Deutsche Telekom: In Amerika läuft es, Zuhause nicht

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Während die Deutsche Telekom von ihrem anhaltend starken Amerika-Geschäft profitiert, sieht die Lage auf dem Heimatmarkt angespannter aus. So hat der Dax-Konzern einen Groß­kunden verloren, der zwar nach Telekom-Aussage für einen relativ geringen durchschnitt­lichen Umsatz je Nutzer gesorgt hat, aber gleichwohl für viele SIM-Karten stand. So hat die Telekom in Deutschland dadurch unterm Strich im zweiten Quartal 185.000 Kunden im Mobilfunk gewonnen, gegenüber einem Vergleichsquartal von 311.000 Neukunden im Vorjahreszeitraum. Während das Unternehmen im Glasfaser­geschäft deutlich zulegt und 30 Prozent mehr Kunden als im Vor­jahreszeitraum gewinnen konnte, hat es im Breitbandgeschäft in Deutschland 20.000 Nutzer verloren.

Der Konkurrent V odafone ist dort momentan mit großem Werbeeinsatz unterwegs, der Telekom-Finanzvorstand Christian Illek verwies auf ein „geringes Marktwachstum und zusätzlich anhaltend starken Wettbewerb“. In Deutschland ist der Umsatz der Telekom um 1,3 Prozent auf 6,3 Milliarden Euro zurückgegangen und lag damit unterhalb der Erwartungen der Analysten. Auch der operative Gewinn von 2,61 Milliarden Euro erfüllte nicht die Schätzungen. An der Börse standen Telekom-Aktien unter Druck: Mit ei­nem Minus von rund 4 Prozent im Tagesverlauf gehörten die Bonner zu den schwächeren Werten im Dax.

Gewinn legt trotzdem in allen Märkten zu

Angesichts der anderen Märkte ist die Schwäche im Heimatmarkt für die Te­lekom mehr als verkraftbar – zumal auch in Deutschland das Ergebnis wächst. In Europa legte das Mobilfunkgeschäft insgesamt um 209.000 Nutzer zu, und auch im Breitband wächst die Telekom dort.

Wachstumstreiber bleibt aber die amerikanische Tochtergesellschaft T-Mobile US . Wie das Unternehmen schon vor einigen Wochen berichtet hat, hat es die Zahl seiner Verträge im zweiten Quartal um 830.000 steigern können. T-Mobile hatte daraufhin seine Prognose für das Gesamtjahr erhöht.

Auch die Telekom rechnet nun mit einem höheren Betriebsergebnis als zuvor, und zwar mit mehr als 45 Milliarden Euro statt zuvor rund 45 Milliarden. Der freie Mittelzufluss soll nun die Grenze von 20 Milliarden Euro überschreiten, statt sie bloß zu erreichen. „Dabei geben wir die jüngste Prognoseerhöhung von T-Mobile weiter“, sagte der Telekom-Vorstandsvorsitzende Tim Höttges auf der Pressekon­ferenz am Donnerstag. Im zweiten Halbjahr hatte die Telekom ihr Betriebsergebnis auf Konzernebene um fünf Prozent auf knapp elf Milliarden Euro gesteigert und ein Umsatzwachstum von vier Prozent auf 28,7 Milliarden Euro erzielt.

T-Systems ist jetzt ein Wachstumstreiber

Ihre Schwächephase überwunden hat indes auch die Tochtergesellschaft T-Systems, deren operativer Gewinn um 10,2 Prozent zulegte. Bestellungen im Wert von mehr als 1,2 Milliarden Euro zeigten ein Plus von einem Fünftel ge­genüber dem Vorjahreszeitraum. Die IT-Dienstleister von T-Systems bauen etwa gerade mit dem amerikanischen Chiphersteller Nvidia ein Rechenzentrum für Künstliche Intelligenz auf.

Die Telekom gehört zudem zu den Unternehmen, die sich bei der EU-Kommission dafür beworben haben, eine der fünf geplanten KI-Gigafa­briken zu bauen. Daran sei man „sehr interessiert“, sagte Höttges. Konzentrieren würde sich die Telekom wohl auf das Bundesland Nordrhein-Westfalen, wenngleich noch keinerlei Entscheidungen getroffen wurden. Derzeit verhandele man mit dem Energiekonzern RWE über Zugang zu Altstandorten, sagte Höttges. Vor allem dort, wo es schon Genehmigungen, etwa für Strom- und Wasseranschlüsse, gebe.

Viele Bau-Interessenten für KI-Gigafabrik

Interesse daran haben freilich auch andere. So hat die Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) Ende Juni bekannt gegeben, mit Forschungsinstitutionen und Technologiepartnern daran zu arbeiten. Ebenso sind das Bundesland Bayern und Silicon Saxony, ein Netzwerk der sächsischen Chipindustrie, im Rennen.

Auch der Cloud-Computing-Anbieter Ionos, der zu United Internet gehört, ist nach Angaben des Chefs Ralph Dommermuth unter den insgesamt 76 Interessenten aus 11 EU-Ländern für eine KI-Gi­gafabrik. Dafür sei man in Gesprächen mit Infrastruktur- und Finanzierungspartnern. Die Interessensbekundung für den Bau hatte Ionos gemeinsam mit dem Baukonzern Hochtief eingereicht. Eine Zusammenarbeit mit der Telekom erscheint hingegen eher unwahrscheinlich. „So wie es jetzt aussieht, wird es keine Koope­ration geben“, sagte Dommermuth. Der Aktienkurs des börsennotierten Internetdienstleisters Ionos hatte am Donnerstag nach Vorlage von Zahlen ein Rekordhoch von 43 Euro erreicht.