Widerstand gegen Pläne
EU will Beipackzettel auf Papier abschaffen
13.08.2025 – 12:58 UhrLesedauer: 2 Min.

Die EU will den Beipackzettel auf Papier abschaffen. Gegen das Vorhaben regt sich Widerstand.
Die EU-Kommission plant, Packungsbeilagen für Medikamente künftig verstärkt digital bereitzustellen, etwa per QR-Code auf der Verpackung oder über zentrale Online-Plattformen. Ziel ist es, Informationen schneller zu aktualisieren, leichter lesbar zu machen und barrierefreie Formate wie Audiofassungen oder Übersetzungen in andere Sprachen anzubieten. Zudem ließe sich so eine große Menge Papier einsparen, in Deutschland schätzungsweise rund 9.000 Tonnen pro Jahr.
Befürworter sehen darin einen Schritt hin zu einer moderneren Patienteninformation: Digitale Beipackzettel sind jederzeit verfügbar, auch wenn die Verpackung nicht mehr zur Hand ist, und können offline abgespeichert werden. Besonders für sehbehinderte oder blinde Menschen bieten sie durch barrierefreie Versionen klare Vorteile.
Doch in Deutschland regt sich deutlicher Widerstand gegen einen vollständigen Umstieg. Apotheker- und Sozialverbände warnen vor neuen Barrieren, insbesondere für ältere Menschen. Laut Statistischem Bundesamt hatten 2024 noch rund 2,8 Millionen Menschen zwischen 16 und 74 Jahren nie das Internet genutzt – bei den 65- bis 74-Jährigen sind es sogar zwölf Prozent. Für diese Gruppe wären rein digitale Lösungen praktisch nicht zugänglich.
Thomas Preis, Präsident des Apotheker-Spitzenverbandes ABDA, sagte der Funke Mediengruppe: “Elektronische Packungsbeilagen können die gedruckten Packungsbeilagen ergänzen, dürfen sie aber nicht komplett ersetzen. Jeder muss sich barrierefrei über sein Arzneimittel informieren können. Das ist gerade auch bei Notfällen wichtig.” Preis wies darauf hin, dass einige ältere Menschen vielfach keinen Zugang zu digitalen Anwendungen hätten.
Ähnlich äußert sich die Präsidentin des Sozialverbandes VdK, Verena Bentele: “Mein Plädoyer lautet: gedruckt und digital, damit niemand abgehängt wird.” Es sei entscheidend, dass alle Patienten weiter Anspruch auf einen gedruckten Beipackzettel haben.
Die Debatte ist Teil einer umfassenden Reform des europäischen Arzneimittelrechts, die nach der Sommerpause in Brüssel zügig vorangetrieben werden soll. Ziel ist es, den Pharmasektor wettbewerbsfähiger zu machen und die Versorgungssicherheit in Europa zu stärken.