Novak Djokovic auf Titeljagd: Er hat ein Problem

11

News folgen

Den Rekord für die meisten Grand-Slam-Siege hält er bereits. Aber Novak Djoković hat auch mit 38 Jahren noch nicht genug – nun jedoch steht er vor einer unmöglichen Herausforderung.

“Ich werde ihn noch nicht abschreiben”, sagt Jimmy Connors. “Ich glaube, er hat noch ein Ass im Ärmel für die US Open und könnte eine Menge Leute überraschen – und ich würde das verdammt gerne sehen.”

Jimmy Connors weiß, wovon er spricht, wenn er sich zu Novak Djoković äußert. Der heute 72-Jährige gehört zu den besten Tennisspielern der Geschichte. Acht Grand-Slam-Titel gewann der US-Amerikaner im Verlauf seiner Karriere, war insgesamt 268 Wochen die Nummer eins der Weltrangliste – und stand noch mit 43 Jahren auf dem Court, konnte bis ins hohe Sportleralter mithalten.

“Diese Niederlage im Halbfinale von Wimbledon wird ihm überhaupt nicht gefallen haben”, sagte Connors in seinem Podcast “Advantage Connors” weiter über den Serben. “Er ist es nicht gewohnt, in drei Sätzen zu verlieren. Das ist er nicht, das ist nicht sein Spiel.”

3:6, 3:6, 4:6 hatte Djoković gegen den späteren Turniersieger Jannik Sinner verloren, fand in der einseitigen Partie nie zu seinem dominanten, zermürbenden Spiel, das ihn zur Rekordzahl von 24 Grand-Slam-Titeln getragen hat. Im Gegenteil wirkte der “Djoker” ungewohnt energielos. Und langsam reift im Routinier wohl immer mehr die Erkenntnis: Er hat ein Problem.

Wimbledon Tennis 2025Vergrößern des Bildes
Novak Djoković musste im Halbfinale gegen Jannik Sinner am Oberschenkel behandelt werden. (Quelle: Kin Cheung/AP/dpa/dpa-bilder)

“Diese Jungs sind jung, fit, fokussiert, und ich fühle mich, als würde ich in diese Matches mit halbleerem Tank gehen”, gestand der mittlerweile 38-Jährige danach entwaffnend offen ein. “Und so kannst du nicht gewinnen. So ist das nun mal.” Die Erkenntnis: Die – anderthalb Jahrzehnte jüngere – Generation um Sinner und den Spanier Carlos Alcaraz, die beiden aktuell besten Spieler der Welt, enteilt ihm immer mehr. “Das muss ich akzeptieren und das Beste daraus machen.”

Sein 25. Grand-Slam-Titel, den er so unbedingt erreichen will, ist nach der doch krachenden Niederlage in weitere Ferne gerückt – noch vor Wimbledon-Start hatte Djoković betont, dass die Chance auf diese Bestmarke “nirgendwo größer” sei. Daraus wurde nichts, auch den Rekord für die meisten Siege im Endspiel auf dem Centre Court verpasste “Nole”, der mit einem achten Titel mit dem großen Roger Federer gleichgezogen hätte.

“Es ist kein Pech, es ist einfach das Alter, der Verschleiß”, erklärte Djoković nach der Niederlage gegen Sinner weiter. Und fügte fast schon als Selbstversicherung an: “Wenn ich frisch und fit bin, kann ich noch sehr gutes Tennis spielen.”

“Ich halte ihn immer noch für konkurrenzfähig, solange er gesund bleibt”, sagte Boris Becker, der Djokovic von 2013 bis Ende 2016 zu sechs Grand-Slam-Titeln und 14 Masters-Erfolgen coachte, erst vor wenigen Wochen bei Eurosport. “Sein Ziel, 25 Grand-Slam-Turniersiege zu erreichen, ist nach wie vor realistisch.”

Gerade eben die Gesundheit ist zuletzt aber häufiger zum Hemmnis für den Star geworden: Über die Saison waren es zahlreiche Verletzungen, die ihn immer wieder zurückwarfen. Schon 2024 verlief – bis auf den Sieg bei den Olympischen Spielen in Paris – nicht nach Plan: Keines der vier Major-Turnier konnte Djoković gewinnen, erst zum zweiten Mal seit 2011. Die Teilnahme an den ATP-Finals zum Jahresabschluss musste er verletzungsbedingt absagen. Bei den Australian Open in diesem Januar dann bremste ihn im Halbfinale gegen den Deutschen Alexander Zverev ein Muskelriss im linken Oberschenkel aus, der seine Aufgabe nach dem ersten Satz erzwang. Auch bei den French Open war im Halbfinale Schluss – in drei glatten Sätzen (4:6, 5:7, 6:7) gegen Sinner, wie nun ebenfalls in Wimbledon.