Heftige Schusswechsel zwischen Thailand und Kambodscha

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Nach Wochen anhaltender Spannungen ist es an der umstrittenen Grenze zwischen Thailand und Kambodscha zu schweren Gefechten gekommen. Medienberichten zufolge sollen bei einem Raketenangriff aus Kambodscha und Artilleriefeuer acht thailändische Zivilisten getötet worden seien. Laut Reuters wurden zwei thailändische Soldaten verletzt.

Die beiden Seiten beschuldigten sich gegenseitig, in den frühen Morgenstunden das Feuer eröffnet zu haben. Das thailändische Militär teilte mit, dass kambodschanische Truppen in einem Gebiet in der Nähe des Tempels Ta Moan Thom zuerst geschossen hätten.

Thailändischen und kambodschanischen Presseberichten zufolge hielten die Feuergefechte entlang eines ausgedehnten Gebiets an der gemeinsamen Grenze auch nach mehreren Stunden noch an. Im Vorfeld der Eskalation waren am Mittwoch fünf thailändische Soldaten im Grenzgebiet durch die Explosion einer Landmine verletzt worden. Ein Soldat hatte dabei ein Bein verloren. Es war der zweite derartige Vorfall innerhalb einer Woche.

Während Kambodscha erklärte, dass es sich dabei um eine übrig gebliebene Mine aus einem früheren Konflikt handele, wirft Thailand dem Nachbarland vor, diese erst vor Kurzem verlegt zu haben. Kambodscha ermahnte Thailand, nur entlang vereinbarter Routen zu patrouillieren.

Thailand hat die Grenzen geschlossen

Am Mittwoch hatte Thailand die Schließung der Grenzen verkündet und seinen Botschafter aus Phnom Penh zurückgerufen. Zudem kündigte Bangkok die Ausweisung des kambodschanischen Gesandten an. Zwischen den beiden Nachbarländern herrschen Spannungen, seitdem Ende Mai bei einem Feuergefecht ein kambodschanischer Soldat durch Schüsse der thailändischen Grenztruppen getötet worden war. Die Sprecherin des kambodschanischen Verteidigungsministeriums, Maly Socheata, warf den thailändischen Truppen vor, sie seien „unprovoziert“ auf kambodschanisches Gebiet eingedrungen und hätten damit „die territoriale Integrität“ des Landes verletzt. Die kambodschanischen Streitkräfte hätten in Selbstverteidigung das Feuer erwidert.

Das umstrittene Grenzgebiet befindet sich entlang der südthailändischen Provinzen Surin und Ubon Ratchathani sowie den kambodschanischen Provinzen Oddar Meanchey und Preah Vihear. Die Ursache für die Auseinandersetzung gehen auf die Kolonialzeit und die Grenzziehung zwischen den beiden Ländern zurück. Im Zentrum der Auseinandersetzung stand dabei jahrelang der rund 1000 Jahre alte Hindu-Tempel von Preah Vihear. 1962 hatte der Internationale Gerichtshof (IGH) die Tempelanlage in dem umstrittenen Grenzgebiet Kambodscha zugesprochen und das Urteil später bestätigt. Die Richter hatten jedoch kein Urteil über die umliegenden Gebiete gefällt.

Seit dem Jahr 2008 ist der Streit um das Gebiet immer wieder aufgeflammt. 2011 waren die Gefechte so eskaliert, dass es mehrere Todesopfer gegeben hatte. Die Lage an der Grenze sei weiterhin angespannt und müsse mit Vorsicht und unter Einhaltung des Völkerrechts angegangen werden, hatte Thailands geschäftsführender Ministerpräsident Phumtham Wechayachai am Donnerstag gewarnt. Entlang der Grenze sollen die Behörden den Berichten zufolge mit Evakuierungen begonnen haben.

Der Senatspräsident und ehemalige kambodschanische Ministerpräsident Hun Sen beschuldigte das thailändische Militär, „aggressive Maßnahmen“ ergriffen zu haben. Er rief die Bevölkerung auf, nicht in Panik zu verfallen. Der Sohn des Senatspräsidenten und amtierende Ministerpräsident Hun Manet bekräftigte, dass die kambodschanischen Streitkräfte „unerschütterlich“ für die nationalen Interessen des Landes eintreten würden.