Amazon-Aktie sackt ab: Schwaches Wachstum im Cloud-Geschäft

10

Mit 167,7 Milliarden Dollar Umsatz, einem Plus von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, sowie einem auf 18,2 Milliarden Dollar gestiegenen Nettogewinn hat Amazon die Erwartungen der Börse deutlich übertroffen. Trotzdem sackte die Aktie nachbörslich um rund 7 Prozent ab – ein ungewöhnlicher Rückschlag für ein Unternehmen, das Investoren jahrelang an stetige positive Überraschungen gewöhnt hat.

Der Auslöser liegt in der Cloud-Sparte AWS, die lange als verlässlichster Gewinnmotor galt. Zwar kletterte der Umsatz um 17,5 Prozent auf 30,9 Milliarden Dollar, doch die operative Marge schrumpfte von 35,5 Prozent vor einem Jahr auf nur noch 32,9 Prozent. Jeder zusätzliche Dollar Umsatz trägt damit weniger zum Ergebnis bei als noch 2024. Besonders schmerzt der Blick auf die Konkurrenz: Microsoft meldete für Azure ein Umsatzwachstum von 39 Prozent, Google Cloud legte um 32 Prozent zu und steigerte trotzdem seine operative Marge. Damit zeigt Alphabet, dass Skalierung und Profitabilität parallel möglich sind.

Microsoft und Google wachsen im Cloud-Geschäft schneller

AWS ist zwar weiterhin Marktführer, verliert jedoch sowohl beim Wachstum als auch beim Margenvorsprung an Boden. Nach Berechnungen des Branchendienstes Synergy Research verteidigt AWS seine Spitzenposition im Cloud-Geschäft mit einem Marktanteil von 30 Prozent. Microsoft (20 Prozent) und Google (13 Prozent) wachsen allerdings schneller und gewinnen kontinuierlich Marktanteile. Unter den kleineren Anbietern ragen Coreweave, Oracle, Databricks und Huawei mit besonders hohen Wachstumsraten heraus. Coreweave, das sich auf KI- und GPU-Services spezialisiert hat, erzielt mittlerweile mehr als eine Milliarde Dollar Quartalsumsatz.

Gleichzeitig schraubte Amazon seine Investitionspläne hoch: Allein im zweiten Quartal flossen 31,4 Milliarden Dollar in neue Rechenzentren, eigene KI-Chips und Robotik. Hochgerechnet könnten die Kapitalinvestitionen (Capex) in diesem Jahr bei etwa 118 Milliarden Dollar liegen und damit die bereits ambitionierten Analystenschätzungen um fast 20 Milliarden Dollar übertreffen. Ergänzt wurde das Bild mit einer für das dritte Quartal in Aussicht gestellten Spanne von 15,5 bis 20,5 Milliarden Dollar Betriebsgewinn. Das untere Ende liegt klar unter der Markterwartung. Für wachstumsorientierte Tech-Anleger war das ein doppelter Dämpfer.

In der Analystenrunde räumte CEO Andy Jassy ein, dass AWS zeitweise Kapazitätsengpässe bei Hochleistungs-GPUs habe. Daher müsse man vorübergehend schneller bauen als geplant. Zugleich betonte er eine „extrem hohe“ Auslastung der neu errichteten Cluster. Ein Indiz dafür, dass die aktuellen Ausgaben mittel- und langfristig zusätzliche Erlöse nach sich ziehen könnten.

Andere Sparten wachsen wie gewohnt

Im klassischen Onlinehandel zeigt sich ein solides Bild. Die Online-Store-Erlöse erhöhten sich um 11 Prozent auf 61,5 Milliarden Dollar, angefeuert von einem rekordverdächtigen Prime Day. Dank regionalisierter Logistik sank die durchschnittliche Zustelldauer um weitere acht Stunden.

Noch margenstärker bleibt das Marktplatzgeschäft. Die Erlöse aus Services für Dritthändler wuchsen um 11 Prozent auf 40,3 Milliarden Dollar. Der Anteil externer Verkäufer an allen verkauften Einheiten verharrte bei 62 Prozent.

Ein echter Lichtblick ist die Werbung. Mit 15,7 Milliarden Dollar Umsatz und einem Plus von 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr wächst der Bereich deutlich schneller als der Gesamtkonzern. Zusätzliche Dynamik bringt die Integration der Prime-Video-Spots in das CTV-Netzwerk von Roku, das inzwischen rund 80 Millionen US-Haushalte erreicht. Da auf jeden Werbedollar kaum variable Kosten entfallen, schlägt dieses Geschäft überproportional auf den Gewinn durch.

Prime-Mitglieder bleiben Amazon treu

Auch die Aboerlöse legten zweistellig zu: Prime-, Music- und Kindle-Unlimited-Abonnements brachten 12,2 Milliarden Dollar ein, 12 Prozent mehr als vor einem Jahr. Solche wiederkehrenden Erlöse stabilisieren den Cashflow und erhöhen die Kundenbindung, denn Prime-Mitglieder bestellen im Schnitt doppelt so viel wie Nicht-Mitglieder.

Auf der Kostenseite stiegen die weltweiten Versandaufwendungen zwar nur um sechs Prozent auf 23,4 Milliarden Dollar, die absolute Summe liegt jedoch deutlich über dem Vor-Pandemie-Niveau. Amazon kontert mit höheren Händlergebühren und mehr Automatisierung: Mehr als eine Million Roboter sind inzwischen im Einsatz und mit dem Greifarm „Vulcan“ zog erstmals taktile Sensorik in die Lager ein. Währenddessen reduzierte Amazon die Belegschaft ein Prozent auf 1,546 Millionen Beschäftigte.