Google-Mutter Alphabet erhöht KI-Investitionen auf 85 Milliarden Dollar

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Der Internetkonzern Alphabet hat mit Erlös und Gewinn im zweiten Quartal die Erwartungen übertroffen – doch der Preis für den Ausbau der KI ist enorm. Der Google-Mutterkonzern rechnet für das Jahr 2025 mit Investitionen von 85 Milliarden Dollar. Das sind 10 Milliarden Dollar mehr als bisher geplant.

Die Aktie reagierte am Mittwoch im nachbörslichen Handel zunächst mit Verlusten. Erst als Konzernchef Sundar Pichai die strategische Notwendigkeit der Ausgaben erklärte, drehte der Kurs ins Plus. Die Alphabet-Titel legten 2,6 Prozent zu. „Unsere Investitionen in die KI-Infrastruktur sind entscheidend, um dem wachsenden Bedarf unserer Cloud-Kunden gerecht zu werden“, sagte er während einer Telefonkonferenz.

Die Konkurrenz schläft nicht: Microsoft, das Start-up OpenAI, die Facebook-Mutter Meta Platforms und andere investieren mit hohem Tempo in künstliche Intelligenz. Alphabet kann sich ein Zögern kaum leisten. Für Google ist der Wettlauf besonders drängend – denn neue Chatbots könnten eines Tages attraktiver sein als die klassische Internetsuche. „OpenAI zwingt Google dazu, gewaltige Summen in KI-Infrastruktur und Anwendungen zu stecken“, sagte Nikhil Lai, Analyst von Forrester.

Wachsendes Werbegeschäft

Alphabet legte im zweiten Quartal in fast allen Bereichen zu. Der Umsatz – bereinigt um Partnerauszahlungen – stieg auf 81,7 Milliarden Dollar. Das übertraf die durchschnittlichen Analystenschätzungen von 79,6 Milliarden Dollar. Gerade das Geschäft mit Online-Werbung wächst rasant weiter. Im vergangenen Quartal stiegen die Anzeigenerlöse im Jahresvergleich um 10,4 Prozent auf 71,34 Milliarden Dollar. Das Werbegeschäft steht nach wie vor für den Großteil der Erlöse des Unternehmens.

Die Entwicklung des Anzeigengeschäfts wird seit Monaten sehr genau beobachtet. Denn Google bringt in die Suchmaschine mehr mit Hilfe von KI erstellte Zusammenfassungen ein, die Anfragen der Nutzer direkt beantworten können. Damit sinkt in vielen Fällen der Anreiz, auf Links neben den Suchergebnissen zu klicken. Damit verdient aber Google das Geld – und Unternehmen, die Werbung bei dem Internet-Konzern schalten, bekommen so Nutzer auf ihre Websites.

KI-Wettlauf mit Meta, Microsoft und OpenAI

Die Hoffnung der Anleger lautete nun: Das Kerngeschäft mit Suchmaschinenwerbung und die wachsende Cloud-Sparte sollen die enormen Ausgaben für KI tragen. Intern steigt der Druck, neue KI-Produkte schneller auf den Markt zu bringen – von neuartigen Suchfunktionen bis zu Werkzeugen für Cloud-Kunden. „Wir sehen eine starke Nachfrage nach unserem umfassenden KI-Produktportfolio“, sagte Pichai.

Finanzchefin Anat Ashkenazi kündigte an, dass die Investitionen im kommenden Jahr nochmals steigen werden. Konkrete Zahlen nannte sie nicht.

Wie angespannt der KI-Wettlauf ist, zeigen auch andere Posten in der Bilanz: Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung kletterten um 16 Prozent. Ashkenazi machte dafür unter anderem höhere Gehaltspakete für Leistungsträger verantwortlich. Der Facebook-Konzern Meta etwa bietet derzeit nie dagewesene Vergütungen, um Fachleute für sein Superintelligenz-Labor abzuwerben – was die Preise für Top-Talente in der gesamten Branche treibt.

Erst kürzlich sicherte sich Google für rund 2,4 Milliarden Dollar sowohl Lizenzrechte als auch Spitzenentwickler vom KI-Coding-Start-up Windsurf. Doch Geld ist nicht alles, wenn es um die besten Köpfe geht, betonte Pichai.

Solche wollten „wirklich an der Spitze stehen und Fortschritt vorantreiben“, so Pichai. Sie suchten neben Rechenleistung auch den Austausch mit anderen Spitzenkräften. „Es ist die Kombination all dessen – und der Wille, damit Wirkung zu erzielen. Ich denke, in all diesen Bereichen sind wir ziemlich wettbewerbsfähig.“