So viel verdienen die Deutschen

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Neue Gehaltsdaten

So viel verdienen die Deutschen



22. Juli 2025 · Die Löhne und Gehälter in Deutschland steigen – und das endlich auch wieder stärker als die Inflation. Je nach Beruf, Qualifikation, Wohnort und Geschlecht gibt es allerdings große Unterschiede. Ein Überblick in Grafiken.




4013 Euro verdienten die Deutschen im Mittel im Jahr 2024. Das sind 217 Euro mehr als im Vorjahr, wie aus der neuen jährlichen Entgeltstatistik der Bundesagentur für Arbeit hervorgeht, in der die Bruttomonatsgehälter aller sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigten erfasst werden. Allerdings bestehen teils große Gehaltsunterschiede – je nach Wohnort, Geschlecht oder Qualifikation variieren die mittleren Löhne um mehrere Hundert Euro.


4013 €

verdienen die Deutschen im Mittel.

345 €

verdienen Männer mehr als Frauen.

578 €

verdient man im Westen mehr als im Osten.

973 €

verdienen Ausländer weniger.


Mediangehälter der Entgeltstatistik für Deutschland 2024










Die Bundesagentur für Arbeit verwendet in ihrer Statistik den Median. Der ist, im Gegensatz zum Durchschnittswert, gegenüber Extremwerten robust. Das Mediangehalt teilt die Löhne aller Beschäftigten in zwei gleich große Teile: Eine Hälfte verdient mehr, die andere weniger. Knapp ein Drittel der Deutschen verdient laut den neuen Daten zwischen 2800 und 4000 Euro brutto im Monat. Gut zehn Prozent der Deutschen verdienen mehr als 7400 Euro monatlich. Da diese Gehälter die Beitragsbemessungsgrenze der Rentenversicherung übersteigen, wird die Gruppe der Gutverdiener nicht weiter differenziert.  




Die höchsten Gehälter werden in der Human- und Zahnmedizin sowie in Informatikberufen gezahlt. Auch Lehrtätigkeiten an allgemeinbildenden Schulen sowie Berufe im Rechnungswesen und Controlling werden mit 5071 Euro vergleichsweise gut entlohnt. Am unteren Ende der Entgelte finden sich Tätigkeiten in Gastronomie, Hotellerie und Reinigung. In der Körperpflege verdienen Beschäftigte mit einem Mediangehalt von 2176 Euro brutto im Monat mit Abstand am wenigsten. 





Die Medianentgelte in Deutschland steigen stetig an. So erhalten die Beschäftigten heute im Mittel knapp 1000 Euro mehr als noch vor zehn Jahren. Davon haben sie zeitweise aber nur wenig gespürt, da die Inflation gerade in den vergangenen Jahren den Zuwachs der Löhne deutlich überstieg. Im Jahr 2022 war der Anstieg der Verbraucherpreise fast doppelt so hoch wie die Veränderung der Medianentgelte zum Vorjahr. Nun zeichnet sich jedoch eine Kehrtwende ab. Während die Verbraucherpreise 2024 gegenüber dem Vorjahr um 2,2 Prozent stiegen, hat sich das Medianentgelt um 5,7 Prozent erhöht. Die Kaufkraft wächst also und Beschäftigte können sich wieder mehr von ihrem Lohn leisten. 





Gleichzeitig macht es in Deutschland einen nicht unerheblichen Unterschied auf der Gehaltsabrechnung, wie gut man ausgebildet ist und in was für einem Arbeitsverhältnis man steht. So verdienen Fachkräfte im Mittel 857 Euro mehr als Arbeitskräfte auf Helferniveau. Akademiker verdienen fast 3000 Euro mehr als Beschäftigte ohne Berufsabschluss. Investitionen in Bildung zahlen sich also aus. Leiharbeiter verdienen im Mittel wiederum rund 1500 Euro weniger als direkt im Unternehmen angestellte Beschäftigte.

Auch im Jahr 2024 besteht der Gehaltsunterschied zwischen den Geschlechtern weiter. 345 Euro verdienten Männer mehr als Frauen. In Westdeutschland ist dieser sogenannte unbereinigte Gender-Pay-Gap sogar noch etwas größer, hier liegt das Mediangehalt der Männer gut elf Prozent höher. Die Gründe hierfür sind vielfältig: So sind Frauen häufiger als Männer in geringer vergüteten Dienstleistungsberufen wie im Gesundheits- und Sozialwesen tätig. Ebenso bevorzugen sie im Gegensatz zu Männern oft eine Arbeitsstelle in kleineren Betrieben. Der Gehaltsunterschied zwischen einem Kleinstbetrieb mit maximal neun Beschäftigten und einem Großbetrieb mit 250 und mehr Beschäftigten kann sich jedoch auf bis zu 1777 Euro brutto im Monat summieren. Darüber hinaus stellen Frauen häufiger als Männer ihre berufliche Karriere für die Familienplanung hinten an. 




