Universität Bayreuth: Gerechtere Noten dank Algorithmus

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Ausgerechnet im Jurastudium geht es häufig ungerecht zu. Die Notengebung in den Rechtswissenschaften ist für die angehenden Juristen oft alles andere als nachvollziehbar. Diese Erfahrung hat auch Felix Kaiser, 22, von der Universität Bayreuth gemacht. „Wenn man sich im Freundeskreis eng austauscht für Hausarbeiten und zu ähnlichen Lösungswegen kommt, weicht die Benotung am Ende manchmal trotzdem deutlich voneinander ab“, sagt Kaiser, der im achten Semester studiert. Das muss doch auch anders gehen, dachte sich der Student – und entwickelte ein Computerprogramm, das für mehr Notengerechtigkeit sorgen soll.

Vor Kurzem war es dann so weit, und Kaiser konnte sein Programm in einer Hausarbeit im Zivilrecht auf die Probe stellen. Von 110 abgegebenen Exem­plaren filterte seine Software 11 heraus, die aufgrund ihrer Bewertung hervorstachen. Neun davon sah der Algorithmus als „zu schlecht“ bewertet an. Diese wurden anschließend einer erneuten Überprüfung durch Lehrstuhlmitarbeiter unterzogen. Im Ergebnis konnten sich drei Studenten verbessern, einer sogar von vier auf neun Punkte, was auf der juristischen Notenskala ein wirklich großer Sprung ist.

Felix Kaiser studiert Jura im achten Semester
Felix Kaiser studiert Jura im achten SemesterPRIVAT

Einfach ausgedrückt, vergleicht die Software, welche Hausarbeiten sich zu einem gewissen Grad ähneln. Am Ende bildet sie „Cluster“, also kleinere Bündel, mit ähnlichen Hausarbeiten. Der erste Schritt zu mehr Gerechtigkeit erfolgt schon über eine möglichst breite Zuteilung der Hausarbeiten an die Korrektoren. So sollen die Prüfer die ganze Breite des Leistungsspektrums zu sehen bekommen – damit nicht eine Arbeit schlechter bewertet wird, weil sie zufällig in einem Stapel mit vielen guten Arbeiten gelandet ist.

In einem zweiten Schritt werden dann die Hausarbeiten innerhalb der Cluster miteinander verglichen. Wenn eine Hausarbeit mehr als zwei Punkte vom Durchschnitt des Clusters abweicht, wird sie vom Programm markiert. „Natürlich gibt es oft gute Gründe, warum die Benotung abweicht, etwa weil Formalitäten nicht eingehalten wurden“, sagt Kaiser. „Aber manchmal eben auch nicht.“

In der Fakultät kommt seine Software gut an, sagt der Student. „Es geht ja nicht darum, den Korrektoren ihre Kompetenz abzusprechen, sondern noch mal einen zusätzlichen Schritt einzubauen, damit die Bewertung möglichst fair ist.“ Zudem würden die Prüfer das Problem ja aus ihrer eigenen Studienzeit nur zu gut kennen.

Das Programmieren hat sich Kaiser selbst beigebracht. Im Abitur hat er bereits Informatik belegt, an der Uni dann ein Zusatzstudium in Informatik und Digitalisierung gemacht. Geholfen habe ihm auch Youtube – und die KI: „Im Coding ist da schon ganz viel möglich, da braucht man nur ein gutes Grundverständnis.“ Seine Software will er jetzt weiterentwickeln. Möglichkeiten zur Anwendung dürfte es längst nicht nur an der juristischen Fakultät geben.