Das sagten Trump, Bondi und Co. über die Epstein-Akten

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Donald Trump hat ein Problem. Viele seiner Anhänger wollen mehr Material über die Ermittlungen gegen den Sexualstraftäter Jeffrey Epstein lesen, als Trump zu veröffentlichen gewillt ist – oder als es überhaupt gibt. Der amerikanische Präsident findet das unverständlich, schmäht diese Anhänger gar als „Schwächlinge“. Zumindest soll Justizministerin Bondi prüfen, ob sie „relevantes Material“ freigeben könne. Allerdings haben Trump und die von ihm eingesetzte Führung des Justizministeriums die Erwartungen selbst geschaffen, die sie nun enttäuschen. Jahrelang haben sie die Verschwörungstheorie befeuert, an dem Fall müsse mehr dran sein, als die Öffentlichkeit wisse.

Der Millionär Jeffrey Epstein war 2019 wegen des Verdachts auf Sexualstraftaten verhaftet worden. Bevor ihm deswegen der Prozess gemacht werden konnte, brachte er sich im August 2019 in seiner Zelle um. Sofort schossen Gerüchte ins Kraut, er sei ermordet worden, um zu verhindern, dass er viele berühmte und mächtige Personen als Komplizen nennen könne. Allerdings sind die zuständigen Behörden zu dem Schluss gekommen, dass es sich um einen Suizid handelte.

Epstein umgab sich tatsächlich mit vielen berühmten Personen, nahm diese mit in seinem Privatflugzeug, feierte und tanzte mit ihnen. Eine dieser Personen war Donald Trump. Im Magazin „New York“ nannte Trump Epstein 2002 einen „großartigen Kerl“, den er schon 15 Jahre kenne. „Mit ihm kann man viel Spaß haben. Es wird sogar gesagt, dass er schöne Frauen so sehr liebt wie ich, und viele von ihnen sind eher jünger. Kein Zweifel: Jeffrey genießt seine Freizeit“, sagte Trump. Es gibt Fotos und ein Video von den beiden gemeinsam.

Trump droht mit Klage

Auch soll Trump einen Brief zu Epsteins 50. Geburtstag geschrieben haben. Wie das „Wall Street Journal“ (WSJ) am Donnerstag berichtete, habe Epsteins Komplizin Ghislaine Maxwell 2006 – kurz vor Epsteins erster Festnahme wegen Vergewaltigungsvorwürfen – ein Buch mit Glückwünschen von Freunden und Wegbegleiterin zusammengetragen. Trumps Beitrag sei ein Brief mit einem imaginären Gespräch der beiden. Dieser endet demnach mit den Worten: „Herzlichen Glückwunsch – möge jeder Tag ein weiteres wundervolles Geheimnis sein.“

Donald Trump und Pam Bondi im Juni in Washington
Donald Trump und Pam Bondi im Juni in WashingtonReuters

Die Worte sollen in die Zeichnung einer nackten Frau eingefügt sein, die Unterschrift „Donald“ die Schambehaarung darstellen. Trump wies im Gespräch mit dem WSJ zurück, der Autor des Briefes zu sein: „Das ist nicht von mir. Das ist ein Fake-Ding. Es ist eine Fake-„Wall Street Journal“-Geschichte.“ Weiter sagte er: „Ich habe niemals in meinem Leben ein Bild geschrieben (sic). Ich male keine Bilder von Frauen. Es ist nicht meine Sprache. Es sind nicht meine Worte.“ Außerdem drohte er, das WSJ zu verklagen, sollte es die Geschichte veröffentlichen.

Andeutungen über einen Mord

Schon nach der Verhaftung 2019 war Trump nicht mehr so gut auf Epstein zu sprechen gewesen. Es habe ein „Zerwürfnis“ der beiden gegeben, sagte er damals. „Der Grund ist, ehrlich gesagt, egal. Aber ich habe mit ihm bestimmt 15 Jahre oder länger nicht gesprochen. Ich war kein großer Fan von Epstein, das kann ich Ihnen sagen“, so Trump. Die Frage, ob er in irgendeiner Weise einen Verdacht hatte, dass Epstein minderjährige Mädchen belästigt hatte, verneinte er.

