Flugzeug-Vorfall: Frankreich verlangt Klärung von Vueling

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Die französische Regierung hat sich am Wochenende um eine Klärung des mutmaßlich antisemitischen Vorfalls an Bord eines Flugzeugs der spanischen Fluggesellschaft Vueling bemüht. Fünfig französische Teenager und deren Betreuer eines jüdischen Sommerlagers waren am vergangenen Mittwoch von der Polizei aus dem Flugzeug in Valencia geholt und am Flug gehindert worden, weil sie die Sicherheitsvorkehrungen gestört haben sollen. An der Darstellung der Fluggesellschaft bestehen nach Zeugenaussagen von Mitreisenden inzwischen erhebliche Zweifel.

Der französische Außenminister Jean-Noël Barrot stellte die Chefin der Fluggesellschaft am Samstag in einem Anruf zur Rede. Sie müsse klären, ob die jungen Franzosen „Diskriminierungen wegen ihres Glaubens“ ausgesetzt gewesen seien, hieß es in einem Kommuniqué des Außenministeriums in Paris. Die Chefin von Vueling, Carolina Martinoli, sicherte nun eine umfassende interne Untersuchung zu.

Der spanische Botschafter in Frankreich wurde den Angaben zufolge ins Außenministerium in Paris einbestellt, um zur Klärung beizutragen. Der französische Europaminister Benjamin Haddad teilte mit, er habe mit seinem spanischen Counterpart über den Vorfall gesprochen, der in Frankreich „erhebliche Aufregung“ verursacht habe.

Reiseveranstalter zeigt Fluggesellschaft an

Die Vereinigung Club Kineret, die den Ferienaufenthalt für die jungen Franzosen in Spanien organisiert hatte, strengte eine Anzeige gegen Vueling wegen „physischer und psychologischer Gewalt sowie Diskriminierung vor dem Hintergrund der Religion“ an. Die zuständige Pariser Anwältin Julie Jacob sammelte Zeugenaussagen. Die jüngsten Teilnehmer des Ferienlagers waren 11 Jahre alt und sollen weiterhin unter Schock stehen. Eine Betreuerin soll von der Polizei zu Boden geworfen und mit Handschellen gefesselt worden sein, weil sie gegen die Beschlagnahmung der Mobiltelefone durch die Polizeibeamten protestiert hatte.

Die Fluggesellschaft sprach von einem „unangemessenen Verhalten“ der Jugendlichen, welche die Sicherheit gefährdet hätten. Die Organisatoren der Reise erhoben hingegen den Vorwurf, dass die Jugendlichen ohne Grund das Flugzeug hätten verlassen müssen. Sie seien aufgrund religiöser Zeichen wie Kippa und Davidstern für Israelis gehalten worden und deshalb diskriminiert worden, hieß es in Paris.

Der spanische Verkehrsminister Óscar Puente bezeichnete in einer Nachricht auf der Online-Plattform X die Jugendlichen als „israelische Bengel“. In dem am Samstag nach einigen Stunden wieder gelöschten Beitrag fragte er ironisch: „Werden die Fremdenfeindlichen wohl auf der Seite der spanischen Fluggesellschaft stehen? Oder stehen am Ende doch alle gemeinsam hinter den israelischen Bengeln?“