erlangt, als er als erster Mensch bei einem Sprung aus der Stratosphäre im freien Fall Schallgeschwindigkeit erreichte. Im Fernsehen und im Internet sahen viele Millionen Menschen live zu, wie er sich in die Tiefe stürzte. Dabei erreichte er eine Höchstgeschwindigkeit von mehr als 1.300 Kilometer pro Stunde. Er hält auch den Rekord für den höchsten bemannten Ballonflug und den höchsten Fallschirmsprung.
Sein Leben abseits der sportlichen Extrem- und Bestleistungen verlief kontrovers. In der Öffentlichkeit trat er als streitbarer Charakter auf, nahm selten ein Blatt vor den Mund und polarisierte nicht selten mit seinen Äußerungen.
So sorgte er 2013, wenige Monate nach dem Weltraumsprung, mit politischen Aussagen für Verwunderung, als er sagte, er würde eine Diktatur einer Demokratie vorziehen. “Du kannst in einer Demokratie nichts bewegen. Wir würden eine gemäßigte Diktatur brauchen, wo es ein paar Leute aus der Privatwirtschaft gibt, die sich wirklich auskennen”, äußerte er beim Besuch in seiner Heimatstadt Salzburg. Die politische Ansicht des gelernten Maschinenschlossers brachte ihm viel Kritik ein.
Als 2016 sein Facebook-Konto kurzzeitig gesperrt war, witterte Baumgartner Zensur. Es sei eine Schande für die Meinungsfreiheit, beklagte er. Und weiter: “Es sieht so aus, als ob wir den politischen Eliten da draußen zu unbequem geworden sind.” Baumgartner hatte seinerzeit den österreichischen Präsidentschaftskandidaten der rechten FPÖ, Norbert Hofer, unterstützt, der wiederholt gegen die sogenannten Eliten wetterte.
2017 sah sich Baumgartner einem Sexismus-Vorwurf durch die TV-Moderatorin Corinna Milborn ausgesetzt. Die hatte zunächst eine Werbung des Unterwäscheherstellers Palmers, der mit einem Foto von sechs leicht bekleideten Frauen warb, kritisiert. Baumgartner hatte daraufhin in Richtung Milborn gegiftet: “Bei der Figur auch kein Wunder.”
Es folgte eine Retourkutsche Milborns und die Einladung zu einem Streitgespräch, das aber nie zustande kam. Baumgartner erklärte nur: “Mir Sexismus und Frauenfeindlichkeit zu unterstellen, ist grenzwertig, ja fast schon pervers.” Wegen seiner abwertenden Äußerungen über Frauen bekam er in seiner Heimat aber den Negativ-Preis “Rosa Handtaschl” verliehen.
2019 legte er sich dann mit dem deutschen Satiriker Jan Böhmermann an. Mit einem angeblich satirischen Beitrag auf einer rechtsextremen Plattform hatte Baumgartner den TV-Moderator und dessen Familie beleidigt. Er hatte einen Beitrag unter dem Titel “Jan Böhmermann, dummes Hurenkind oder genialer Satiriker?” veröffentlicht. Dazu sagte er: “Da man für die Ausübung des Satiriker-Berufes weder eine Ausbildung noch einen Gewerbeschein braucht, kann jeder Satiriker werden. Deshalb habe ich jetzt in mein Facebook-Profil “Satiriker” geschrieben und los geht’s”.
Erst vor wenigen Tagen reagierte Baumgartner auf die Aussage der Schweizer Profi-Fußballerin Alisha Lehman, die auch als erfolgreiche Influencerin unterwegs ist. Sie beklagte in einem Interview mit dem italienischen Magazin “La Repubblica” die ungleichen Gehälter zwischen Männern und Frauen im Fußball: “Wir machen denselben Job, aber ein Mann verdient hunderttausendmal mehr als ich”, sagte sie.
Das rief Baumgartner auf den Plan, der mit deutlichen Worten konterte: “Einbildung ist auch eine Bildung. Natürlich machen Frauenfußball-Spielerinnen nicht denselben Job wie ihre männlichen Kollegen. Frauen haben nicht die gleichen Einschaltquoten, also gibt es weniger Geld.”
Nun starb der Mann der Extreme mit 56 Jahren auf tragische Weise.