Pechvogel ter Stegen
Was die Verletzung für seinen WM-Traum bedeutet
26.07.2025 – 10:40 UhrLesedauer: 3 Min.

Erst die unwürdige Ausbootung, nun die nächste Langzeit-Verletzung. Für Marc-André ter Stegen kommt es ein Jahr vor der WM knüppeldick. Seine Zukunft ist in doppelter Hinsicht ungewiss.
Als hätte die Degradierung zur Nummer drei beim FC Barcelona nicht schon genügt, setzte sein Körper nur kurz nach der Genesung von einem Patellasehnenriss noch einen obendrauf: Rücken-OP inklusive drei Monate Ausfallzeit für Deutschlands Nummer eins Marc-André ter Stegen.
Viele Barça-Fans und die der DFB-Elf dürften sich am Donnerstag, als ter Stegen die Nachricht seines erneuten Ausfalls via Instagram kundtat, gefragt haben: Wie viel Pech kann man eigentlich haben? Da hat er im kommenden Jahr die Chance, nach fast einem Jahrzehnt im Wartestand hinter Manuel Neuer, im Alter von dann 34 Jahren endlich sein erstes großes Turnier als deutsche Nummer eins zu bestreiten – und wird plötzlich im Stich gelassen. Erst von seinem Verein, dann von seinem Körper.
Wann, wie und vor allem wo es für den früheren Gladbacher weitergeht – all das ist nun völlig offen. Klar ist nur: Ein Sommerwechsel, den ter Stegen ohnehin nur widerwillig vollzogen hätte, hat sich durch die Verletzung endgültig zerschlagen. Zuletzt galt Pep Guardiola und Manchester City als möglicher Interessent.
Klar ist ebenfalls: Auf nennenswerte Spielzeit wird ter Stegen mindestens bis zur Winterpause nicht mehr kommen. Bis Anfang November fällt er aus, anschließend hat er als neue Nummer drei im Verein kaum Aussichten auf Einsätze. Ein Winterwechsel ist nahezu unausweichlich, will er seinen WM-Traum am Leben erhalten. Die Diskussionen der letzten Wochen sind praktisch nur um ein halbes Jahr nach hinten verschoben.
Wie aus Spanien zu vernehmen ist, spielte auch die Verletzungsanfälligkeit in jüngerer Vergangenheit eine Rolle bei der Degradierung des 33-Jährigen. Für sein hohes Gehalt – angeblich etwa 16 Millionen Euro – konnte ter Stegen zu wenig Gegenleistung erbringen. In den letzten beiden Spielzeiten verpasste er insgesamt 60 Spiele – praktisch eine gesamte Saison.
Nun, als sähe sich Barça in seiner Grundsatzentscheidung bestätigt, folgt prompt der nächste mehrmonatige Ausfall des ehemaligen Kapitäns der Katalanen. Dadurch ist nicht nur seine Zukunft im Verein gänzlich ungewiss, sondern auch die im DFB-Team. Hält Bundestrainer Julian Nagelsmann an seiner Aussage, dass ter Stegen seine Nummer eins ist, unter den neuen Umständen fest?
Obwohl er viele Jahre hinter Manuel Neuer nur die Nummer zwei im deutschen Tor war und nach seinem Aufstieg zur Nummer eins im letzten Jahr bereits acht Länderspiele verpasst hat, kommt ter Stegen auf beachtliche 44 Länderspiele. Was auch daran lag, dass auch Neuer in den letzten Jahren immer wieder mit langen Verletzungen ausfiel. Aber stets zu großen Turnieren wieder fit war.
Speziell vor der WM 2018 und zuletzt der Heim-EM hatte er sich berechtigte Hoffnungen auf einen Stammplatz gemacht. Doch sowohl Joachim Löw als auch Julian Nagelsmann setzten schließlich auf den frisch genesenen Neuer. Nicht jeder Fan oder Experte fand das fair. Ter Stegen durfte noch keine einzige Minute bei einem großen Turnier bestreiten.
Was hinsichtlich der WM 2026 als Hoffnung für ter Stegen bleibt, ist, dass es für ihn nun genauso läuft wie oft für Neuer. Das wünscht ihm auch Ex-Nationaltorwart René Adler, der im dpa-Gespräch sagt: “Ich würde dafür plädieren, Marc die Tür so lange wie möglich offenzuhalten. Marc war so lange loyal und hätte es früher verdient gehabt, zu spielen. Jetzt braucht er die Loyalität. Für mich ist es eine Frage des Respekts, ihm nun so lange wie möglich die Zeit zu geben.”