Tesla hat ein üppiges neues Gehaltspaket für seinen Vorstandsvorsitzenden Elon Musk geschnürt – und damit signalisiert, trotz Kontroversen um seine Person weiter voll hinter ihm zu stehen. Der Elektroautohersteller teilte am Montag mit, Musk im Rahmen des neuen Entlohnungsprogramms 96 Millionen Tesla-Aktien gewähren zu wollen. Dieses Paket hat gemessen am Schlusskurs des Unternehmens am vergangenen Freitag von 302,63 Dollar einen Wert von etwas mehr als 29 Milliarden Dollar. Der Plan sieht vor, dass Musk selbst 23,34 Dollar für jede dieser Aktien bezahlt. Er kann die Aktien in zwei Jahren kaufen und darf sie erst in fünf Jahren wieder verkaufen.
Die jetzt angekündigte Vergütung ist als Ersatz für ein umstrittenes Gehaltspaket gedacht, das 2018 beschlossen, dann aber zwei Mal von einem Gericht für ungültig erklärt wurde. Das damalige Paket war ungewöhnlich. Es sah weder Grundgehalt noch Bonuszahlungen vor, sondern zwölf Tranchen von Aktienoptionen, die an das Erreichen bestimmter Meilensteine bei Kennzahlen wie Börsenwert, Umsatz und Gewinn geknüpft waren. Diese Meilensteine lagen damals in weiter Ferne, Tesla hat sie aber im Laufe der Jahre alle erreicht.
Obwohl die Tesla-Aktionäre das Paket 2018 billigten, reichte ein Anteilseigner eine Klage dagegen ein und beschrieb es als exzessiv. Eine Richterin im US-Bundesstaat Delaware schlug sich Anfang 2024 auf seine Seite und erklärte es für nichtig. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Paket einen Wert von rund 55 Milliarden Dollar, seither ist der Aktienkurs von Tesla aber weiter gestiegen. Nach dieser Niederlage ließ das Unternehmen seine Aktionäre erneut über das Paket abstimmen, die Richterin blieb aber bei ihrer Entscheidung. Tesla hat Berufung eingelegt.
„Längerfristige Gehaltsstrategie“ für Musk soll folgen
Das neue Gehaltspaket wird von Tesla als „Interimslösung“ beschrieben, solange dieser Rechtsstreit andauert. Und es würde den Angaben zufolge wieder hinfällig werden, sollte Tesla das Gerichtsurteil doch noch revidieren können. „Ein Deal ist ein Deal“, hieß es in einem Brief der beiden Verwaltungsratsmitglieder Robyn Denholm und Kathleen Wilson-Thompson an die Aktionäre mit Blick auf das ursprüngliche Programm. Denholm, die das Gremium führt, und Wilson-Thompson haben vor wenigen Monaten einen eigenen Sonderausschuss gebildet, der sich mit Musks Gehalt beschäftigt. Das jetzt angekündigte Gehaltspaket wurde in dem Brief als „erster Schritt“ beschrieben. Unabhängig davon werde der Sonderausschuss auch an einer „längerfristigen Gehaltsstrategie“ für Musk arbeiten, über die bei der nächsten Hauptversammlung im November abgestimmt werden soll.
Das Versprechen einer milliardenschweren Entlohnung für Musk kommt in einer Zeit, in der Tesla mit gewaltigen Schwierigkeiten kämpft. Der Autohersteller musste in den ersten beiden Quartalen dieses Jahres jeweils deutliche Rückgänge seiner Verkaufszahlen und seines Gewinns hinnehmen. Die Abschwächung wird von vielen Beobachtern mit Musk persönlich in Verbindung gebracht, der mit seiner politischen Positionierung zu einer umstrittenen Figur geworden ist. Er war zeitweise ein enger Berater des US-Präsidenten Donald Trump und spielte eine prominente Rolle in seiner Regierung. Er hat mit der Arbeitsgruppe „Doge“ radikale Einschnitte in amerikanischen Behörden durchgesetzt und damit eine Protestwelle gegen Tesla ausgelöst. Mittlerweile ist er zwar aus der Regierung ausgeschieden, er ist aber weiter politisch aktiv und hat die Gründung einer Partei angekündigt.
Im Frühjahr berichtete das „Wall Street Journal“, der Verwaltungsrat von Tesla habe mit der Suche nach einem Ersatz für Musk als Vorstandschef begonnen und Kontakt mit mehreren Personalberatern aufgenommen. Tesla hat dies scharf dementiert. Das Gehaltspaket ist nun ein weiteres Zeichen, dass der Verwaltungsrat Musk weiter unterstützt. In dem Brief heißt es: „Elon zu halten, ist wichtiger als je zuvor.“
Es ist von Musks „einzigartiger Vision und Führungskraft“ die Rede, die es Tesla ermöglichen werde, von einem Hersteller von Elektroautos zu einem führenden Unternehmen auf Gebieten wie Künstlicher Intelligenz und Robotik zu werden. Musk sei außerdem ein „Magnet“ für die Rekrutierung qualifizierter Arbeitskräfte. Das Gehaltspaket werde ein Anreiz für Musk sein, bei Tesla zu bleiben, und ihn darauf „fokussieren“, das Unternehmen in die „nächste Wachstumsära“ zu bringen. Die jüngsten Schwierigkeiten im Geschäft bleiben in dem Brief unerwähnt.
Musk hat selbst wiederholt gesagt, es sei ihm wichtig, einen größeren Anteil an Tesla und somit mehr Kontrolle zu bekommen. Anfang vergangenen Jahres drohte er damit, künftig Produkte „außerhalb von Tesla“ zu entwickeln, sollte er nicht über einen Anteil von mindestens 25 Prozent am Unternehmen verfügen können. Derzeit hält er rund 13 Prozent.