Riechen Frauen anders als Männer?

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Was medizinisch wirklich dran ist

Riechen Frauen anders als Männer?

  • Melanie Rannow

12.08.2025 – 09:11 UhrLesedauer: 2 Min.

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Können Emotionen auslösen: Mithilfe unserer Nase unterscheiden wir Tausende von Gerüchen. (Quelle: BartekSzewczyk/getty-images-bilder)

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Ein Hauch Parfüm, der Duft von Kaffee oder die Warnung vor verdorbenem Essen: Frauen scheinen oft feiner zu riechen als Männer. Aber was sagt die Forschung dazu?

Ob beim Wäscheaufhängen, beim Kochen oder in überfüllten U-Bahnen: Viele Frauen behaupten, dass sie Gerüche intensiver wahrnehmen als Männer. Und tatsächlich zeigen zahlreiche Studien, dass Frauen im Durchschnitt den besseren Riechsinn haben und das in jedem Lebensalter. Welche Faktoren dies beeinflussen und inwiefern sich auch der Körpergeruch zwischen den Geschlechtern unterscheidet, erfahren Sie in diesem Artikel.

Forscher der Universität Rio de Janeiro (Brasilien) fanden bereits vor einigen Jahren heraus: Frauen besitzen im sogenannten Riechkolben, einem Teil des Gehirns, der Geruchsinformationen verarbeitet, rund 40 Prozent mehr Nervenzellen als Männer. Diese höhere Dichte an Riechzellen macht sie empfindlicher für Düfte – auch für solche, die Männer oft gar nicht wahrnehmen.

Auch andere Untersuchungen bestätigen das. Besonders gut schneiden Frauen in Tests ab, bei denen sie verschiedene Gerüche unterscheiden, wiedererkennen oder in ihrer Intensität bewerten sollen. Das gilt besonders für Gerüche wie Vanille, Rosen oder bestimmte Körpergerüche.

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Warum Frauen besser riechen, hat auch mit Hormonen zu tun, vor allem mit dem Östrogenspiegel. In der ersten Zyklushälfte, wenn der Östrogenspiegel steigt, reagieren viele Frauen besonders sensibel auf Gerüche. In der Schwangerschaft steigert sich die Riechleistung nochmals. Manche werdenden Mütter reagieren dann extrem empfindlich auf Parfüm, Zigarettenrauch oder bestimmte Lebensmittel.

Nach den Wechseljahren lässt die Riechfähigkeit zwar etwas nach – bleibt aber meist noch über dem Niveau der Männer gleichen Alters.

Manche Forscher vermuten, dass die stärkere Riechleistung der Frauen evolutionäre Wurzeln hat. In der Frühzeit der Menschheit könnte sie ihnen geholfen haben, verdorbene Nahrung zu erkennen, Gefahren frühzeitig zu wittern oder das eigene Kind am Körpergeruch zu identifizieren.

Zudem reagieren Frauen sensibler auf sogenannte soziale Gerüche, also Gerüche, die mit Emotionen oder zwischenmenschlichen Signalen verbunden sind. Dazu gehören etwa Schweiß bei Stress oder Pheromone, also Botenstoffe, die unsere Partnerwahl beeinflussen könnten.

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Geruchssinn: Die Nase ermöglicht es uns, Gerüche wahrzunehmen, indem sie Duftmoleküle aus der Luft aufnimmt und diese Informationen an das Gehirn weiterleitet. (Quelle: simarik/getty-images-bilder)

Männer riechen anders – im doppelten Sinn

Nicht nur die Riechleistung unterscheidet sich – auch die Geruchsabgabe. Der Schweißgeruch von Männern enthält mehr bestimmte Fettsäuren, die beim Zersetzen durch Hautbakterien intensiver riechen. Frauen nehmen diese Unterschiede meist schneller und deutlicher wahr.

Spannend dabei: In Studien zeigte sich, dass Frauen den Schweißgeruch ihres Partners oft unter Dutzenden anderen Männern herausriechen konnten. Männer dagegen schnitten in solchen Tests deutlich schlechter ab.

Allerdings gibt es große individuelle Unterschiede. Rauchen, chronische Nasenentzündungen, Diabetes oder neurologische Erkrankungen wie Parkinson können den Geruchssinn bei beiden Geschlechtern beeinträchtigen. Auch bestimmte Medikamente können den Geruchssinn dämpfen.