Gerade in Dienstleistungsberufen und weiteren Bereichen, in denen viele Frauen arbeiten, besteht häufig großer Fachkräftemangel. Im Jahr 2024 gab es laut dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, das zur Bundesagentur für Arbeit gehört, durchschnittlich 1,4 Millionen offene Stellen in deutschen Betrieben. Demgegenüber standen gut 2,79 Millionen Arbeitslose. Der Großteil der Stellen richtet sich allerdings an Menschen mit Berufs- oder Hochschulabschluss. Gleichzeitig liegt der Anteil der Arbeitslosen ohne formale Qualifikation bei über 20 Prozent. Besonders unter jungen Menschen ist die Zahl der Ungelernten hoch. In vielen Berufen kommt es daher aufgrund des Mangels an qualifizierten Arbeitskräften zu Engpässen.

Die sogenannten Engpassberufe werden mithilfe verschiedener Indikatoren ermittelt, darunter die Entwicklung der Medianentgelte, der Anteil ausländischer Beschäftigter oder die durchschnittliche Vakanzzeit. 

Interessant ist hier der Zusammenhang zwischen Arbeitskräftemangel und Lohnentwicklung. So kann eine starke Entgeltsteigerung auf Personalengpässe hinweisen. Gleichzeitig können niedrige Entgelte in einem Beruf eine Ursache für Besetzungsschwierigkeiten sein. Ein Beispiel dafür ist die Pflege: Hier sind die Löhne in den vergangenen Jahren zwar überdurchschnittlich stark gestiegen. Dennoch liegt der Monatsverdienst beispielsweise von einer Altenpflegerin mit 3792 Euro weiterhin unter dem Mediangehalt aller Vollzeitbeschäftigten.  

Neben dem Gesundheitswesen zählten zu den beschäftigungsstärksten Engpassberufen im Jahr 2024 auch Berufe in der Gastronomie, im Handwerk und im Berufskraftverkehr. Zwischen 2021 und 2023 sind die Medianentgelte von Fachkräften im Bereich Gastronomie und Hotellerie mehr als 25 Prozent und folglich mit am stärksten gestiegen. Gleichzeitig ist in diesen Berufen der Anteil ausländischer Fachkräfte innerhalb der vergangenen drei Jahre kräftig gewachsen. Schon heute hat fast jeder sechste sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Deutschland eine ausländische Staatsangehörigkeit. In Zukunft werden ausländische Fachkräfte eine immer wichtigere Rolle bei der Besetzung von Engpassberufen spielen – gerade auch vor dem Hintergrund des demographischen Wandels.


Gehaltsentwicklung in Engpassberufen

nach Anforderungsniveau im Jahr 2024

Fachkräfte

Spezialisten

Experten


Blickt man auf die regionale Verteilung, zeigt sich ein deutlicher Gehaltsunterschied zwischen den beiden Landesteilen – 578 Euro beträgt die mittlere Lohndifferenz zwischen Ost und West. Spitzenreiter in Bezug auf das Mediangehalt sind Ingolstadt, Wolfsburg und Erlangen. Am wenigsten verdienen dagegen die Menschen im Erzgebirgskreis und im Saale-Orla-Kreis. Die einkommensstärksten Bundesländer sind Hamburg, Baden-Württemberg und Hessen. 


Wo verdient man am meisten?


Am stärksten ausgeprägt ist der Gehaltsunterschied zwischen Ost und West im verarbeitenden Gewerbe. Auch im Baugewerbe sowie im Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen verdienen westdeutsche Beschäftigte rund 550 Euro mehr. Lehrkräfte und Erzieher werden dagegen in den ostdeutschen Bundesländern besser entlohnt.

Interessant ist hier, dass die geschlechterspezifische Lohnlücke in Ostdeutschland eher ein Problem der Männer zu sein scheint: In den neuen Bundesländern verdienen Frauen im Mittel 105 Euro mehr. Das liegt jedoch weniger an hohen Gehältern der Frauen, sondern in erster Linie daran, dass Männer im Osten deutlich weniger verdienen als Männer im Westen. Grund dafür ist, dass die Mehrzahl der industriellen Großbetriebe mit überdurchschnittlichen Löhnen und hohem Männeranteil in den alten Bundesländern angesiedelt ist. Allerdings sind die Löhne insgesamt in Ostdeutschland in den vergangenen Jahren stärker gestiegen als im Westen, wodurch sich der Lohnunterschied langsam, aber stetig verringert.




Knapp 16 Prozent der Vollzeitbeschäftigten in Deutschland sind im Niedriglohnsektor tätig und verdienen demnach weniger als 2676 Euro im Monat. Besonders häufig sind Leiharbeiter betroffen. Auch verdient gut jede dritte ausländische Arbeitskraft weniger als zwei Drittel des Mediangehalts aller sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigten in Deutschland. Grund dafür ist, dass ausländische Beschäftigte deutlich häufiger in Helfertätigkeiten arbeiten als Deutsche. Am geringsten ist der Anteil von Beschäftigten im unteren Entgeltbereich in der öffentlichen Verwaltung, der Verteidigung und dem Sozialversicherungswesen.