Wrack-Entdeckung in der Nordsee
Geheimnisvolle Überreste aus dem Ersten Weltkrieg
Aktualisiert am 27.07.2025 – 16:03 UhrLesedauer: 2 Min.

Eine Tauchergruppe will in der Nordsee die Überreste des britischen Kreuzers HMS Nottingham aus dem Ersten Weltkrieg entdeckt haben. Wo sich das Wrack genau befindet, wird noch geheim gehalten.
Eine Gruppe von zehn internationalen Tauchern hat nach eigenen Angaben rund 60 Seemeilen vor der britischen Küste das Wrack des im Ersten Weltkrieg versenkten Kreuzers HMS Nottingham entdeckt. Vorausgegangen sei eine monatelange Recherche in Archiven zur Lokalisation des Wracks, sagte Alexandra Pischyna aus Bremerhaven, die als Taucherin bei der Expedition “Xplore” Mitte Juli dabei war. “Das Wrack ist bisher in keiner Karte verortet.”
Die britische Marine bestätigte den Eingang des Berichts der Gruppe. “Das Verteidigungsministerium wird nun gemeinsam mit weiteren Fachleuten die erhaltenen Beweise gemäß den geltenden Richtlinien prüfen, bevor das Wrack offiziell identifiziert wird”, teilte eine Sprecherin der Royal Navy mit.
Die Taucher sind sich sicher, in 82 Metern Tiefe das richtige Wrack gefunden zu haben. “Das Schiff steht aufrecht auf dem Seegrund und ist bemerkenswert gut erhalten”, sagte Pischyna. Die Taucher prüften für die Identifikation mehrere Merkmale, unter anderem die Anzahl und Größe der Deckkanonen. Am Ende sei das nicht notwendig gewesen: Am Heck habe der Schiffsname in bronzenen Buchstaben gestanden. “Da waren natürlich alle aus dem Häuschen”, sagte Expeditionsmitglied Steffen Scholz aus Karlsruhe.
Die HMS Nottingham wurde am 19. August 1916 durch das deutsche U-Boot U 52 versenkt. 38 Besatzungsmitglieder der HMS Nottingham kamen ums Leben. “Zwei englische Zerstörer versuchten möglichst viele der Überlebenden aufzunehmen, wurden dabei jedoch weiterhin durch Torpedos des U-Bootes beschossen”, teilte das Deutsche Marinemuseum mit.
Nach Angaben der Taucher hatten schon andere Gruppen vergeblich versucht, das Wrack zu lokalisieren. Der Fund sei wie die “Erstbesteigung eines Bergs”, sagte Scholz. Für die Sichtung sei alles genau geplant worden, berichtete die 37-jährige Pischyna: “Wir hatten nur 45 Minuten am Wrack, bevor wir den rund zweieinhalbstündigen Aufstieg beginnen mussten, da muss alles schnell und präzise ablaufen – bei einem Wrack mit solchen Ausmaßen.”
Die Koordinaten der Fundstelle hat die Gruppe der britischen Marine mitgeteilt. Ob die Daten bekanntgegeben werden, steht bisher nicht fest: “Sobald die offizielle Identifizierung erfolgt ist, wird eine Entscheidung über die Veröffentlichung der Koordinaten getroffen werden”, teilte die Royal Navy mit. Scholz sagte, der Gruppe liege daran, das Wrack vor Plünderungen zu schützen: “Unser Interesse ist, dass das Wrack so erhalten bleibt, wie es ist.”
Pischyna ist fasziniert von Schiffswracks und deren Historie: “Wenn man dann abtaucht und die Spuren dieser Geschichte tatsächlich mit eigenen Augen sieht, wie etwa die Einschläge von Torpedos oder andere Beschädigungen, wird Geschichte auf eine ganz besondere Weise für mich wahr in diesem Moment.”
Auf dem Grund der Nordsee liegen nach Angaben des Deutschen Schifffahrtsmuseums (DSM) in Bremerhaven nicht zuletzt aufgrund der beiden Weltkriege Hunderte Schiffs- und Flugzeugwracks. Das Forschungsprojekt “North Sea Wrecks” unter Leitung des DSM beschäftigte sich mit der Gefahr, die von ihnen etwa durch Alt-Munition ausgeht.