Forscher entschlüsseln
Warum sich manche Menschen an Träume erinnern – und andere nicht
Aktualisiert am 30.07.2025 – 10:55 UhrLesedauer: 2 Min.

Einige wachen morgens auf und können stundenlang von ihren Träumen erzählen – andere erinnern sich an nichts. Die Forschung zeigt: Es gibt mehrere Gründe dafür.
Träume faszinieren die Menschheit seit Jahrtausenden. Sie sind geheimnisvoll, persönlich und manchmal aufwühlend. Während manche sich glasklar an ihre nächtlichen Erlebnisse erinnern können, bleibt anderen nach dem Aufwachen nur ein vages Gefühl. Doch was entscheidet darüber, ob ein Traum im Gedächtnis bleibt oder nicht?
Forscher aus Italien liefern hierfür wichtige Hinweise: Sowohl biologische als auch psychologische Faktoren beeinflussen die Fähigkeit zur Traumerinnerung – und das in größerem Maße, als bisher gedacht.
Die Wissenschaftler untersuchten 217 gesunde Erwachsene zwischen 19 und 70 Jahren. Über einen Zeitraum von 15 Tagen führten die Probanden ein Traumtagebuch, trugen tragbare Messgeräte zur Analyse ihres Schlafs und absolvierten kognitive Tests.
Das Ergebnis: Menschen mit längerem, leichterem Schlaf erinnern sich häufiger an Träume. Besonders die sogenannten REM-Phasen (Rapid Eye Movement), in denen lebhafte Träume auftreten, scheinen eine wichtige Rolle zu spielen. Wer in dieser Phase kurz erwacht oder einen leichteren Schlaf hat, speichert seine Träume eher im Gedächtnis ab.
Neben dem Schlafverhalten spielt auch die Einstellung zum Thema eine Rolle. Wer sich für Träume interessiert oder häufig tagsüber mit den Gedanken abschweift (“Mind-Wandering”), erinnert sich eher an seine Träume. Auch Kreativität und eine introspektive Denkweise begünstigen die Erinnerung. Menschen, die hingegen praktisch denken und sich stark auf äußere Reize konzentrieren, erinnern sich seltener.
Ein weiterer Faktor ist das Alter. Jüngere Menschen konnten sich in der Studie deutlich besser an ihre Träume erinnern als ältere. Bei Letzteren trat häufiger der sogenannte “weiße Traum” auf. Dahinter steckt das Gefühl, geträumt zu haben, ohne sich an Inhalte erinnern zu können.
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Träume entstehen überwiegend während der REM-Phase des Schlafs, einer aktiven Schlafphase, in der das Gehirn ähnlich arbeitet wie im Wachzustand. Dabei verarbeitet es Erlebtes, Emotionen und Eindrücke. Träume können helfen, Erinnerungen zu festigen und emotionale Belastungen zu regulieren. Albträume sind häufig ein Zeichen von Stress, Angst oder traumatischen Erlebnissen.

Spannend ist: Die Fähigkeit zur Traumerinnerung lässt sich offenbar verbessern. Teilnehmer, die sich anfangs kaum an Träume erinnern konnten, berichteten nach zwei Wochen Tagebuchführung über deutlich mehr Erinnerungen. Die regelmäßige Beschäftigung mit Träumen scheint also das Gedächtnis für nächtliche Erlebnisse zu stärken.
Auch äußere Faktoren beeinflussen das Erinnerungsvermögen, darunter die Jahreszeit. Im Winter erinnerten sich die Teilnehmer seltener an ihre Träume als im Frühling. Die Forscher vermuten einen Zusammenhang mit dem zirkadianen Rhythmus, der inneren biologischen Uhr.
Andere Studien zeigen: Menschen mit psychischen Belastungen träumen häufiger negativ oder wachen öfter aus Träumen auf. In solchen Fällen kann eine Therapie – etwa eine kognitive Verhaltenstherapie – helfen, die Schlafqualität zu verbessern und Albträume zu reduzieren.
Laut Experten ist es völlig normal, dass man sich nicht immer an Träume erinnert. Obwohl wir pro Nacht im Schnitt zwei Stunden träumen, bleiben viele dieser Erlebnisse unbewusst. Wer sich selten oder nie erinnert, leidet deswegen nicht an einem Schlafproblem – es sei denn, die fehlende Erinnerung ist mit anderen Beschwerden verbunden, wie Tagesmüdigkeit oder häufigem Aufwachen.
Ob wir uns an unsere Träume erinnern, hängt von mehreren Faktoren ab: Schlafstruktur, Persönlichkeit, Alter, Interesse und sogar die Jahreszeit spielen eine Rolle. Wer seine Traumerinnerung stärken möchte, kann sie gezielt trainieren, zum Beispiel durch ein Traumtagebuch und regelmäßige Schlafzeiten.