Im August 2019, nach Epsteins Tod, insinuierte Trump, Bill Clinton könne einer der angeblichen Komplizen sein, die Epstein auf dessen Insel begleitet und sich dort an minderjährigen Mädchen vergangen haben sollen. „Die Frage ist: ,War Bill Clinton auf der Insel?‘ Denn Epstein hatte eine Insel, die kein schöner Ort war, so weit ich weiß. Ich war niemals da. Sie müssen also fragen: ,War Bill Clinton auf der Insel?‘ Das ist die Frage. Wenn sie das herausfinden, dann wissen sie eine Menge“, sagte Trump. Tatsächlich flog Clinton mehrmals mit Epsteins Privatflugzeug. Laut veröffentlichten Dokumenten war auch Trump an Bord.

DSGVO Platzhalter

2020 sprach er in einem Interview über Epsteins Komplizin Ghislaine Maxwell und deutete Zweifel an den Todesumständen von Epstein an: „Ihr Freund ist im Gefängnis gestorben. Die Leute versuchen immer noch herauszufinden, wie das passieren konnte. War es Selbstmord? Wurde er ermordet?“ 2023 dann schien er eher der Möglichkeit eines Selbstmordes zuzuneigen. Auf die Frage, ob es möglich sei, dass Epstein umgebracht wurde, sagte Trump: „Oh, sicher, das ist möglich. Ich meine, ich glaube das nicht wirklich. Ich denke, dass er wahrscheinlich Selbstmord begangen hat.“

Ein Rückzieher im Amt

Schon damals kursierten Verschwörungstheorien, in den Ermittlungsakten stünden Dinge, die verheimlicht werden sollten. Besonders Adressbücher und eine angebliche „Kundenliste“ Epsteins solle es geben. Im Wahlkampf 2024 wurde Trump dann gefragt, ob er die Akten freigeben würde. „Ich denke, das würde ich tun“, sagte Trump. Man müsse aber vorsichtig sein, falls da falsche Dinge drin stünden, die das Leben von betroffenen Leuten beeinflussen könnten.

Dan Bongino im Juni in Washington
Dan Bongino im Juni in WashingtonAP

Wesentlich eindeutiger äußerte sich der jetzige stellvertretende FBI-Direktor Dan Bongino in seinem Podcast im Januar 2024. Es sei sehr wichtig, dass die „Kundenliste“ veröffentlicht werde. „Das ist eine riesige Sache“, sagte Bongino. „Ich möchte, dass Ihr versteht, dass es eine begüterte Klasse gibt, die sich selbst nicht den gleichen Regeln unterwerfen muss wie Ihr“, wandte er sich an seine Hörer. „Leute, Ihr werdet eine Menge Namen darauf finden. […] Das wird die Politik erschüttern. Es gibt einen Grund, warum sie das verheimlichen.“ Es gebe sogar Aufnahmen, auf denen Missbrauchstaten durch Epsteins Komplizen zu hören seien. Noch im Januar dieses Jahres versprach Bongino seinen Hörern: „Ich werde diese Geschichte niemals loslassen. Ich werde das niemals loslassen.“

DSGVO Platzhalter

Im Amt dann musste Bongino einen Rückzieher machen: „Er hat sich selbst getötet“, sagte Bongino in einem Interview im Juli: „Ich habe die gesamte Akte gesehen. Er hat sich selbst umgebracht.“ Vorher hatte das Justizministerium ein Statement zu den Epstein-Akten veröffentlicht. Medienberichten zufolge wurde die Stellungnahme von Justizministerin Pam Bondi, FBI-Direktor Kash Patel und Bongino abgesprochen; keiner der drei habe Einwände erhoben. In dem zwei Seiten umfassenden Papier heißt es, das FBI habe eine umfassende Untersuchung durchgeführt, die keine Anzeichen dafür gefunden habe, dass Epstein getötet worden sein könnte.

