“Nicht alle waren so glücklich darüber”
Norweger Lindvik siegt kurz vor Urteil im Anzugskandal
11.08.2025 – 11:54 UhrLesedauer: 3 Min.

Am Montag wird das Urteil im Skisprung-Skandal um manipulierte Anzüge erwartet. Am Wochenende trotzte der Norweger Marius Lindvik der Situation.
Bei der Ski-WM im März jubelte der Norweger Marius Lindvik nach dem Springen von der Normalschanze – der Skisprung-Star sicherte sich Gold. Doch nur wenige Tage später wurde der Anzugskandal des norwegischen Teams um Lindvik und Johann André Forfang bekannt. Der 27-Jährige wurde bis zum Saisonende suspendiert und ist nun beim Sommer-Grand-Prix in Courchevel am Wochenende wieder gesprungen – mit Erfolg.
Lindvik siegte vor dem Deutschen Philipp Raimund und sagte der norwegischen Tageszeitung “Dagbladet” im Anschluss: “Ich glaube, nicht alle waren so verdammt glücklich darüber, dass ich heute gewonnen habe. Deshalb war es so verdammt schön.”
Wie lange die Freude von Lindvik hält, wird sich jedoch zeigen. Denn am heutigen Montag verkündet die vom Weltverband Fis eingesetzte Ethikkommission das Urteil im Skisprung-Skandal. Wie dieses ausfällt, lässt sich bisher nicht absehen, allerdings könnte Lindvik im Härtefall auch sein oben genanntes Gold von der Normalschanze verlieren.
Bereits nach dem Bekanntwerden des Skandals und den ersten Konsequenzen des Weltverbandes Fis meinte Sven Hannawald im t-online-Interview: “Für mich ist die Suspendierung der norwegischen Athleten ein Zeichen dafür, dass offiziell betrogen wurde. Ansonsten würde die Fis die Springer nicht rausziehen. Wenn offiziell betrogen wurde, dann würde ich sofort alle WM-Medaillen annullieren.”
Das Edelmetall Lindviks von der Normalschanze wurde bisher nicht annulliert. Ob es am Montag dazu kommt, wird sich zeigen. Der Betroffene selbst hofft jedoch auf ein mildes Urteil. Er erklärte dem Sender TV2 am Wochenende: “Ich hoffe, dass es nicht weitergeht. Ich finde, wir sind schon genug bestraft worden.”
Dass Lindvik noch nicht über das bisher Geschehene und die Reaktionen hinweg ist, zeigte auch ein weiterer Kommentar des Norwegers beim Sommer-Grand-Prix: “Es war wirklich schwer, wieder anzufangen. Die Motivation war gering. Aber ich wusste, was es braucht, um an die Weltspitze zu kommen. Das Ganze hat mir Energie geraubt. Deshalb ist es besonders schön, es ihnen zeigen zu können.”
Nachdem im März Videos des Anzugbetruges ans Tageslicht gekommen waren, meinte Fis-Renndirektor Sandro Pertile nach den Disqualifikationen von Lindvik, Johann André Forfang und Kristoffer Eriksen Sundal: “Ich bin schockiert.”
Pertile führte aus: “Mit so etwas hätten wir nicht gerechnet. Nach dem Wettbewerb konnten wir die Anzüge besser kontrollieren. Einige hatten etwas Auffälliges.” Was genau? “Hier war die Naht das Problem. Es war ein anderes Material in der Naht. Wir müssen jetzt in Ruhe die Situation anschauen und eine Analyse machen.”