Hepatitis B ist eine von fünf Arten der Virenerkrankung. Die B-Form kann abheilen, aber auch zu schweren Leberschäden führen. Die Impfung wird bei Erwachsenen nur für Risikogruppen empfohlen, aber für alle Säuglinge.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nennt Hepatitis einen globalen Killer. Wenn überall geimpft würde, ließen sich 2,8 Millionen Todesfälle bis 2030 vermeiden. Derzeit leiden weltweit geschätzt 300 Millionen an Hepatitis B. In Deutschland melden die Gesundheitsämter laut Robert Koch-Institut im Jahr mehr als 20.000 neue Fälle. Es gibt Handlungsbedarf, aber nicht für alle Altersgruppen gleichermaßen.
Verschiedene Arten
Es gibt verschiedene Arten von Hepatitis, alle werden durch unterschiedliche Viren verursacht. Hier geht es um Hepatitis B. Die Erkrankung verläuft in zwei verschiedenen Formen: Als akute Hepatitis heilt sie innerhalb von sechs Monaten aus. Als chronische Hepatitis bleibt sie ein Leben lang und ist derzeit nicht heilbar. Chronifizierte Hepatitis B kann die Leber schädigen und zu Leberkrebs und Leberzirrhose führen.
Übertragung durch Körperflüssigkeiten
Infizierte Menschen übertragen die Viren durch Körperflüssigkeiten, wie Speichel, Sperma, Scheidensekret und besonders durch Blut. Die Krankheitserreger sind höchst infektiös. “Wenn das Virus einmal in die Blutbahn gelangt ist, reichen circa zehn einzelne Viren, um eine Infektion der Leber auszulösen”, sagt der Virologe Dieter Glebe. Er leitet das Nationale Referenzzentrum für Hepatitis B- und D-Viren. Die Viren werden beispielsweise durch gemeinsam genutzte Nagelscheren und Rasierer übertragen – oder beim Sex.
Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft schützen
Das Robert Koch-Institut gibt das Infektionsrisiko bei Säuglingen als niedrig an. Viele Infektionswege, wie Sexualkontakt oder Drogenkonsum, fallen in dieser Altersgruppe weg. Weltweit infizieren sich Neugeborene am häufigsten während der Geburt bei ihrer Mutter.
Deshalb wird in Deutschland bereits im ersten Drittel der Schwangerschaft routinemäßig auf Anzeichen einer Hepatitis getestet. Befindet sich eine höhere Anzahl der Viren im Blut, durchläuft die Mutter eine antivirale Therapie. “Diese Behandlung hilft dann, die Viruskonzentration im Blut der Mutter so weit zu senken, dass die Gefahr einer Ansteckung für das Kind stark reduziert wird,” sagt Hepatitis-Experte Glebe.
Risiko einer chronischen Hepatitis ist hoch
Hepatitis B ist meldepflichtig. 2023 gab es in Deutschland nur drei Fälle, bei denen sich ein Säugling infiziert hatte. Insgesamt 58 bis zum 15. Lebensjahr, so das RKI. Im Vergleich zu den restlichen 22.817 Fällen eine geringe Zahl. Trotzdem macht die Impfempfehlung für alle Säuglinge Sinn: Das Risiko bei Säuglingen und Kleinkindern an einer chronischen Hepatitis zu erkranken, ist viel höher. Bei Erwachsenen liegt es bei zehn Prozent, bei Kindern bei bis zu 90 Prozent.
Die Impfung verhindert die gefürchtete chronischen Erkrankung, die schwere Leberschäden zur Folge haben kann. Dieser Nutzen überwiegt nach Ansicht der Ständigen Impfkommission die kleinen Risiken, die jede Impfung birgt.
Die Impfung ist gut verträglich
Die Impfung erfolgt in der Regel mit Kombinationsimpfstoffen in drei Dosen im Alter von 2, 4 und 11 Monaten. Der Impfstoff gegen Hepatitis B ist ein sogenannter Totimpfstoff. Er enthält Eiweiße des Erregers, die als Immunantwort Antikörper auslösen. Er gilt als gut verträglich. “Da gibt es natürlich die ganz normalen lokalen Reaktionen wie Rötungen, Schwellungen, Schmerz an der Einstichstelle. Die klingen meist in den ersten Tagen wieder ab. Dann können noch kurz anhaltende allgemeine Reaktion auftreten, zum Beispiel ein kurzes Fieber, aber auch Abgeschlagenheit”, so Glebe. Schwere Nebenwirkungen sind sehr selten.
Die Impfung aktiviert das Immungedächnis
Der Mediziner Wolfgang Jilg hat an der Universität Regensburg in einer Studie geprüft, wie lange der Schutz nach einer Impfung anhält. Dazu untersuchte er 6- bis 14-Jährige, die im Säuglingsalter geimpft wurden. Bei etwa der Hälfte der Studienteilnehmer waren zwar die Antikörper unter die Schutzgrenze von zehn Einheiten abgesunken. Das heißt, diese Kinder waren prinzipiell infizierbar. Jilg stellte jedoch fest, dass das Immungedächtnis weiterhin zuverlässig funktionierte.
Durch die Impfung hatten sich sogenannte Gedächtniszellen gebildet, die durch den Kontakt mit dem Virus die nötige Immunreaktion auslösen. Eine Infektion kann zwar stattfinden, aber die Krankheit bricht nicht aus. Derzeit überblickt die Forschung 30 Jahre nach der Grundimmunisierung. Wolfgang Jilg sagt, dass nach aktuellem Stand eine Immunisierung mit drei Impfungen nahezu lebenslang anhält.