Dramatisch ist die Situation vor allem dort, wo Konflikte und eine schlechte Sicherheitslage die Arbeit von Helfern erschweren und gefährlich machen – etwa im Ostkongo, wo mehrere Millionen Menschen auf der Flucht vor den Angriffen verschiedener Milizen sind. Oder im Sudan, wo seit April 2023 ein blutiger Machtkampf tobt und mehr als zwölf Millionen Menschen vor den Kämpfen geflohen sind.
Alarmierende Zustände werden dort vor allem aus der Region Nord Darfur gemeldet, in der zudem nach UN-Angaben eine Hungersnot droht. Schon jetzt gebe es dort 4.300 Cholera-Fälle, so das UN-Flüchtlingshilfswerk. Auch in Tawila, wohin rund 370.000 Menschen nach dem Angriff der Miliz RSF auf das Flüchtlingscamp Samsam geflohen sind, steige die Zahl der Fälle, schreibt die Welthungerhilfe. Mitarbeiter vor Ort berichten von katastrophalen hygienischen Bedingungen. Es fehle an Latrinen, sauberem Wasser und medizinischer Versorgung.
“Die Menschen sterben, weil sie zu schwach zum Überleben sind”, zitiert eine andere Hilfsorganisation einen nach Tawila geflüchteten Mann namens Samir. “Menschen schlafen auf der Straße, ohne Zelt oder Schutz vor Regen – und die Regenzeit hat gerade erst angefangen. Es wird noch viel schlimmer werden.”
Die Zeit drängt umso mehr, weil viele Flüchtlinge stark unterernährt sind und Hilfsgüter nur aus dem benachbarten Tschad in tagelanger Fahrt nach Tawila gebracht werden können. Falls sie dort überhaupt ankommen und nicht an den zahlreichen Straßensperren von Milizen beschlagnahmt werden. Ist die Regenzeit erst in vollem Gang, dürften die Straßen durch das Gebirgsmassiv Dschebel Marra wochenlang unpassierbar sein.
In Regionen wie Darfur, Süd-Kordofan und Blauer Nil, wo 80 Prozent der Krankenhäuser geschlossen und über 60 Prozent der Wasseraufbereitungsanlagen außer Betrieb sind, sei eine effektive Reaktion auf die Krise kaum noch möglich, warnte die Hilfsorganisation Aktion gegen den Hunger.