Kritik an den Abgeordneten

Das musste auch Patel bestätigen, der vor seiner Zeit im FBI die Epstein-Verschwörungstheorien angeheizt hatte. „Ich denke, er hat sich in einer Zelle im Metropolitan Detenion Center erhängt“, sagte Patel im Mai in einer Senatsanhörung. Kurz danach sagte er in einem Fernsehinterview: „Als jemand, der als Strafverteidiger gearbeitet hat, als Staatsanwalt, der in Gefängnissen gewesen ist, der im Metropolitan Detention Center gewesen ist, der in der Sonderunterbringung gewesen ist, erkennt man einen Selbstmord, wenn man einen sieht, und dieses war einer.“

Kash Patel im Mai in Washington
Kash Patel im Mai in WashingtonAP

In der Stellungnahme des Justizministeriums heißt es auch, eine „Kundenliste“ gebe es nicht. Allerdings hatte sich auch Kash Patel in den Jahren vor seinem Amtsantritt von deren Existenz überzeugt gezeigt. In einem Interview im Dezember 2023 behauptete er, es gebe ein „schwarzes Buch“ von Epstein, dass der FBI-Direktor unter Verschluss halte. Gefragt, warum es nicht freigegeben werde, sagte Patel: „Wegen der Namen, die auf der Liste stehen. Glauben sie nicht, dass Bill Gates Tag und Nacht im Kongress versucht, die Freigabe dieser Liste zu verhindern?“

Weiter kritisierte Patel die Republikaner, die im Repräsentantenhaus die Mehrheit hatten, sich aber nicht darum kümmern würden. „Was zur Hölle machen die Republikaner im Repräsentantenhaus? Sie sind in der Mehrheit und können die Liste nicht bekommen?“, sagte Patel. Später fügte er an: „Wir bekommen die einfachsten Dokumente nicht zu sehen. Deshalb hassen die Amerikaner den Kongress. Seid Manns genug und lasst uns wissen, wer die Pädophilen sind.“

Widerspruch vom FBI-Direktor

2024 dann sagte Patel, es gehe darum, das Vertrauen in die Institutionen wieder zu stärken. Trump könne das machen, indem er „den Amerikanern die Wahrheit gibt“. Trump könne die „Kundenliste“ freigeben – und diese Wahrheit sei, „was sie gefürchtet haben“, sagte der heutige FBI-Direktor. Wer „sie“ sind, spezifizierte er nicht.

Pam Bondi im Juni in Washington
Pam Bondi im Juni in Washingtondpa

Die schärfsten Reaktionen der Trump-Basis muss Justizministerin Pam Bondi hinnehmen. Im Februar wurde sie einem Interview gefragt, ob sie die „Kundenliste“ freigeben werde. „Sie liegt zur Überprüfung schon auf meinem Schreibtisch“, antwortete Bondi. Nach der Stellungnahme der vergangenen Woche versuchte sie, diese Antwort zu relativieren. Sie habe nicht die „Kundenliste“ gemeint, sondern die Epstein-Akten ganz allgemein.

Bondi hatte sich aber noch in andere Widersprüche verstrickt. Ebenfalls noch im Februar veröffentlichte sie mit großem Pomp einen Teil der Epstein-Akten. Darin stand allerdings kaum etwas, was der Öffentlichkeit nicht längst bekannt gewesen wäre. Später versuchte sie das damit zu rechtfertigen, dass der Großteil der Akten in New York verwahrt werde und ihr nicht ausgehändigt worden sei. Im März sagte sie, es gehe um „tausende Seiten“, und erst nach abermaligem Nachfragen sei aus New York „eine Lkw-Ladung voller Beweismaterial“ im Justizministerium angekommen. Im Juni dann sprach sie davon, das FBI überprüfe „zehntausende Videos von Epstein mit Kindern oder Kinderpornographie“.

Eine Woche später widersprach FBI-Direktor Patel. In einem Podcast-Interview sagte er, das FBI habe kein solches Beweismaterial.