Schon in jungen Jahren kann starkes Übergewicht das Altern vorantreiben. Eine neue Studie zeigt, wie tiefgreifend die Folgen sind.
Junge Menschen, die schon seit Kindheit oder Jugend stark übergewichtig sind, altern auf molekularer Ebene deutlich schneller. In manchen Fällen weicht das biologische Alter um fast 50 Prozent vom tatsächlichen ab. Das zeigt eine neue Studie aus Chile, die die Daten von über 200 jungen, adipösen Erwachsenen zwischen 28 und 31 Jahren ausgewertet hat.
Das Ergebnis: Das sogenannte epigenetische Alter, also das “wahre” Alter der Zellen, lag bei diesen Personen im Schnitt um 15 bis 16 Prozent über dem tatsächlichen Alter. Manche Probanden wiesen bereits ein biologisches Alter von 35 Jahren auf – bei einem chronologischen Alter von nur 28 Jahren.
Auch ein zweiter Alterungsmarker, die Telomerlänge, war bei adipösen Personen deutlich verkürzt. Telomere sind Schutzstrukturen an den Enden der Chromosomen – je kürzer sie sind, desto höher ist das biologische Zellalter.
Die Forscher fanden außerdem Hinweise auf sogenannte stille Entzündungen (im Fachjargon “Inflammaging” bezeichnet). Dazu zählten erhöhte Werte von Entzündungsmarkern (CRP oder Interleukin-6) sowie hormonelle Auffälligkeiten, etwa ein Mangel an bestimmten Wachstumsfaktoren (IGF-1 und IGF-2). Auch Signale aus dem Muskel-Fett-Gewebe waren bei vielen Probanden verändert.
Das deutet den Studienautoren zufolge auf eine dauerhafte Belastung des Körpers durch Adipositas. Die Kombination aus Entzündungen, Hormonstörungen und Zellalterung könnte zudem erklären, warum viele Folgeerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Leiden, Diabetes oder Demenz bei adipösen Menschen früher auftreten.
Die neue Studie macht also deutlich: Wer schon in jungen Jahren stark übergewichtig ist, riskiert nicht nur typische Folgekrankheiten, sondern auch ein vorzeitiges Altern auf zellulärer Ebene. Fachleute fordern deshalb mehr Prävention bei Kindern und Jugendlichen. Denn je früher die Adipositas beginnt und je länger sie anhält, desto stärker scheinen die Alterungsprozesse voranzuschreiten.
Die gute Nachricht lautet: Die Prozesse sind beeinflussbar. Bewegung, gesunde Ernährung und Gewichtsregulation können helfen, den Alterungsprozess zu verlangsamen. Nicht nur äußerlich, sondern auch auf molekularer Ebene.