Wie kann man sich gegen Hitze schützen

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Tja, da ist er wieder – wie jedes Jahr: der Sommer. Er hat neben Urlaub und Freibad auch seine andere Seite: hohe Temperaturen. Das stellt unseren Körper und unser Zusammenleben vor besondere Herausforderungen.

Unser Körper ist ein kleines Kraftwerk, das heißt, durch unsere Körperbewegung und -aktivität entsteht immer Wärme. Im Winter ist das nicht schlimm, ganz im Gegenteil: So ist uns trotz Schnee meist mollig warm. Im Sommer aber kann das eigene Aufheizen bei über 30 Grad Außentemperatur unangenehm werden. Deshalb hat unser Organismus Strategien entwickelt, die überschüssige Wärme abzuleiten, denn es besteht die Gefahr, dass Stoffwechselprozesse im Körper eingestellt werden, wenn es zu heiß für den Organismus wird.

Eine Siesta ist bei mehr als 30 Grad eine gute Idee

Etwa durch Schwitzen versucht der Körper, die Temperatur herunterzuregeln. Durch das Verdunsten von Flüssigkeit entsteht „Verdunstungskälte“. Deshalb gilt für Urlaub in heißen Gefilden oder Hitzewellen hierzulande: ausreichend trinken, am besten gekühltes Wasser oder Schorle. Im Schatten aufhalten und auf keinen Fall in der Zeit von 12 bis 17 Uhr im Freien anstrengende Tätigkeiten ausführen. Eine Siesta zu machen, ist wirklich eine gute Idee an diesen Tagen. Ventilatoren sollten Sie nie direkt auf den Körper richten, sondern immer nur indirekt. Und wenn Sie Ihre Wohnung lüften, dann nur nachts, sonst kommt heiße Luft in die Räume.

Über das richtige Lüften gibt es auch in unserer Praxis immer wieder Diskussionen. Da wird in eigentlich kühlen Räumen das Fenster aufgemacht, und danach ist es wärmer als vorher. Ich renne dann immer durch die Praxis und mache alle Fenster wieder zu.

Die Hitze greift auch Räume an

Apropos Räume: Anfang Juli, als es heiß war hierzulande, habe ich eine Erfahrung mit hohen Temperaturen gemacht, die mir zuvor fremd war. Gegen halb eins nachts machte es in unserem Haus einen riesigen Schlag, sodass ich senkrecht im Bett saß. Ich durchsuchte die Wohnung und den Garten, konnte aber nichts finden.

Als ich auf dem Rückweg zur Haustür war, öffnete mein Nachbar seine Tür. Kreideweiß stand er vor mir. Bei ihm hatte sich die Gips­decke gelöst und war heruntergefallen – mitten im Wohnzimmer. Ich schaute mir das ungläubig an. Aber tatsächlich, die Decke war ab und der ganze Boden voller Dreck. Mein Nachbar hatte extremes Glück. Rund 30 Minuten zuvor hatte er noch im Wohnzimmer gesessen.

Am Morgen danach waren Architekt und Bauunternehmer da, beide staunten. Sie berichteten, dass so ein Ereignis sehr, sehr selten vorkomme. Als mögliche Ursache haben sie die Hitze ausgemacht. Die Wohnung liegt auf der Sonnenseite, und durch die Hitze haben sich die seitlichen Gipsplatten in der Wohnung wohl ausgedehnt und einen so starken Druck auf die Mitte ausgeübt, dass die Decke dort abstürzte.

Die Augen zu verschließen bringt nichts

Leider bezahlt den Schaden keine Versicherung, weder am Gebäude noch am Inventar. Da der Nachbar mein Mieter ist, habe ich die erste Kostenschätzung bekommen: über 5000 Euro Schaden! Bezahlen will das aber keiner. In den Versicherungsbedingungen ist Hitze bisher nicht aufgenommen. Müssen wir vielleicht demnächst Versicherungen gegen Hitzeschäden abschließen? Ich denke darüber nach.

Die Hitzeperioden werden auch bei uns zunehmen. Wie gesagt, darauf müssen wir uns in ganz unterschiedlichen Bereichen einstellen. Mir ist mal wieder klar geworden: Davor die Augen zu verschließen, bringt nichts.

Liebe Leserinnen und Leser, ich wünsche Ihnen sonnige, aber nicht zu heiße Tage – Ihr Landarzt