KI-Rechenzentren von Meta: Superrechner, so groß wie eine Stadt

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Ein bisschen Spaß muss sein. Das hat jetzt auch der
Carlsen-Verlag eingeräumt. Von seiner Kinderbuchfigur Conni mit dem rot-weiß
gestreiften Ringelshirt haben sich etliche KI-generierte Memes in den sozialen
Medien verbreitet. Daraufhin hatte der Verlag Mitte Juni eine relativ
scharf formulierte Pressemitteilung (PDF) veröffentlicht, in der stand, es
gebe für keines der im Umlauf befindlichen Memes eine Genehmigung des Verlags.

“Conni will da mal was klarstellen”, so beginnt nun ein zweiter Beitrag,
den Carlsen vor wenigen Tagen auf seinem LinkedIn-Kanal veröffentlicht hat und der schon deutlich entspannter klingt. Dort heißt es unter anderem, man freue sich darüber, dass die Kinderbuchfigur so beliebt sei, “dass sie sehr viele Menschen zu verspielten und lustigen Beiträgen im Internet inspiriert”. Seit vergangener Woche weiß ich: Einer
dieser Menschen ist mein Kollege aus dem Kulturressort, Titus Blome. Vielleicht drängt sich ja auch Ihnen ein Conni-Gag auf, der sich gut
memifizieren ließe? 

Das müssen Sie wissen: Zuckerberg baut richtig groß

Meta-Chef Mark Zuckerberg will mehrere riesige Rechenzentren
bauen. Eines von ihnen soll Hyperion heißen und ungefähr der Fläche des New Yorker Stadtbezirks Manhattan
entsprechen. Alle diese Supercluster gemeinsam sollen Metas
neues KI-Labor mit Rechenleistung versorgen. Mit diesem will Zuckerberg seinen
Anspruch zementieren, schneller bahnbrechende
KI-Modelle zu entwickeln, was dem US-Konzern bislang eher nicht so gut
gelungen ist.

Während Zuckerberg mal eben locker-flockig auf
seinem Social-Media-Dienst Threads verkündet, für die Entwicklung von
Superintelligenz im eigenen Haus Hunderte Milliarden US-Dollar ausgeben zu
können, gibt es in Deutschland unter großen Tech-Unternehmen rund um die
Bewerbung einer EU-geförderten KI-Gigafactory vor
allem eines: Streit. SAP, Deutsche Telekom, Ionos, die Schwarz Gruppe und
Siemens hatten sich dafür eigentlich zusammentun wollen, Mitte Juni allerdings
lief die Bewerbungsfrist in Brüssel aus. 76 Interessenten aus ganz Europa haben
ihr Interesse bekundet. Darunter sind zwar einige Bewerber aus Deutschland, aber nicht ein großes, gemeinsames Konsortium. 

Die Bundesregierung will die Bewerbungen nun anscheinend dennoch bis zum Jahresende koordinieren, mit dem Ziel, eine oder mehrere der fünf KI-Gigafabriken nach Deutschland zu holen, das
geht unter anderem aus der Hightech-Agenda von Forschungsministerin Dorothee Bär hervor. Einer der Gründe dafür, warum eine erste gemeinsame Bewerbung
scheiterte, war wohl, dass mehrere Unternehmen die Führungsrolle für
sich beansprucht haben, das berichtete
das Handelsblatt.

Solche Probleme hat Meta-Chef Zuckerberg wohl nicht. “Aut Zuck aut nihil” stand schon auf seinen Shirts: Entweder er oder
gar nichts. So breitschultrig treibt man in den USA KI-Entwicklungen voran.

Darüber sollten Sie nachdenken: Was kann man gegen KI-generierte Kindesmissbrauchsdarstellungen tun?

Anfang der Woche haben meine Kollegin Lisa Hegemann
und ich ein Interview geführt, das mich danach noch lange beschäftigt hat. Es ging um KI-generierte Bilder und Videos, die Kindesmissbrauch zeigen. 

Die Stiftung Internet Watch Foundation (IWF) findet immer häufiger solche Inhalte im Netz. Der Chef der Organisation, Derek Ray-Hill, fordert, dass große Techkonzerne endlich mehr unternehmen sollen, um das
Generieren und Teilen solcher Materialien zu verhindern. Der IWF zufolge
nutzen die Täter für die Herstellung dieser Darstellungen leicht zugängliche
Tools wie
Text-Bild-Generatoren und Nudifying-Apps.

Solche Apps, mit denen sich gefälschte Nacktbilder von
realen Personen ohne deren Zustimmung erstellen lassen, sind für deren
Betreiber höchst lukrativ, werden millionenfach aufgerufen und basieren auf der
Technologie von US-Konzernen, das berichtete
in dieser Woche das US-Magazin Wired. Inzwischen hat das
EU-Parlament gefordert, dass auch künstlich generierte Missbrauchsdarstellungen
verboten werden sollten. Das finde ich richtig, denn: Diese Tools werden auch
mit realen Missbrauchsdarstellungen trainiert, von einem opferlosen Verbrechen
kann man also nicht sprechen.

Das können Sie ausprobieren: ein neues KI-Modell aus China

Eigentlich hätte ich an dieser Stelle gerne den ChatGPT-Agenten von OpenAI getestet. Die neue Funktion hat das Unternehmen am Donnerstag vorgestellt, sie ist aber bislang nicht in Europa verfügbar. Im Artikel meines Kollegen Jakob von Lindern lesen Sie, was das Programm leisten soll, das selbstständig Aufgaben erledigen und im Internet surfen kann.

In Europa testen können Sie hingegen das neue Modell des chinesischen KI-Start-ups Moonshot AI. Kimi K2 soll vor allem in Mathematik und
naturwissenschaftlichen Aufgaben gut sein. Beim Lösen von Programmieraufgaben hat es in manchen Tests sogar die Konkurrenz von OpenAI übertroffen. Nach DeepSeek kommt erneut ein Open-Source-Model aus China, das erstaunlich leistungsfähig ist. Und das, obwohl es kein sogenanntes
Reasoning-Modell ist – so werden Modelle genannt, die komplexe Aufgaben in viele Teilschritte
zerlegen.

Bevor Sie Kimi K2 jetzt
ausprobieren und dort womöglich sensible Daten eingeben: In dieser Woche
hat die Bundesdatenschutzbeauftragte, Louisa Specht-Riemenschneider, gefordert,
die
chinesische ChatGPT-Alternative DeepSeek in Deutschland aus den App-Stores zu
verbannen. Der Grund: mangelnder Datenschutz der chinesischen KI-Anwendung. 

Ich habe Kimi K2 daher erst einmal nur mit einem einfachen
Prompt getestet, der mir beim Schreiben dieses Textes in den Sinn kam: Generiere ein Meme der Kinderbuchfigur Conni. Aber der Bot weigerte sich. Die Begründung: Die Originalfigur ist urheberrechtlich geschützt.