Der Aussetzer von Kathrin Hendrich veränderte den Verlauf des Viertelfinals zwischen Deutschland und Frankreich nachhaltig. Nia Künzer hat sich nun zur Szene geäußert – und offenbart eine ganz eigene Sichtweise.
Es war ein ganz früher Schock im EM-Viertelfinale gegen Frankreich am Samstagabend: die Rote Karte für DFB-Verteidigerin Kathrin Hendrich. Die 33-Jährige hatte die Französin Griedge Mbock bei einer Situation im Strafraum an den Haaren gezogen. Schiedsrichterin Tess Olofsson entschied nach Sichtung der Szene: Platzverweis für Hendrich und Elfmeter für “Les Bleues”. Der Strafstoß führte zum zwischenzeitlichen 0:1 – und Deutschland musste letztlich über 105 Minuten in Unterzahl bestehen, ehe der Sieg im Elfmeterschießen feststand.
Nun hat sich DFB-Sportdirektorin Nia Künzer in einer Medienrunde am Sonntag zu der Szene geäußert – und überrascht mit einem Erklärungsversuch: “Wir haben mit Kathy gesprochen. Sie versucht in der Boxsituation – der Ball ist nicht in unmittelbarer Nähe – Kontakt zu ihrer Gegenspielerin aufzunehmen und kommt dabei in die Haare und bleibt daran hängen. Sie ist natürlich super enttäuscht, es tut ihr auch leid.”
Eine Aussage, die für Verwunderung sorgen dürfte – sowohl in den Bewegtbildern als auch auf Fotos der fraglichen Szene ist ein klares Greifen Hendrichs in den Zopf von Mbock zu erkennen, kein “Hängenbleiben”, wie es Hendrich offenbar selbst sah.
Künzer betonte weiter: “Ihr ist es wichtig, zu sagen, dass sie nicht an den Haaren gezogen hat, sondern sie beim Versuch, Kontakt zur Gegenspielerin aufzunehmen, durch die Haare gekommen ist und dabei hängengeblieben ist.”
Die 45-Jährige erklärte dazu ihre eigene Sicht auf die Szene, nachdem ZDF-Expertin Kathrin Lehmann noch am Samstagabend gesagt hatte: “Haare ziehen ist, wie, wenn ich jemandem eine scheuern würde”. Künzer nun: “Ich finde, man sieht in den TV-Aufnahmen, dass sie in eine andere Richtung schaut. Daher möchte ich den Vergleich nicht anstellen.”
Man habe indes “noch keine Info” bezüglich einer möglichen Sperre für Hendrich. Zum Abschluss erklärte Künzer erneut: “Wir möchten auf jeden Fall unterstreichen, dass keine Absicht vorliegt.” Ob die Uefa diese eigentümliche Sichtweise teilt, ist mehr als fraglich.
Direkt nach dem 6:5 im Elfmeterschießen hatten sich bereits Hendrichs Teamkolleginnen zur Gefühlslage bei ihr geäußert: “Sie kam sofort zu uns und hat gesagt, wie dankbar und stolz sie auf uns ist. Ich habe versucht, ihr Zuspruch zu geben und sie zu trösten, weil sie natürlich auch etwas traurig war”, erklärte Rebecca Knaak. Giovanna Hoffmann ergänzte: “Ich habe sie nach dem Spiel kurz gesehen, sie war natürlich dementsprechend emotional. Aber auch einfach glücklich, überglücklich und dankbar, dass wir das Spiel gezogen haben. Ich glaube, für sie war das heute am allerschlimmsten, die ganze Zeit in der Kabine zu sitzen und nur zuschauen zu können.”