Israel will Gaza-Stadt kontrollieren | FAZ

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Die israelische Regierung will ihren Einsatz im Gazastreifen auf Gaza-Stadt ausweiten. Das hat das Sicherheitskabinett in der Nacht auf Freitag beschlossen. Dort soll das Militär gegen die Terrororganisation Hamas vorgehen.

Am Freitagmorgen teilte das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu mit, dass sein Vorschlag dazu angenommen worden sei. Außerdem habe das Sicherheitskabinett „fünf Prinzipien zur Beendigung des Krieges“ beschlossen: die Entwaffnung der Hamas, die Entmilitarisierung des Gazastreifens und die Rückkehr aller Geiseln beziehungsweise die Herausgabe ihrer Leichen; außerdem die israelische „Sicherheitskontrolle im Gazastreifen“ sowie die Etablierung einer „alternativen Zivilverwaltung“, die keine Verbindung zur Hamas oder zur Palästinensischen Autonomiebehörde hat.

Israelischen Medienberichten zufolge plant Israel die vollständige Evakuierung der dicht besiedelten Stadt bis zum 7. Oktober 2025, also zum zweiten Jahrestag des Überfalls der Hamas auf Israel. Die Umzingelung von Gaza-Stadt durch die israelische Arme sei ein erster Schritt, zitieren sie den Beschluss des Sicherheitskabinetts.

Kritik aus der Armee

Aktuell kontrolliert die israelische Armee nach eigenen Angaben 75 Prozent des Gazastreifens. Israelischen Medien zufolge soll Generalstabschef Eyal Zamir Netanjahus Plan bei der Sitzung kritisiert haben. Dieser würde die noch lebenden Geiseln im Gazastreifen in Gefahr bringen. Außerdem warnte er demnach, die Armee sei bereits „erschöpft“. In einem Interview mit dem US-Sender Fox News hatte Netanjahu am Donnerstagabend gesagt, dass die Regierung die Absicht habe, den ganzen Gazastreifen zu kontrollieren.

Der israelische Oppositionsführer Jair Lapid bezeichnete den Beschluss auf der Plattform X als Katastrophe, die zur Tötung der Geiseln und israelischer Soldaten führen werde. Das Forum der Geisel-Angehörigen in Israel erklärte, die Ausweitung des Krieges sei ein „Todesurteil“ für die noch immer festgehaltenen Geiseln. Noch am Donnerstagabend kam es zu Protesten in Tel Aviv und Jerusalem.

Die Hamas verurteilte die Entscheidung der israelischen Regierung indes als bewusste Sabotage der Waffenstillstandsverhandlungen. Auch international rief der Beschluss der Regierung Kritik hervor. Der britische Premierminister Keir Starmer warnte: „Diese Maßnahme wird weder zur Beendigung des Konflikts noch zur Freilassung der Geiseln beitragen. Sie wird nur zu weiterem Blutvergießen führen.“ Es brauche nun einen Waffenstillstand, eine Zunahme humanitärer Hilfe und die Freilassung aller Geiseln.