Dem israelischen Diaspora-Minister schien es kurz die Sprache zu verschlagen. „Die Realität übertrifft jede Vorstellungskraft“, schrieb Amichai Chikli auf der Plattform X über die ersten Hinweise, die am Freitag in den sozialen Medien die Runde machten: Der Pilot des wegen Antisemitismus-Vorwürfen in die Schlagzeilen geratenen Fluges von Valencia nach Paris soll zwei der 9/11-Attentäter ausgebildet haben.
Chikli hatte zuvor die Geschehnisse an Bord des von Iván Chirivella kommandierten Flugzeugs der spanischen Fluggesellschaft Vueling als gravierenden antisemitischen Vorfall bezeichnet. Am Freitag bestätigte Vueling, dass Chirivella als Kapitän entschieden hatte, 47 französische jüdische Kinder und Jugendliche von der Polizei aus der Maschine holen zu lassen. Sie hätten durch ihr Verhalten die Sicherheit an Bord gefährdet.
„Unschuldiger Komplize“ heißt das Buch das der 1976 auf den Kanaren geborene Pilot 2003 veröffentlichte, der schon im Alter von zwölf Jahren in die USA gezogen war. Nach Studium und Pilotenausbildung hatte der Spanier zunächst als Fluglehrer an der Jones Aviation Academy in Florida gearbeitet. Dort gehörten die späteren Attentäter Mohamed Atta und Marwan Al Shehhi zu seinen Schülern. Er beschrieb sie als „sehr religiöse“ Muslime, die jedoch nie etwas Schlechtes über die USA gesagt hätten. Sechs Tage in der Woche seien sie bis zu vier Stunden am Tag gemeinsam geflogen.
Vueling hob am Freitag hervor, Chirivella habe in seinen 19 Jahren bei der Fluggesellschaft mehr als 12.500 Flugstunden absolviert. Zudem habe er als Lehrer an einer unabhängigen Flugschule gearbeitet und mehr als 100 Piloten aus aller Welt ausgebildet. Mit Blick auf den Vorfall rechtfertigte Vueling die Entscheidung des Piloten.
Mitglieder der französischen Gruppe hätten versucht, die Schwimmwesten zu entwenden, die Sauerstoffmasken an der Decke zu manipulieren sowie eine Sauerstoffflasche zu entfernen. Aus der Gruppe hieß es dagegen, sie hätten hebräische Lieder gesungen, was zu Beschwerden der Besatzung geführt habe.